Rumänien West- und Südkarpaten 2006

1.Woche

25.August. Wir sind in Negreni angekommen und haben unsere Zelte gerade aufbauen können bevor es heftig anfing zu regnen. Der Tag fing schon anders an als erwartet. Wir wollten um uns um 10:00 in Brasov mit Antonio und Gruia treffen, um dann gleich fahren zu können. wir benötigen noch ein paar Karten, die gestern ausgedruckt werden sollten. Wegen der Bärenfangaktion hatte aber dann keiner Zeit und so mussten wir sie am Morgen organisieren. Wir kamen erst nach 12:00 von Brasov weg und benötigten fast 8 Stunden für 350km zum Startort im Norden des Apuseni Gebirges. Es wurde gerade dunkel und wir haben die Regenwolken kommen sehen. Das ganz neue Zelt Thor 3 benötigt beim ersten Aufbau etwas mehr Aufmerksamkeit, so dass ich mein eigenes Zelt nicht mehr vor dem Regen aufbauen konnte. Diana, hatte mir unterwegs geschrieben, dass sie mit Thomas, Wolfgang und Thyra schon um 22:00 kommen. Wir hatte selber noch nichts gegessen standen im Regen und ich bin um 21.45 nach Huedin zum Bahnhof gefahren, um die 4 mit dem Renault abzuholen. Mittlerweile haben wir im Licht der Taschenlampe gesehen, dass zwei der Zelte halb im Wasser stehen, dass sich in Pfützen gesammelt hatte. Wir sind folglich im „Welcome Rain-Camp“. 

26.August: Die Nacht war durchwachsen, und eines der Zelte hat entweder geleckt, oder die Lüftung war nicht geöffnet, so dass sich Kondenswasser gebildet hat und es im Zelt tropfte. Der Morgen war noch wolkenverhangen und für das kleine Dorf neben uns kam ein Wagen und hat Brot verkauft. Wir haben uns in die Schlange eingereiht. Der Tag war mit vielen Vorbereitungen und kleineren Dingen gefüllt. Den Computer musste ich mit neuer Hardware für den Internetzugang vorbereiten, ich habe ein paar Kleinigkeiten an den Fahrzeugen repariert und wir haben die Zelte jetzt im trockenen imprägniert und alles für die nächsten 6 Wochen umgepackt. Das schöne ist, es ist selbst im Regen nicht kalt, auch gestern Abend im strömenden Regen konnte man problemlos in Sandalen und kurzer Hose herumlaufen.

27.August: zwei Wolfslosungen gefunden! Das Wetter zeigt sich gleich schon am Morgen von der schönen Seite. Um 8:00 wollten Paul und Iloana von Apuseni Experience zu uns stoßen und den Tag mit uns wandern. Apuseni Experience ist Mitglied im Ökotourismusverband und veranstaltet verschiedene Programme im Apuseni Gebirge, welches wir die nächsten Tage durchwandern wollen. Zusammen starten wir zur ersten Wanderung, zum eingewöhnen als Tageswanderung. Wir müsse gleich über 400m ansteigen und haben von oben eine phantastische Aussicht über das Tal mit unserem Lager und die Hügel rings herum. Wir wandern nun fast genau nach Süden und wollen am späteren Nachmittag Jürgen und Gruia am See Lacul Floroiu treffen. Ich hatte keine Ahnung, dass wir praktisch durch lauter kleine Streusiedlungen wandern. Eine sehr schöne Wanderroute an vielen einsamen Häusern und Siedlungen vorbei. Das kostete viel Zeit zum Fotografieren. Als wir uns zur Mittagspause hingesetzt hatten kam ein Mann und hat uns zu sich genommen, damit wir Wasser auffüllen können. Dabei hat er uns gleich mit Äpfeln versorgt. Der Weg wurde sehr lang. Gruia kam uns entgegen, denn er musste uns mit dem Renault zum Lagerplatz bringen das östlich auf halber Seehöhe aufgeschlagen wurde. Es gab kam Platz für ein Lager mit 6 Zelten. Also 5 sind in den Renault und der Rest ist mit mir zur Straße. Auf dem Asphalt habe ich mir dann tatsächlich gleich zwei Blasen gelaufen. Das Lager war mitten im Wald auf einer kleinen Lichtung an einem Bach. Paul und Iloana haben uns erzählt, dass Apuseni Gebirge sehr bekannt für die vielen Höhlen ist. Einige befinden sich auf unserer Wanderroute.

28. August: Es ist bewölkt und ca. 10 °C. Die nächsten drei Tage werden wir ohne Backup Team auskommen müssen. Wir wandern von Nord nach Süd quer durch den Apuseni Nationalpark. Zunächst umlaufen wir den See und folgen dem Tal im Süden. es wird wärmer und wir kommen gegen 14:00 an die Abzweigung, die uns auf den Kamm mit einem Panoramaweg bringen soll. Da wir nicht wissen ob es oben auf dem Kamm Wasser gibt, schleppen wir zusätzlich 4 l Wasser mit hoch. Antonio, der zweite rumänische Student, ist fit und übernimmt die Last. Nach ca. 45 min sind wir oben angekommen. Es gibt hier Rinder und Schafe, also auch Wasser. da es nebelig ist, sehen wir nicht viel und müssen zunächst versuchen einen Lagerplatz zu finden. Nach einigen hin und her finden wir einen Lagerplatz halb unter einer Fichte und bauen die Tarps auf. Während ich das Essen zubereite wollen Wolfgang, Thomas und Diana Wasser holen gehen, doch der Schäfer sagt, dass es nicht trinkbar sei. Wir haben gerade noch genug bis zum Frühstück. Kaum hatten wir unsere Suppe fertig fing es an zu regnen. In einer Regenpause kamen Rinder an und wollten genau durch unser Lager. So mussten wir raus, um die Rinder umzuleiten, was mit ein paar Stöcken in der Hand und wirkungsvoll funktioniert hat. Dann begann der lange Regen des Abends, teilweise richtig heftig. Das hat aber im Schlafsack eingerollt auf der Isomatte niemanden gestört. Schäfer sind noch vorbeimarschiert und einer der Hunde wollte eine Tasse auslecken als Shira in entdeckt und wütend das Lager verteidigt hat. Diana und Thyra haben ein Lied komponiert. Irgendwann als es dunkel wurde sind alle müde geworden und nach ein paar Witzen eingeschlafen. In der Nacht klärte es auf und ich konnte den Sternenhimmel sehen.

29. August: Wolfslosungen gefunden! Ich wachte um 6 Uhr auf und bin um 6:30 mit Shira zum nächsten Bach gelaufen. Es war bewölkt, aber trocken und ich hatte eine herrliche Aussicht in die Nebelverhangenen Täler. Die Tarps waren noch nass, und nach dem Frühstück haben wir alles zusammengepackt und sind aufgebrochen. Das erste Stück war ganz leicht, bis zum Bach. jetzt sollte es noch 250m hoch gehen und dort sollten wir eine noch schönere Aussicht haben. Leider hing alles in den Wolken. Schon während dem Anstieg fing es leicht an zu regnen. Ich wollte meine Regensachen nicht anziehen und hatte gehofft, dass es bei ein paar Tropfen bleibt. Das bleib es nicht, und ich bin in kurzer Hose und Regenjacke weiter, Antonio ebenso. Der Regen lies aber nicht nach, sondern es wurde immer unangenehmer. Auf dem Kamm angekommen, sah man kaum 50 weit, ein starker kalter Wind blies und der Regen lief jetzt an meinen Beinen von oben in die Schuhe. keine Möglichkeit die Regenhose anzuziehen, ohne alles nass zu machen. Ohne eine Pause machen zu können mussten wir immer weiter. Unterwegs treffen wir noch zwei große Herden mit Pferden, die gerade umgesiedelt werden. Man kann nur ahnen welche schöne Aussicht wir bei gutem Wetter hätten. Irgendwann um 3 Uhr hört es auf zu regnen, meine Schuhe sind zwar nicht vollgelaufen, aber meine Hose und Unterhose ist ziemlich nass. So entscheide ich mich dazu, jetzt schnell die Regenhose anzuziehen, was sich kurze Zeit später als eine gute Entscheidung herausstellen sollte. Auf der anderen Seite des Berges angekommen wird es noch schlimmer. Wir wollen zur Berghütte Padis, finden aber den rechten Weg nicht und stehen vor eine Hütte im Nebel. Antonio und ich gehen hin und ein freundlicher Mann kommt raus und öffnet uns die Tür zu diesem Forsthaus. Er ist der Aufpasser. Diana, die sehr müde war, und eigentlich alle waren froh, dass wir jetzt kein Tarp aufbauen mussten.

30.August: Wir hatten in der Hütte einen geselligen Abend und unser rumänischer Freund war froh mal etwas anderes tun zu können. Mir war es im Haus zu stickig und weil es aufgehört hatte zu regnen, habe ich auf der Veranda geschlafen. Am nächsten Morgen standen wir in einem herrlichen Tal. eine Art Steppe mit vielen Wasserlöchern, teilweise fast wie in der Tundra umsäumt von den Bergen und Wäldern. Das Grass leuchtet goldgelb. Ich bin mit Sandalen auf den nächsten Hügel, um mir von dort eine bessere Übersicht zu verschaffen. Unglaublich schön. Obwohl wir die nassen Sachen zum Trocknen in die Hütte von dem Rumänen gehängt hatten, war eigentlich nichts wirklich trocken. Wozu auch, denn ab Mittag sollte es wieder regnen. Amüsant war, dass ich hier oben die Erica Stanciu und Mugor Pop später an der Padis Hütte getroffen habe. Erica arbeitet für das Donau Karpatenprogramm vom WWF und Mugor Pop hat einen Reiterhof bei Klausenburg und ist Mitglied im Ökotourismusverband. Ich kenne beide. Auf dem Weg von der Padis Hütte zur Strasse bei Vartog wollten wir eine der größten Höhlen anschauen. Es fing allerdings wieder an zu regnen und nicht alle hatten jetzt Lust den Steil Berg runter zu laufen. Antonio, Melanie und Thomas sind runter und ich bin mit Shira noch hinterher. Der Abstieg war aber derartig rutschig auf Felsen und Shira hat ständig gezogen, dass ich zurück bin. Thomas kam kurz darauf zurück, während die zwei Anderen noch weiter rein sind. Er erzählt, dass es mit Hund völlig unmöglich wäre dort runter zu gehen. Nach insgesamt fast zwei Stunden warten, kam Antonio und Melanie mit Gruia zurück. Gruia ist vom Wagen um 7:30 aufgebrochen, irgendwie quer durch den Wald und hat Antonio in der Höhle getroffen. Es regnet immer stärker und wir sind froh, dass es jetzt weiter geht, noch ca. 10km zum Auto. Als wir endlich ankommen sind wir wieder nass und durchgefroren. Jürgen hat die Zelte schon aufgebaut, aber der Untergrund ist ziemlich nass. 

31.August: Sturm, Nebel und Dauerregen, auf der Wiese steht das Wasser teilweise cm hoch und es sind nur 5°C. Auf 1800m soll der erste Schnee gefallen sein. Da mein Zelt noch gar nicht stand und die Fahrzeuge an der Straße stehen, musste ich im Auto übernachten. Nicht unpraktisch, theoretisch, dafür konnte ich in dem Wagen mit all den feuchten Sachen, den Socken, die auf der Wäscheleine hängen fast über meinem Gesicht nur sehr schlecht schlafen. Obwohl ich nur 20m neben den Zelten und dem aufgebauten Tarps stehe kann ich sie am Morgen fast nicht sehen. Der Wind ist so stark, dass er den Regen durch die Lüftung der Zelte nach innen drückt. Ich entscheide mich dazu, dass wir zum nächsten geplanten Ziel mit den Fahrzeugen fahren. Alle bleiben in ihren Zelten und schlafen. Dort ist es wenigstens warm und trocken. Ich koche den Tee und bereiten das Frühstück, bevor ich mit Gruia losfahre, um die Lage weiter unten zu prüfen und einen geeigneten Lagerplatz zu finden. Wir finden einen Platz südlich von Vascau hinter einem abgelegenen ehemaligen Restaurant. Zurück im Regenlager wecke ich alle auf und wir versuchen die Zelte unter dem Tarp so abzubauen, dass die Innenzelte nicht völlig durchnässen. Da wir im Moment noch viele Marmot Regenjacken dabeihaben, die wir in Rumänien verschenken, haben wir dem Wolfgang, der Thyra, Diana und Thomas mit trockenen Regenjacken ausgeholfen. Als wir es geschafft haben, und unten im Tal angekommen sind, fing es auch hier an zu regnen und meine Teilnehmer haben entschieden in eine Pension zu gehen, um wieder halbwegs trocken zu werden. Deswegen sind wir nach Stei in ein Hotel gefahren, haben dort in einem Restaurant vergnügt gegessen. Nur ich selber habe dann draußen übernachtet, an der frischen Luft ohne einen tropfen Regen.

01.September: Um 8 Uhr war ich wieder am Hostel und wir sind gegen 10 Uhr aufgebrochen zum eigentlich geplanten Lagerplatz, dort hatte ich auch übernachtet. Von dort konnten wir dann direkt die letzte Etappe der Woche in Angriff nehmen auf einem Forstweg der uns zunächst nach Cristioru de Jos geführt hat. Ganz gemütlich ohne Regen und alle waren bester Stimmung. VOn dort ging es über einen schlammigen Weg durch die Hügel, die sehr extensiv bewirtschaftet sind. Uns kamen zwar Wasserbüffel entgegen, aber Spuren von Wildtieren waren wegen des vorhergegangenen Regens kaum zu erwarten. Dafür sind wir von einem Natursnack zum nächsten gewandert. Pflaumen, Äpfel, Beeren, auf dem gesamten Weg bis nach Calugari. Dort rollten uns riesige Fässer entgegen, die für die ganzen Pflaumen gedacht sind. Das gesamte Dorf war umgeben von diesen Früchten. VOn hier geht es nach Süden weiter vorbei an dem Mönchskloster Izbuc. Ein Mönch mit einem Blaumann, der gerade einen Dacia repariert beschreibt uns, wie wir bis nach Avram Iancu weiter kommen. Die Leute in den Dörfern sagen uns auch, dass sie hier wenig Wildtiere haben, und Wölfe und Bären oben in den Wäldern seien. Nur Wildschweine seien hier viele, die sich an den heruntergefallenen Pflaumen bedienen. Um 13:00 schickt mir Jürgen die Koordinaten vom Lager und gegen 15:00 kommen wir in einem schönen Tal, dort wo zwei Bäche zusammen fließen am Lager an. Die Zelte sind zum Trocknen auf den Kopf gestellt und es scheint die Sonne. Hier werden wir bis Sonntag bleiben. Am Abend machen wir ein großes Lagerfeuer und der einheimische Palinka löst die Zunge für den nächtliche Lagerfeuermusik. Wölfe haben darauf nicht geantwortet.

2.Woche

2.September: Nach dem langen Abend, sind Wolfgang, Diana, Thyra und Thomas um 9:00 aufgebrochen, auf dem Weg nach Deva zum Zug. Gruia fährt sie hin und ebenso verlässt uns Anotonio für 1 Woche um zwei Prüfungen an der Universität in Brasov zu schreiben. Karin ist schon in Deva und hat sich gestern in einer Pension niedergelassen. Klaus und Jürgen sind noch mit dem Bus unterwegs. Um 13:45 schickt mit Klaus eine SMS, dass der Bus wohl 4 Stunden Verspätung haben wird. Jürgen und ich haben es uns am Vormittag im Lager gemütlich gemacht. Ich habe im Bach gebadet und wir haben ein wenig Ordnung gemacht in der Ausrüstung. Um 14:00 bin ich aus dem Tal rausgefahren, um eine Funkverbindung zu bekommen für den Internetzugang. Seitdem schreibe ich am Tagebuch. Der Bus von Klaus und Jürgen kam ca. um 21:30 Uhr in Deva an. Wir haben uns schon Sorgen gemacht, dass etwas passiert ist. Kurz vor Mitternacht bin ich mit dem Land Rover ins Dorf gefahren, weil es rechts schwer ist sich dort zu orientieren. Da kam mir Gruia müde entgegen mit alle Mann an Bord. Wir haben uns noch ein wenig ans Feuer gesetzt, bevor wir uns in die Zelte verkrochen haben.

3. September: Gemütlich lies ich den Tag anlaufen. Die Sonne schien bald und vertrieb den Nebel im Tal. Erst nach 10:00 sind wir los zunächst ein Stück durch das Dorf Avram Lunca bevor wir uns nach Westen gewandt haben Richtung Zimbru. Ich habe einige Leute fragen müssen um den Weg, der ohne jegliche Markierung war zu finden. Ein gutes Stück ging durch den Wald und weil es sehr warm war, war jeglicher Schatten willkommen. Diesmal war unser Weg mit Apfelbäumen gesäumt, sogar einen Pfirsichbaum hat Klaus entdeckt. Sehr spannend wurde es den Pfad durch die Wälder und über die Hügel nach Zimbru zu finden. Ich habe nur eine Karte im Maßstab 1:200 000, auf dem ein paar Pfade eingezeichnet sind, aber lange nicht alle. Von der Abzweigung an der Dorfstraße mussten wir nur nach Süden laufen. So ähnlich haben wir es auch getan, bis wir oben auf dem Kamm des Hügels waren. Das war ein Anstieg von ca. 280m auf 500m. Oben war ein Weg und der eigentliche Grund warum ich auf den Hügel gegangen bin wurde jetzt deutlich. Nur hier hatte ich eine Handyverbindung. Da es schon 16:00 hatte ich gehofft, dass Jürgen und Gruia mir schon die Koordinaten vom Lager schicken geschickt haben. Gutes Timing, sie kamen 5 min später per SMS. Noch 4km Luftlinie. Wir mussten im recht großen Bogen auf dem Kamm laufen bis wir an der richtigen Stelle ins Tal herunter konnten. Sehr viele Wildschweinspuren. Wir hatten heute auch zwei Dachsspuren gesehen. Wieder sind wir am Ende ca. 18km gewandert. Unser heutiges Lager liegt wie geplant im Tal südlich von Rastoci an einem kleinen Bach.

4. September: Gestern Abend hatte Gruia die Idee, vorbeikommende Kühe mit Brotresten zu füttern. heute Morgen meinten die Kühe sich an unserem Frühstück beteiligen zu können. Wir hatten Mühe, sie aus dem Lager fernzuhalten. Später, nachdem wir schon aufgebrochen waren, kamen noch Schweine und eine Kuh hat unseren Küchenschwamm gestohlen. Wir konnten frohen Schrittes das Tal hoch wandern und mussten dann auf den Kamm links von uns. Dort sollte ca. 700m links vom Tal ein Weg weiter nach oben führen. Wir marschierten bis wir irgendwie oberhalb Dumbrava waren. Es gab dort nur irgendwelche fragwürdigen Pfade und wir gingen bis zum Waldrand hoch nach Süden, unsere Hauptrichtung für heute. Die Aktion wurde eine Quer durch den Wald Wanderung. Um es etwas einfacher zu machen habe ich versucht Wildwechsel zu finden. Dann kamen wir auf den Kamm, auf dem endlich wieder ein Weg weiter nach Süden führte. Hier verabschiedet sich Gruia, der zurück zum Lager ging.  Wir kamen auf der Kuppe auf eine Alm durchsetzt mit Brombeerbüschen und Schlehen. Viele Pferdespuren waren hier zu finden und das Gras war kurzgeschnitten, einladend für eine Pause. Auf dem Kamm habe ich eine alte Wolfslosung gefunden. Nur noch Haare waren übrig. Der Weg auf meiner Karte war praktisch nicht vorhanden. So gingen wir nur meinem Gefühl und dem Kompass folgend durch die Wälder, folgten Pferdespuren und Wildwechsel. Gelegentlich zog eine Regenwolke vorbei. Ich habe für diesen Abschnitt bis zum Lager am nächsten Tag nur eine Karte im 1:200 000 Maßstab, ohne jede Höhenlinie oder sonstigen Hilfen. Wir umgingen einen 880m hohen Hügel. Südöstlich davon solle es in ein Bach gehen. So sind wir auch gelaufen, aber der Weg war völlig verschwunden. Wir folgten dem Tal und Bachverlauf, der zur Talstraße führen sollte. So war es und nach einigen Mühen kamen wir zu einem Rastplatz. Von hier ging es 6km in südöstliche Richtung der Talstraße folgend Taleinwärts, eigentlich fast bis zum Kamm hoch. Als wir auf dem Kamm waren, standen wir im hohen Gras am Rand einer Siedlung und am Ende des Rosi Tales. Wir sind ganz richtig gelaufen, waren aber schon recht müde. Hier wollten wir aber noch nicht lagern. Theoretisch gesehen, hätten wir nur ins Tal absteigen müssen und durch die Dörfer bis zur A7 der Hautverbindungsstraße zwischen Arad und Deva laufen können. Das war uns zu langweilig. Gut das wir nicht ahnten was jetzt kam. Wir gingen am Waldrand entlang und fanden einen alten markierten Wanderweg. Super. Der Weg wurde immer unwegsamer und wir mussten Wiesen durchqueren, die nicht mehr genutzt waren. Dort wuchs alles was Stechen kann, Brombeeren, Schlehen, Akazien, Weißdorn etc. Klaus, Karin und Jürgen hatten nur kurze Hosen an. Wir mussten die nächsten 1,5 Stunden quer durch. Völlig zerkratzt sahen wir dann eine kürzlich gemähte Wiese an einer alten Hütte. Dort wollten wir lagern. Irgendwo muss es hier auch Wasser geben. Eine Quelle habe ich 100 m unterhalb von uns gefunden im Wald. Nach all den Anstrengungen haben wir eine fantastische Aussicht und erholen uns im Mondschein für den nächsten Tag.

5. September: Es war eine warme Nacht, kaum Tau, keine Mücken und eine leichte erfrischende Brise. Die Sonne scheint um 8:00 auf unser Lager. Nach einem gemütlichen Frühstück geht es weiter, Wie schon gestern finden wir viele Spuren von Hirsch, Reh und insb. Wildschwein. Es ist sehr sonnig. Um 13:00 machen wir Mittagspause und nach meiner Kalkulation stelle ich fest, dass wir nur ca. 5km gewandert sind in fast 3 Stunden. Um mich neu zu orientieren muss ich häufig Karte, Kompass und Landschaft vergleichen. Der markierte Wanderweg macht zwar die Sache etwas leichter, doch wir wissen nicht wohin der Weg am Ende führen wird. Das Gelände ist äußerst schwer zu gehen, wegen dem ständigen Kampf durch das Gestrüpp. Die Brombeeren fesseln unsere Füße, die Schlehen und jetzt auch noch Rosen zerren an den Hosen und Hemden. Karin und Jürgen haben nach den gestrigen Erfahrungen doch lange Hosen angezogen. Am Morgen bekomme ich einen SMS vom Jürgen, dass die Achse vom Anhänger gebrochen ist. Die SMS hat er schon gestern losgeschickt, allerdings hatte ich fast keinen Empfang. Eine solche Kammwanderung beschert zwar schöne Aussichten, doch sie geht laufen rauf und runter, und in guter rumänischer Manier, nimmt der Weg jeden Gipfel, jede Kuppe mit. Den markieren Wanderweg mussten wir schon verlassen und sind kurze Zeit später auf einen noch älteren Weg gestoßen. Um 16:00 erfahre ich, dass Achse wieder repariert ist, und bekomme die Koordinaten vom geplanten Lager. Noch 12km Luftlinie. In 6 Stunden sind wir gerade 7km gewandert. Ich schaue in die Gesichter meiner Mitwanderer und entscheide, dass wir den schnellsten Weg auf dem Gestrüpp ins Tal nehmen mit dem neuen Ziel Petris. Kurz darauf stoßen wir auf einen frisch befahrenen Forstweg und denken jetzt geht es endlich schneller. Wie man sich doch täuschen kann. Per SMS gab ich die Mitteilung an das Backup Team, dass uns jemand in Petris abholen soll. Der Forstweg führte auf einen Kamm, mit einer Wiese. drei andere Wege schlossen sich an. Wir nahmen den vielversprechendsten, zumal er genau in unsere Richtung führt. Das ging nicht lange gut, der Weg war wieder überwuchert. Dann entschlossen wir uns in den Bach zu gehen und dem Bachlauf bis zur Forststraße zu folgen. Dort konnten wir dann endlich auch unsere leeren Wasserflaschen füllen. Gut, dass wir den neuen Filter dabei hatten, denn das Wasser war sehr trüb. Der Bach war mit Bruchholz fast unpassierbar und die Ufer steil. Nachdem wir ein paar 100m uns durchgekämpft haben sind wir wieder den Hang hoch, in der Hoffnung oben einen Weg zu finden. Steil, schwitzig und rutschig, aber wir kamen bis zu einer Wiese. Es ist wie verhext, dass Grass mannshoch, fast unsichtbar darin versteckt die Brombeerranken und wir müssen noch weiter steil hoch, mitten in der Sonne. Selbst die Shira schleicht nur noch hinter her. Oben endlich ein Weg, eine kleine Mähmaschine also sind hier Leute. Heißt, es gibt Wege ins Tal. Auf der Karte kann ich unsere Position genau bestimmen, doch der beste Weg runter ist eher ein Rätsel. Wir machen eine Pause und folgen dem Weg und stoßen völlig unerwartet auf einen bewohnten Bauernhof. Ein alter Mann und eine alte Frau kommen nicht weniger überrascht heraus. Ich frage nach dem Weg, und neben den sonstigen Geschichten, die er mir erzählt, erklärt er mir, dass wir in den Bach östlich müssen, dann wieder auf den nächsten Kamm und dort gibt es einen kleinen Pfad runter ins dahinter liegende Tal. Dort gibt es eine Talstraße, der wir nach Petris folgen können. Es ist mittlerweile 18:00 und er sagt, wir benötigen rund 2-3 Stunden. Die Frau erklärt dann noch, dass der Weg besser über den nächsten Kamm führt und wir auf dem Kamm bis ins Tal laufen können. Ich rufe Gruia an und erkläre ihm, er soll in ca. 2 Stunden nochmals nach Petris kommen. In den Bach runter war einfach, dann ging es wieder hoch, leider wieder ohne Weg. Oben war dann endlich der Kammweg, der uns zwar noch einiges an nicht mehr vorhandene Energie kostete, aber abwärts führte. Die Motivation bald unten zu sein trieb uns voran. Ich hatte keine Ahnung, dass man so lange von 500m auf ca. 150m benötigt. Am Ende warf uns der Wald nochmals ein paar Dickungen entgegen aber als wir rauskamen, waren dort Rinderspuren und sah in der Ferne ein Straßenschild mitten in der Wiese. Noch ca. 3km ging es dann auf der harten Forststraße nach Petris, bevor Gruia uns mit dem Wagen entgegenkam. Diese Tour heute war vermutlich eine der schwierigsten Touren. Wir sind insgesamt nur ca. 15-16km gelaufen, aber auf fast undurchdringlichen Wegen, Wiesen und Wälder. Im Gegenzug haben wir eine Hirschkuh mit Kalb gesehen und Wildschweine direkt vor uns.

6.September: Nach der Anstrengung der letzten beiden Tage, habe ich entschieden, dass wir heute einen Relaxtag einlegen. Mit Gruia habe ich die Glühkerzen am Renault gewechselt, den rappelnden Auspuff anders befestigt und mich wie üblich an den Computer gesetzt. Wir befinden uns zwischen in einem kleinen Tal zwischen Toc und Iltei im Mures Tal. Karin hat geschaut, ob wir Zugang zur Mures haben, um dort eventuell schwimmen zu können. Klaus und Jürgen sind das Tal hochgelaufen und haben den Holzfällern zugeschaut. Später sind Gruia, Jürgen und Karin noch in den Wald auf Spurensuche gegangen. Jürgen kam bald zurück, denn es ging wieder nur durch Dornengestrüpp. Davon hatte er jetzt genug. Nach Besichtigung des Kartenmaterials und den Erfahrungen der letzten beiden Tage, muss ich feststellen, dass wir keine reelle Chance haben die Strecke so durchzuwandern. Denn vermutlich wird sich in dieser Gegend das Wegesystem nicht verbessern. Wir befinden uns abseits jeglicher aktuellen Wanderwege und meine Karten sind nicht geeignet, um damit quer durch weglose Wildnis zu gehen. Folglich werden wir entweder Tageswanderungen machen müssen oder mit dem Fahrzeug die geplanten Lagerplätze anfahren und von dort Exkursionen in die Umgebung machen.

7. September: Um 10Uhr hatte wir das Lager zusammengeräumt und sind mit den Fahrzeugen nach Ilteu gefahren, um den Fluss Mures überqueren zu können und um uns gute 10km Asphaltstrecke zu ersparen. Östlich von Caprioara sind wir dann von der Mures in ein Tal gewandert nach Bulza. Wir wollen diesen Wald und die Hügel durchqueren. Der Weg war zunächst ganz einfach bis nach Bulza. In diesem kleinen abgelegenen Dorf haben wir Äpfel und Pflaumen als erfrischenden Snack gegessen, die Gänse liefen über unseren Weg und ich konnte nach dem geeignetsten Weg über die bewaldeten Hügel fragen. Einer von Baggern zerfahrene Talstraße sollten wir folgen. Sie führte uns in den Wald und dort verlor sich der Weg in einer Anzahl verschiedener Wege. Am Ende sind wir nach Kompass praktisch quer durch den Wald gegangen, bis wir auf einer Kuppe mitten im Wald einen Traktorfahrer fragen konnten, wie es am besten weiter geht. Wir standen praktisch schon auf dem Pfad, sollten aber besser der roten Markierung der Forstgrenze folgen. Der freundliche Mann sprach so schnell, dass ich Mühe hatte ihn zu verstehen. Er hatte auch vergessen zu erwähnen, dass es mehrere rote Markierungen gibt. So kamen wir irgendwann ins Dorf Costeiu de Jos. Damit waren wir fast am gedachten Ziel des heutigen Tages, dachten wir. Ein Mann kam aus dem Haus mit einem Schäferhund, der mich sofort beruhigen wollte, dass er der Shira nichts tut. Diese Befürchtung hatte ich nicht, sondern ich haben ihm erklärt, dass die Shira gerade läufig ist. Ziemlich schnell, hat er seinen Rüden wieder in den Hof geschickt. Wir hatten noch ein nettes Gespräch, und ich war über meine eigenen rumänischen Sprachkenntnisse erstaunt. Am Ende sagte er noch, dass es hier wohl Wölfe gibt aber keine Bären. Wir zogen entlang der Eisenbahn weiter nach Osten. Auf der nächsten Wiese entdeckten wir eine Gottesanbeterin. In der Hoffnung, dass wir bald eine SMS bekommen mit den Koordinaten für das Lager erreichten wir bald darauf das Dorf Holdea und mussten mitten über einen Hof laufen. Kinder kamen, um uns zu sehen und der Vater erklärte uns wie wir am besten zur Hauptstraße kommen. Einfach die Dorfstraße hoch. Südlich davon hatte ich das Lager angedacht. Kaum waren wie den Hügel oben, erreicht mich die Nachricht, dass das Lager noch ca. 6km entfernt ist (Luftlinie), östlich von Ohaba. Es ist schon fast 16:00. Wir nehmen eine Abkürzung über die Wiesen bis Ohaba und unbewusst beschleunige ich den Schritt, um nicht noch 2 Stunden wandern zu müssen. Müde und schwitzend kamen wir dann in Ohaba an und Jürgen, Karin und Klaus statteten dem einzigen Laden gleich einen Besuch ab, um Getränke und Kekse zu kaufen. Dann ging es nochmals quer Feldein fast Luftlinie ca. 1km zum Lager, dass auch einer Wiese steht und neben dem Bach noch einen kleinen Wasserfall mit See hat.

8. September: Die Schäfer hatten Gruia erzählt, dass heute in Dobra, ein Nachbardorf ein Viehmarkt sei. Dort wollten alle hin. Ich bin am Lager geblieben, habe selbst ein Bad genommen und die Zelte getrocknet und abgebaut. Wir wollten nach dem Markbesuch zum nächsten Lager fahren und von dort eine Tagesexkursion machen. Auf meinen Karten sind keine Verbindungswege eingezeichnet. Als alle zurück wahren, haben wir doch entschlossen hier zu bleiben und nur mit einem Wagen ins Zielgebiet zu fahren, um eine Tagesexkursion zu machen. Gesagt getan, sind wir bis nach Luncanii gefahren und ins Tal gelaufen. Es schönes Tal, mit mehreren Rastplätzen für Wanderer, aber noch immer keine Hinweise auf Wolf, Bär oder Luchs. Gegen 17:00 sind wir zum Auto zurück und waren um 19:00 wieder im Lager. das gesamte Gebiet gehört zur Poiana Rusca. Wir werden hier nicht an einem Stück durchwandern können. Quer durch den Busch geht hier nicht mehr, weil die Hügel jetzt bis auf 1300m hoch gehen und dicht bewaldet sind mit sehr steilen Hängen. In der Nacht konnten wir eine leichte Mondfinsternis beobachten.

3.Woche

9. September: Hier kommt noch der Text. Auf jeden Fall sind Carina und Matthias in Deva angekommen, und Klaus ist schon fast wieder auf der Heimreise. Er fährt morgen von Deva zurück.

10. September: Wir schaffen es bis kurz nach 9:00 alles verstaut und verpackt zu haben. Wir fahren zum Dorf Ohaba, füllen die Wassertanks am Brunnen. Danach geht es weiter bis zum Start für den nächsten Wanderabschnitt durch Poiana Rusca. Einen kleinen Teil haben wir ja schon am Freitag gesehen. jetzt wollen wir bis auf den Sattel und von dort zunächst auf die Spitze Rusca auf fast 1400m Höhe zu wandern. Auf der Karte ist eine Straße über den Sattel eingezeichnet. Die verwandelt sich allerdings zunehmend zu einem Forstweg und Gruia hat alle Hände voll zu tun um den Renault überhaupt heile dort hoch zu kriegen. Irgendwo setzte er mit der Ölwanne auf. Glück gehabt, nur eine Beule. Der Land Rover fühlt sich hier allerdings erst richtig wohl, trotz des Anhängers. Eigentlich schaukelt er nur ganz gemütlich durch die Spurrillen und Schlammlöcher. Oben angekommen, stehen dort Wanderschilder aus Marmor. Da es mittlerweile schon Mittag ist, machen wir eine Pause bevor wir aufbrechen. Es geht gleich steil hoch aber auf einem gut sichtbaren markierten Wanderweg. Matthias, gerade aus Hamburg eingetroffen kommt arg ins schnaufen, gibt aber nicht auf und schafft es. Ein schöner Mischwald. Der Weg ist nicht oft benutzt warum die Brombeerranken den Weg schon bedecken. Wir finden einige Losungen, die ich eigentlich einem Hund zuordnen möchte, der Mäuse und Brombeeren gefressen hat. Teilweise ist der Weg etwas weich, und wir finden Spuren vom Hirsch und Wildschwein. Dann entdecken wir endlich mal eine Wolfsspur. Die erste schöne Wolfsfährte der Expedition. Mein Wolfsgeheule bringt leider keine Antwort. Nach 3 Stunden kommen wir auf den Kamm der offen ist und nur Blaubeeren und Wacholder wächst hier. Sehr weit will ich heute nicht mehr wandern und Gruia der Mitgekommen ist verlässt uns wieder nach der Pause. Als wir weiter wandern sind wir entweder nicht aufmerksam oder der Weg ist nicht weiter markiert, oder der eigentliche Weg verliert sich in den vielen Pfaden zwischen den Baubeeren. Das Resultat, wir kommen vom Weg ab und mit der schlechten Karte, die ich von der Region habe, möchte ich keine Experimente machen. Auf einer Weise halten wir an, und versuchen den eigentlichen markierten weg zu finden. Ohne Erfolg. Also entscheide ich mich dazu, dass wir hier lagern und am nächsten Tag nach Süden ins Tal absteigen und anstatt in Montana Rusca schon in Reschita rauskommen werden. Dafür haben wir eine sehr schöne Aussicht über die bewaldeten Hügel bis zu den hohen Bergen, der Anfang vom Retazatgebirge. Um 20:30 ist es so kühl, dass wir alle schon im Schlafsack verschwinden und die Aussicht von dort genießen, bevor wir einschlafen.

11. September: Die Nacht war lange, und weil unsere Wiese leicht abschüssig ist, mussten man regelmäßig in der Nacht wieder nach oben robben. Ich stehe als erster auf, und mache mit der Shira in Sandalen einen Spaziergang durch das feuchte Grass. Es gab schon den ersten Raureif, und Jürgen kommt mit seinem Schlafsack an die Grenzen. Es war ihm jedenfalls nicht mehr kuschelig warm. Es gibt Müsli mit Blaubeeren und nachdem die Tarps fast getrocknet sind geht es bergab. Als wir unten durch den Bach gehen, hat Matthias Probleme mit einem Knie. Gut, dass ich die Kniestütze dabei habe, die ihm auch hilft. Bis nach Rochita macht der Weg richtig Spaß. Dann geht es über 10km die Asphaltstraße runter bis zum Lager direkt hinter Montana Rusca. In diesem gesamten Tal wird Marmor abgebaut und verarbeitet. Jürgen und Gruia hatten eine höchst spannende Fahrt vom Kamm bis zu Lager. Die schon schlechte Straße nach oben wurde noch schlechter, bzw. veränderte sich zum Bach. Ich denke die Bilder sagen mehr aus als Worte.  

12. September: Wie geplant sind wir aufgebrochen. Ich hatte mich dafür entschieden, dass wir von Rau de Mori ins Retezat Gebirge starten. Unterwegs wollte ich noch die Nationalparkverwaltung anrufen. Wie es häufig im Leben ist, verlief es anders als geplant. Unterwegs hörte ich ein verdächtiges Quietschen und hielt mit dem Land Rover an. Das erst was wir sahen, dass die Abdeckung einer Radnabe am Hänger fehlte. Die Felge war warm, und das Rad saß lose. Ergebnis, das Radlager ist kaputt. Glücklicherweise hat uns Hans, der letztes Jahr und im Mai auf der Expedition dabei war und dem der Anhänger gehört noch ein Radlager mitgegeben. Wir konnten so nicht weiterfahren und wir suchten zunächst die gesamte Strecke nach der Schutzkappe ab, leider ohne Erfolg. Da werden wir eine Alternative finden müssen. Dann demontierte ich das Rad, um mir die ganze Sache mal richtig anzuschauen. Ergebnis, wir können mit dem Hänger keinen weiteren Meter mehr fahren. In Rau de Mori warteten schon die Leute vom Nationalpark auf uns und so schickte ich Grui mit dem Renault vor. Ein Glück, dass ich immer einen Werkzeugkoffer mit allen möglichen Sachen dabeihabe. Ich musste jetzt zunächst die alten Lager heraustreiben. Das hintere Lager war völlig zerfetzt. Das war schon nicht einfach, zumal ich mit meinem Werkzeug improvisieren musste. Meine Hände waren vom Öl schwarz, ich lag halb unter dem Hänger, bis wir auf die Idee kamen alles auszuräumen und den Anhänger auf den Kopf zu stellen. Es dauerte seine Zeit, und eines der neuen Lager konnte ich nicht richtig reintreiben. Außerdem habe ich kein Schmierfett dabei. Jetzt konnten wir zunächst bis zur Nationalparkverwaltung fahren und ich konnte mich ein mit dem Ranger und dem Biologen besprechen. Mittlerweile war es nach 16:00 und es macht keinen Sinn jetzt in die Berge zu wandern. Zudem musste ich zum nächsten Bankautomaten fahren, um Geld für die notwendige Reparatur zu holen. Also haben wir uns erst ein Lagerplatz gesucht und dann bin ich mit Jürgen nach Hateg gefahren, um dort Geld zu holen. In den nächsten Tagen muss der Hänger n die Werkstatt sonst hält der neue Radlager nicht sehr lange.

13. September: Nach dem der gestrige Tag für die Wanderung ausgefallen ist, sind wir heute mit leichtem Gepäck los und wollten die gesamte Tour für 2 Tage an einem Tag machen. Wir hatten unser Tal südöstlich im Tal von Rau de Mori aufgeschlagen. Auf der mit GPS Daten versehenen Wanderkarte ging der Weg direkt über den Kamm bis zum Ziel nach bei der Cabana Gura Zlata. Wir lernten schnell, dass was auf der Karte gut aussieht noch lange nicht leicht zu wandern ist. Die Wiesen und Almen werden seit Jahren nicht mehr benutzt und sind völlig überwuchert. Wo vor einigen Jahren eine Alm war, wächst jetzt ein Birkenwald und Gestrüpp umgeben von 1,50m hohen Grass. Der Anstieg vom Tal zum Kamm war derart steil, dass wir oben zunächst eine Pause benötigten. Die Hoffnung, dass der Weg auf dem Kamm besser wird, zerplatz schnell als wir bald vor dem ersten Feld aus Brennnesseln standen. Diesmal waren Gruia und ich in kurzer Hose. Der Weg ging wirklich über den Kamm, nicht nur, dass wir uns fortwährend in der Sonne regelrecht durchschlagen mussten, man nicht erkennen konnte wie buckelig der Boden war, sondern dass wir ständig rauf und runter mussten. Der zweite Teil der Strecke war mehr im Wald. Dort gab es zwar weniger Gestrüpp, dafür dichte Fichtenwälder die, nachdem die Beine zerkratzt sind nun die Arme zerkratzen. Noch immer hatte ich die Hoffnung, dass wir auf dem letzten Stück über die 1800m hohe Spitze einen besseren Weg finden werden. Wir alle wissen mittlerweile, es wird ein langer Tag und keiner schaute mehr auf die Uhr. Irgendwann standen wir vor dem 1800m Gipfel, komplett bewaldet. Gruia folgte einem erstaunlich gut sichtbaren Weg in den Wald. Ich sah noch einen anderen auf der westlichen Seite. Ich hatte bedenken, dass Gruias Weg nach Osten ins Tal zu einem Hotel führt, weg von unserem Ziel. Also hielt ich Gruia an und wollte nochmals zurück, um den anderen Weg zu testen. Allen gingen zurück, Gruia wollte quer durch den Wald auf den Gipfel abkürzen, was ich nicht bemerkt hatte. Schnell sah ich jedoch, dass der andere Weg ganz falsch war und programmierte das GPS Gerät. Dafür war Gruia weg. Wir folgten nun dem ersten Weg, der wirklich gut war. Wir fanden sogar noch eine Wolfslosung. Nach ca. 900m kamen wir auf eine Wiese, von der wir leicht zu unserem Weg queren konnten, ohne über die Spitze laufen zu müssen. Nur Gruia war nicht da. So musste ich doch hoch und habe Gruia auf dem Gipfel gefunden, der dort gewartet hat. Es ging jetzt nur noch Abwärts. Allerdings wurde es nicht einfacher. Es wurde noch schwieriger, denn es war sehr steil. Selbst Shira war am Ende. Nach einem langen rutschigen Abstieg, wie fast den gesamten Tag ohne erkenntlichem Weg kamen wir unten an einen Bach. Wie ich Gruia vorhergesagt hatte, wir haben Wasser, wenn wir unten sind. So war es kurz darauf standen wir auf einem Weg und waren bei Einbruch der Dämmerung auf der Straße. In dem Moment kommt Jürgen vorbei, um uns abzuholen. Auch die hatten keinen leichten Tag, obwohl sie nur ca. 20km fahren mussten. Das Radlager am Anhänger konnte in der Werkstatt geschmiert werden, und das früher schon abgebrochene Rad geradegerichtet werden. Dann auf der Fahrt knirschte es und das Rad war wieder ab, wie Jürgen erzählte haben sie nun den Anhänger auf den Gepäckträger des Land Rover gestellt. Das Lager war noch nicht fertig, zum Essen gab es nur eine schnelle Suppe in Dunkelheit, und ich musste mir Gedanken machen wie wir diese Probleme jetzt lösen können.

14. September: In der Nacht konnte ich nicht gut schlafen. Die Beine brannten von den Brennnesseln und den Kratzern und der Kopf arbeitete wie wir die Expedition ohne größere Unterbrechung fortsetzen können. Ich entschied mich dafür, dass wir den Anhänger in Einzelteile zerlegen, ich heute nicht ins Retezatgebrige wandere, sondern erst alles so geregelt bekomme, dass ich das Gefühlt habe so könnte es die nächsten 3 Wochen gehen. Gruia ging anstatt meiner mit Carina, Karin und Jürgen in die Berge. Ich wollte dann am Abend oder am nächsten Tag mit Jürgen von der anderen Seite entgegen kommen für ein paar Fotos. Ich fing schon um 7: Uhr an alles zu vermessen und zu planen. Alle packten vor dem Aufbruch mit an den Anhänger vom Dach zu heben. Matthias blieb im Backup Team und half wunderbar mit. Um 11 Uhr war der Anhänger zerlegt, und der Kasten stand ganz vorne auf dem Dachgepäckträger. Es kommt jetzt drauf an, dass das Gewicht möglichst gleichmäßig im Land Rover verteilt wird, um nicht alles Gewicht auf der Hinterachse zu haben. Die großen Alukisten passen genau in den Renault. Um 15:00 ist alles verstaut, verzurrt und wir können uns auf den Weg nach Petrosani und von dort bis nach Campu lui Neag machen. Unterwegs wollen wir noch eine weitere Wanderkarte kaufen. In Petrosani angekommen kaufen wir ein. Es ist unglaublich, aber wir können keine Wanderkarte vom Retezatgebirge finden. Es wird schon wieder dunkel, als wir am Ende des Tals westlich von Campu Lui Neag ankommen. Wir müssen noch ein Lager finden und in der Dunkelheit verfahre ich mich. Am Ende schlagen wir unseren Schlafplatz neben einer geschlossenen Hütte der Bergwacht auf. Ein paar Schnitten Brot und ab in den Schlafsack. Am nächsten Morgen müssen wir früh aufbrechen, um ersten ein Lagerplatz zu finden und noch zum Treffpunkt in den Bergen zu laufen. 

Karin schreibt für das Wanderteam: Am Donnerstag bringt uns Peter gegen 10.00 Uhr zum Ausgangspunkt unserer Wanderung ins Seengebiet des Retezat-Nationalpark. Wir finden ohne Probleme einen gut markierten Wanderweg und laufen zuerst nur leicht, dann etwas steiler durch einen Nadelwald bergauf. Nach etwa 2 ½ Stunden erreichen wir oberhalb der Baumgrenze einen Kamm, wo ein sehr kalter Wind geht. Wir sind froh, dass wir Handschuhe eingepackt haben. Etwas später finden wir entlang des Weges innerhalb einiger hundert Meter mehrere Wolfslosungen. Peter hat uns sein GPS-Gerät mitgegeben und so können wir die Fundstellen markieren. Nach einem kurzen Abstieg erreichen wir schließlich den Zanoaga-See, der tiefste Gletschersee in Rumänien. Hier legen wir unsere Mittagspause ein. Danach geht es weiter bergauf, bis wir schließlich, nach mehreren Photopausen, einen Kamm auf 2370 Meter erreichen. Von hier kann man schon das Ziel unserer Wanderung, den Bucura-See erkennen. Es geht nun über Felsgeröll ständig bergab, und um 18.00 Uhr sind wir am See angekommen. Hier befinden sich auch eine Hütte der Bergwacht und einige Zelte von anderen Wanderern. Während Gruia noch etwas zurückgeblieben ist, um Blaubeeren zu pflücken, bauen Carina, Jürgen und ich schon mal unser Tarp hinter einer schützenden Felsmauer auf. Die anderen Camper sowie die Leute von der Bergwacht fragen mehrmals nach, ob wir wirklich nur unter dem Tarp schlafen wollen, da es nachts sehr kalt werden könnte. Sie bieten uns an, jederzeit in ihre Hütte zu kommen. Nachdem auch Gruia im Lager angekommen ist, kochen wir unser Abendessen. Spaghetti mit Soße für Geschnetzeltes. Die Konsistenz erinnert Jürgen an Klebstoff, aber es schmeckt ganz gut. Da es außerhalb des Tarps nun sehr kalt wird, verkriechen wir uns bald in unseren Schlafsäcken.

15. September: Es ist noch dunkel, 6:30 als ich alle wecke, wir schnell alles packen und uns mit dem ersten Licht auf die Suche machen. Ein Glück, dass ich Wanderkarten auf meinem Rechner habe, und so konnte ich feststellen wo wir hinfahren müssen. Auf einer poltrigen und steinigen Straße schafften wir es bis die Schlucht Butii zu umfahren bis zum Ende der Straße. Von hier gingen wir alle drei los, nach einem schnellen Frühstück bis zur Cabana Buta, die nur noch 45min entfernt war. Matthias wollte nicht weiter mitkommen, denn wir müssen jetzt bis auf 2050m ansteigen, um den Treffpunkt am Bergsee Bucura zu erreichen. Das sind ca. 4 Stunden Wanderung. Jürgen und ich kletterten zunächst auf 1880m hoch und hatten von hier eine phantastische Aussicht. Allerdings mussten wir zunächst bis auf 1600m wieder runter, um von dort zum See zu wandern. Für Jürgen eine große Anstrengung, da er im Backup Team nur selten längere Wandrungen machen kann. Aber wir schafften es und kamen gegen 13:30 am See an. Dort warteten die anderen schon. Wir machten eine Pause, badeten die Füße im kalten Bergsee, bevor wir uns auf den Weg zum Auto machten. Der gesamte Wanderweg, ist der schönste den ich bisher auf der Expedition hatte und war gut markiert. 

Karin schreibt auch heute für das Wanderteam: Am nächsten Morgen hat es etwas Bodenfrost gegeben, aber keiner von uns hat gefroren. Noch von unseren Isomatten aus können wir mit dem Fernglas einige Gämsen am gegenüberliegenden Kamm beobachten. Nach dem Frühstück laufen Carina und ich zu einem weiteren kleinen Bergsee wo wir einige Fotos machen. Schließlich genießen wir wieder die herrliche Aussicht von unserem Lagerplatz aus und warten auf Peter und Jürgen, die uns hier treffen wollen. Gegen 14.00 Uhr treffen sie am See ein. Auch Jürgen macht noch einige Fotos, wir essen noch etwas Brot und Käse und machen uns schließlich auf den Weg ins Tal, wo Matthias auf uns wartet. Immer wieder bieten sich wunderschöne Ausblicke. Unterwegs machen wir kurz Pause an einer bewirtschafteten Hütte und folgen dann einem Fahrweg. Hier treffen wir dann auf Matthias, der bei den Autos auf uns gewartet hat und fahren zum Lagerplatz. Die Tour war ausgesprochen schön, die Gegend ist wirklich herrlich und zudem war es sehr angenehm, zur Abwechslung mal auf einem durchgehend markierten Weg laufen zu können.

4.Woche

16. September: Schon um 4:45 musste ich aufstehen und habe die Anderen geweckt. Carina, Matthias und Jürgen mussten um 7:30 am Bahnhof in Petrosani sein. Also Abfahrt vom Lager um 6:00. Um 10:12 sollte der Zug mit Thomas und Irene ankommen. Doch sie kamen erst um 12:45. Nachdem wir wieder am Lager waren habe ich mich gleich an den Rechner gesetzt, um Bilder und Tagebuch zu bearbeiten. Das wollte ich eigentlich schon in Petrosan machen, war aber so müde, dass mir die Tastatur vor den Augen verschwommen ist. So habe ich ein ruhiges Plätzchen gesucht und versucht zu schlafen. Also zurück am Lager konnte ich mich an die Arbeit machen, allerdings konnte ich nichts ins Internet hochladen, weil die Verbindung zu schlecht war.

Hallo zusammen mit Irene bin ich (Thomas) am Mittag gut aus Hamburg in Petrosani angekommen. Peter hat uns in gewohnter Zuverlässigkeit und Herzlichkeit am Bahnhof in Empfang genommen und uns zum Lager gefahren – traumhafte Lage auf einer schönen Wiese im Wald! Die Reise im Nachtzug von Wien war –zumindest für uns ältere Semester- schon ein Abenteuer für sich und wir waren froh, als wir mit nur 3 Stunden Verspätung unser Ziel erreicht hatten.

17. September: Von unserem schönen Lager konnten wir starten und folgten einer Forststraße in den Wald. Eigentlich sollte ein Pfad über den Kamm in die Berge führen, doch der sehr steil. So gingen wir nach Besichtigung eines kleinen Wasserfalls direkt den Hang durch den Wald hoch. Das war allerdings auch nicht besser. Nach 2 Stunden kamen wir endlich auf einem Weg an, der gut aussah, aber wie wir bald merkten nicht in die richtige Richtung führte. Also zurück und auf einen fast unsichtbaren Weg auf dem Kamm hoch. Von 1000m bis auf 1700m. Nachdem wir die Waldgrenze überschritten haben mussten wir den richtigen Pfad durch die Blaubeeren und Latschenkiefern finden. Es gab viele Pfade, weil die Einheimischen hier Blaubeeren pflücken. Laut Karte gab es eine alte Schäferhütte auf 1500m mit Quellen. Dort kamen wir gegen 18:00 an und bauten oberhalb unsere Tarps auf. Als ich den Kocher angeworfen hatte fing es an zu regnen und ein kühler Wind zerrte an den Tarps.

Thomas erzählt: Es ging gleich ohne Schonzeit für uns Neulinge mit Gepäck für drei Tage los; am Anfang der Tour stand auch noch ein steiler Anstieg quer durch den Wald, für den wir mehr als 2 Stunden benötigt haben. Das hat viel Kraft gekostet! Auch der übrige Weg gestaltete sich teilweise schwierig. So waren wir dann froh, als wir 8 Stunden unseren ersten Rastplatz erreicht hatten. Er lag sehr schön oberhalb einer verlassenen Hüttengruppe mit herrlicher Aussicht auf die Berge, die uns am nächsten Tag erwarteten. Leider zog schon bald Regen auf, der die ganze Nacht anhielt. In der Nacht waren mehrfach röhrende Hirsche zu hören.

18. September: Es regnete fast die ganze Nacht, aber nur leicht. Am früher morgen konnten wir das Spiel der Sonne mit dem Nebel und den Wolken beobachten. Zwischendurch hatten wir immer wieder Sicht über die bewaldeten Hügel und Wälder. Heute müssen wir bis zum markierten Wanderweg kommen, der vom Retezatgebirge runterkommen sollte. Wir fanden Wolfs- und recht frische Bärenlosungen, wir fanden auch einen Weg, der mit der Karte übereinstimmte, nur fehlte jegliche Markierung. Der Weg war recht leicht zu folgen, da er durch Almweiden ging und im Prinzip dem Kammverlauf folgte. Nach 16:00 wurde es immer kühler und dicke dunkle Wolken folgten uns. ich befürchtete, dass wir bald im nasskalten Regen wandern würden, und so entschied ich, dass wir ca. um 17:00 unser Lager aufschlugen, direkt neben einigen Wasserlöcher und einem kleinen Bach. Das Wasser war wegen der genutzten Schafweide nicht perfekt, aber unser Filter verwandelte es in trinkbares Wasser. Abgesehen von einem kurzen Sprühregen, hatten wir aber Glück, dafür wurde es so nebelig, dass man kaum 30m weit sehen konnte. Wir lagerten mitten auf dem Weg, da es dort eben war.

Thomas berichtet: Zum Frühstück gab es wieder eines der bekannten Highlights von Peters Touren: Müsli in Pfefferminztee! Damit starteten wir vergnügt in den neuen Tag. Wegen des noch leichten Regens und des Wassermangels wurde die Morgenwäsche sehr verkürzt, aber das konnten wir verschmerzen. Schon um 8.40 Uhr starteten wir auf einem Weg in den Wald.

19. September: Kein Regen die ganze Nacht, aber der Neben kroch fast bis in die Schlafsäcke. Die Temperatur sank auf ca. 7°C. Es dauerte eine Weile, bis die Sonne die Nebelfelder aufgelöst hatte. Unser Plan war, dem Weg bis nach Vulcan zu folgen, doch mussten wir dafür lange seitlich am Hang gehen. Das war für Irenes Fußgelenke zu viel. Der Weg war eh nicht zu finden. Wir haben auf der gesamten markierten Strecke ganze 2 Markierungen gefunden. Ich entschied mich dafür, dass wir früher vom Berg ins Tal gehen. Das sind noch immer 500mm Abstieg nach Lupeni. Ich teilte Gruia, der uns abholen sollte mit wo wir ungefähr in Lupeni runterkommen werden. Da Irene nur noch sehr langsam gehen konnte, bin ich vorgeeilt, um Gruia den Weg zu zeigen. Allerdings war er schon auf der Suche nach uns und es dauerte gute 10 Minuten bis er bei mir war. Mittlerweile waren alle anderen auch unten und so fuhren wir ins Lager. Allerdings fuhr Gruia nicht in die Richtung, in der ich das Lager geplant hatte. Ich wollte Petrosani südlich umgehen und Gruia fuhr direkt durch Petrosani. Jürgen hat ausversehen das Wochenendlager angesteuert, und so hatten sie ein Lager fast dort aufgebaut, wo ich erst am Freitag ankommen wollte. Sie waren wegen der Funkverbindung nur etwa 10km unterhalb. Nun denn, so werde ich die Route für die folgenden Tage umgestalten. Unser Lager ist auf der Straße zum See Vidrei, zwischen dem Lotru Gebirge im Norden und dem Parang Gebirge im Süden. Wir lagerten direkt an einem breiten Bach. In der Dunkelheit war ich abends nochmal am Wasser, damit Shira etwas trinken konnte. Auf der anderen Uferseite sah ich ein Tier entlanglaufen, dass einem Wolf sehr ähnlich sah, sich auch sehr ähnlich scheu verhalten hat. Ich habe die Stadtwölfe von Brasov schon oft am Bachufer durch die Stadt laufen sehen. Dieses Tier bewegte sich ähnlich, und als es sich entdeckt fühlte rannte es schnell weg. Da meine Kopflampe für diese Entfernung nicht stark genug war, konnte ich leider nicht genau erkennen, ob es ich nur um einen scheuen Hund gehandelt hat oder tatsächlich um einen Wolf.

20. September: Ich wollte in dieser Nacht meinen Biwaksack ausprobieren. Gegen 6 Uhr morgens fing es auch an zu regnen. Es war lauschig warm und trocken. Ich habe meinen Schlafsack und auch den Biwaksack immer offen und nutze ihn wie eine Decke. Das sollte sich bald rächen. Denn irgendwann fühlte ich es auf der Isomatte unter meinem Schlafsack plötzlich kalt und feucht an. Der Regen ist auf der Isomatte unter den Biwaksack und den Schlafsack geflossen. Schnell packte ich alles zusammen und legte mich unter das Tarp, dass wir am Abend am Land Rover aufgebaut hatten. Die heutige Wanderung sollte zu den Seen im Pangragebirge führen. Da wir nicht das vorgesehene Lager hatte wählte ich einen anderen Weg. Blauer Punkt. Steil ging es nach oben, fast 800m Höhenunterschied. Es war derartig schwül, dass man schon im Stehen schwitzt. Irgendwann kamen wir an ein verlassenes Schäfercamp und der bisher gut markierte Wanderweg war verschwunden. Blöderweise kam Nebel auf und ich konnte auch kaum erkennen, wo wir denn weiter müssen. Also gingen wir auf den Kamm vor uns. Dort sollten wir auf einen anderen aber schlecht markierten Weg stoßen. Ich musste immer ein wenig abwarten bis ich Sicht hatte, da ich auf der Karte keine GPS Koordinaten hatte und vor uns lauter Latschenkiefern den Weg versperrten. Im Nebel würden wir kaum einen Pfad durch dieses Dickicht finden. Einmal mussten wir umdrehen. Dann fand ich einen Durchlass und wir kamen in einen super schönen Kessel unterhalb der Felsen, mit goldenem Grass und einigen grünen Latschenkiefern besprenkelt. Es war so schön, in dem Moment hatte wir gerade Sicht, dass wir uns spontan entschieden hier zu bleiben, auf ca. 1930m Höhe. Alles über 2000m war in dicken Wolken gehüllt. Ohne Sicht, und ohne Weg wollte ich nicht über die glitschigen Steine über die steil abfallenden Gipfel steigen. Wir bauten schon um 15:00 unser Tarplager auf, und wollten dann in zwei Gruppen herausfinden, ob es einen anderen Weg zu den Seen gibt. Antonio und Karin sind los, um den eigentlichen Weg zu suchen. Thomas und ich sind los um einen direkten Weg über die Almwiesen und um die Felsnasen herum zu finden. Thomas und ich endeten im Gestrüpp als es anfing zu regnen. Schon bald konnte man kaum noch 20m weit sehen. Schon vorher machte Thomas die Bemerkung, dass man sich hier sehr leicht verlaufen kann, wenn es nebelig ist. Darüber machte ich mir weniger Gedanken, ersten habe ich Shira dabei, die uns zurückführen würde und zweitens habe ich ein gutes Orientierungsvermögen. Wir kamen auch ohne Umwege wieder zurück. Bei Antonio und Karin sah die Sache etwas anders aus. Erst gegen 18:30 kamen sie patsch nass zurück. Karin erzählt, dass sie in einen Bach gefallen ist. Ein Schneefeld haben sie oben auf dem Berg passiert und einen See haben sie gesehen. Sie sind im Nebel an unserem Lager vorbeigelaufen und kamen weiter unten auf den Weg, den wir vorher hochgekommen waren. Erst dort erkannten sie den Fehler. Es regnete den ganzen Abend bis in die Nacht. Um Zähne zu putzen etc. bin ich im dunklen nochmals raus und habe mich keine 10m vom Lager entfernt. Vom Lager war absolut nichts mehr zu erkennen. Eine unbedachte Drehung und man würde sich unweigerlich verlaufen und ohne es zu merken 2 m am Lager vorbeilaufen.

21. September: Es regnete am Morgen wieder, es waren ca. 6°C. Da wir uns entschieden haben bei dem Wetter und ohne Sicht nicht zu den Bergseen zu wandern mussten wir wieder runter und hatte daher viel Zeit. Erst gegen 7:30 ging ich in Sandalen das Teewasser holen. Das Nasse Gras wirkt wie ein Fußbad, uns solange ich mich bewege werden die Füße auch nicht kalt. Zurück am Lager steckte ich die Füße wieder in den Schlafsack und wir machten uns gemütlich ans Frühstück. Erst recht spät, nachdem es aufgehört hatte zu regnen hatten wir die Sachen gepackt und machten uns auf den Weg ins Tal. In der Nähe eines Schäfercamps fand Shira noch eine Wolfslosung und einige Knochenreste, die erst kürzlich abgenagt wurden. Schade, dass das Wetter nicht mitspielte und wir dieses schöne Gebirge nicht länger erleben konnten. Gegen 15:00 waren wir am Lager am Westende vom See Vidrei. Stellenweise sieht es hier aus wie in Kanada.

22. September: Ich habe heute meinen Biwaksack neu getestet und die ganze Nacht im Regen im Freien geschlafen. Es war super warm und es blieb trocken im Schlafsack. Erst gegen 10:00 sind wir wegen des schlechten Wetters aufgebrochen, um das erste Stück des Lotru Gebirge in Angriff zu nehmen. Wir sind fast 10km in einem immer schöner werdenden Tal gewandert bis wir auf 1700m Höhe waren. Jetzt mussten wir noch auf ca. 1900 rauf auf die Almwiesen. Ein kalter Wind blies uns um die Ohren und so sind wir nicht sehr lange oben geblieben. Schön war es trotzdem und wir haben Bärenlosungen gefunden und eine Losung von einem Fuchs mit Rotwildhaaren drin. Er hat wohl ein Wolfsriss gefunden und sich dort bedient. Ich habe einige male geheult, aber ohne Antwort zu bekommen. Der Abstieg sollte auf einem Weg erfolgen, der aber nicht zu finden war. So ging es mal wieder quer durch den Wald, bis wir auf eine matschige Forststraße kamen. Wir brauchten noch eine ganze Weile, bis nachdem wir wieder am See angekommen waren, um bis zum Lager zurückzulaufen. Die Wanderung wurde somit viel länger als geplant. Jürgen war die ganze Zeit am Lager und konnte nicht wirklich weg. Gegen Nachmittag kamen Sabine und Alex mit ihren Hunden im eigenen Auto an.

5.Woche

23. September: Es regnete, diesmal hatte ich den Biwaksack ganz geschlossen, so dass kein Tropfen Wasser hineinlief. Im Regen aufzustehen macht allerdings nicht viel Spaß. Nachdem Sabine und Axel schon da sind bin ich um 8:00 Uhr nach Simeria aufgebrochen, um Karin und Irene zum Zug zu bringen und gleichzeitig den Markus aus der Schweiz, Mona, Martin und Regina abzuholen. Die Fahrt nach Simeria dauerte länger als geplant, aber wozu gibt es SMS. Als wir angekommen sind, ging ich eben auf den Bahnhof und dann rief mich Markus. Da ich noch am Computer arbeiten wollte, am Lager hatten wir keinen Empfang, habe ich alle ins Kaffee geschickt. ich konnte mich bald anschließen, weil der Adapter für den Computer abgefallen war, und ich ihn nicht an die Autobatterie anschließen konnte. Nach dem Kaffe verabschiedeten wir uns und mit vollen Wagen ging es zurück zum Lager. Mittlerweile hat sich das Wetter gebessert und für die nächsten Tage ist schönes Wetter angesagt. Da ich selber noch nicht ins Internet konnte, bin ich diesmal mit dem Land Rover losgedüst, und musste tatsächlich 28km bis nach Petrosani fahren, um eine Verbindung aufbauen zu können. 28km hört sich nicht weit an, solange man nicht an eine Bergstraße mit den Serpentinen und den Schlaglöchern denkt. Erst mit der Dämmerung war ich zurück im Lager und konnte noch das lauwarme Abendessen genießen.

24. September: Ich hatte mich dazu entschieden, dass wir denselben Aufstieg ins Lotrugebirge nehmen, wie am Freitag. Nur die Straße haben wir uns gespart und haben sie mit dem Fahrzeug überbrückt. So waren wir nach ca. 2,5 Stunden schon auf 1900m und hatten herrliches Wetter. Nicht zu heiß und nicht zu kalt. Ab jetzt sollte der Weg über die Bergkuppen gehen. Alle die neu dazukamen klagten über Atemnot. Auf 2000m ist die Luft doch etwas dünner als auf Meereshöhe. Eine Vorbereitung für das Fagarascher Gebirge, das in der zweiten Wochenhälfte ansteht. Auf der Karte sieht es so aus, als ob man nur über runde Buckel läuft. Wenn man aber den 3. Buckel hochläuft geht einem langsam die Puste aus. Als Entlohnung steht man dann unerwartet vor einer Landschaft und einem Ausblick, die keiner von uns erwartet hat. Wir finden immer wieder Losungen von Wolf mit Haaren vom Hirsch, vom Wildschwein und von Schafen. Die Losungen der Bären machen deutlich, dass Meister Petz ähnlich wie wir die Blaubeeren bevorzugt. Der Wind frischt auf und wird immer kälter. Nach der Umgehung eines weiteren Buckels sind alle sehr müde und wir bauen mit drei Tarps eine Art Kuppel, die dem kalten Wind die ganze Nacht über trotzen soll. Problem Wasser. Für 8 Personen benötigt man einige Liter Wasser, erstens für die Suppe, zweitens für den Tee/Kaffee. Thomas, Martin und ich machen uns auf die Suche der Quelle, die am Hang seitlich ca. 1,5km entfernt angegeben ist. Kaum das wir loslaufen, zieht Nebel auf, und die Sicht sink auf wenige Meter. Sehr ungünstig denn so können wir unter Umständen direkt an der Quelle vorbeilaufen. Nach ca. 20min erkenne ich einen Seitenkamm mit einer Schäferhütte. Gerade rechtzeitig, denn dort finden wir auch Wasser. Der Weg zurück, fast in Dunkelheit und im Nebel war nicht einfach, weil man leicht am Lager vorbeilaufen konnte. Doch wir kamen genau richtig aus und es gab jetzt warme Suppe mit vielen Nudeln.

25. September: Die Nacht war unruhig und kalt. Die ganze Nacht flatterte das Tarp im Wind, der doch recht stark war. Der Morgentau froh am Tarp. Regina, die Kopfschmerzen hatte hat sich erholt, und nach dem Frühstück schien die Sonne. Wir gingen immer weiter nach Osten, wieder an der Quelle vorbei. Dort verstaucht sich Axel den Fuß. Mit Bandage und fester Schuhbindung konnte er zwar weitergehen, doch ich machte mir Sorgen ob wir jetzt absteigen konnten. Doch Glück im Unglück es ging gut. Wir kamen zwar langsamer voran, aber ich hatte Hoffnung, dass wir nicht abbrechen müssen. Der Wanderweg an sich war ganz leicht zu folgen, obwohl ich nur eine topographische Karte hatte fanden wir sogar alte Markierungen. Es gab noch eine neue Markierung in Form von Plastikbänder. Erst später entdeckte ich, dass dort KTM draufstand. Das erklärte auch die Spuren von Motorädern, die sich teilweise durch die Wiesen gegraben hatten. Zum Ende des Wandertages kamen wir an einer Schäferhütte vorbei, an der wir die zwei einzigen Wanderer begegnet sind, die uns entgegenkamen. Wir mussten zum Sattel absteigen, von 2100m auf 1600m. Wir waren gegen 17:00 unten als Axel erklärte, dass er nicht mehr weiterlaufen kann. Nun, wir waren halbwegs in dem Gebiet, dass ich für das heutige Lager anvisiert hatte. Nur Lagerplatz war auf einer halbwegs frei geräumten Lichtung, die durch einen Windwurf in den Fichten entstanden ist. Wir fanden Wasser, und bauten die Tarps auf. ich selber ging noch den Weg weiter, da er nicht so leicht zu erkennen war und hoffte, dass ich hoch genug komme, um noch eine SMS an Jürgen zu schicken. Ich befand mich auf alten Wanderwegen, sehr schöne sogar, die mich auf 1750m hoch brachten auf eine Kuppe. Dort erwartete ich eine Abzweigung, die ich allerdings nur wegen der KTM Fähnchen fand. Kurz nach 18:00 war ich wieder unten. Ein Rumäne hat ein Lager zwischen den am Gegenhang bezogen. Wohl um aufzupassen, dass niemand das Holz stiehlt. Er schlief neben einem Feuer am Boden und war ausgesprochen Scheu. 

26. September: Es ging zwar kein Wind in der Nacht, aber es hat leicht gefroren, und es sammelte sich viel Kondenswasser und Morgentau am Tarp. Kurz nach 9:00 war alles verstaut und wir nahmen den Aufstiegt auf knapp über 2000m in mehrere Etappen in Angriff. Wir kamen gut voran, Axel hatte kaum Probleme und alle hatten wieder Kraft getankt über Nacht. Ein strahlend blauer Himmel am Morgen, aber auf 2000m Höhe pfiff der Wind kalt um die Berge und verdeutlicht den nahenden Winter. Ich hatte gehofft, dass ich eine Abkürzung zu dem Kamm finde, auf dem ich ins Tal und zum Treffpunkt mit Gruia absteigen wollte. Das ging leider nicht, weil die Bergseite zu steil war, um sie queren und voller Latschenkiefer, Blaubeeren und Wacholder. Also mussten wir auf dem Wanderweg den Berg umgehen. gegen Mittag merkte ich deutlich, dass sich die Anstrengung in der Gruppe bemerkbar machte. Gegen 13:00 waren wir dann trotzdem auf dem Sattel, von dem der Abstieg beginnen sollte. Allerdings musste ich eine Alternative Route nehmen, da der angedachte Weg nicht erkennbar war. Ab jetzt wurde der Weg deutlich schwieriger, und es ging nur langsam voran. Ich hatte Jürgen mittlerweile eine SMS geschickt, dass wir zwischen 14:00 und 15:00 auf der Forststraße ankommen sollte, und eine zweite SMS, dass es später wird. Die Handyverbindung war leider sehr schlecht. So schön die Aussicht ist, so schwierig waren die Querpassagen am Hang durch Gestrüpp. Ich ging meistens voran und suchte einen halbwegs machbaren Wildwechsel. Die Erschöpfung machte sich immer deutlicher bemerkbar, auch als wir auf Schafalm ankamen. Von hier sollte der Weg durch den Wald recht steil bergab gehen. Den Weg hatte ich bald gefunden und es wurde zunächst etwas leichter. Jetzt ging es nur noch darum so schnell wie möglich auf die Straße zu kommen und Gruia mit dem Wagen zu treffen. Bis zum Lager sind es auf der Forststraße vom Treffpunkt noch 15km. Das wäre zu weit. Es waren mehrere Wege nach unten vorhanden. Wir nahmen eine und kamen auf einen Waldarbeiterweg, der in einem Bach zur Straße führte. Der Bach war frei, aber rutschig und für ungeübte steil. Ich war als erster unten. Dort reagierte Shira direkt und ich sah ganz frische Reifenspuren. Vermutlich war Gruia schon hier und hat uns gesucht, weil wir ca. 2 Stunden später unten waren als geplant. Ich bin noch zweimal den Bach wieder hochgelaufen, um die Rucksäcke von Regina und Mona zu nehmen. Sabine war mit den Hunden ebenfalls recht schnell unten und wusch sich im kalten Bachwasser die Haare. Thomas baute Trittsteine über den Bach. Den Markus habe ich die Straße runter geschickt, um Gruia zu zeigen wo wir sind. Ich bin dann selbst ebenfalls runter gelaufen. Es waren gute 4km bis zum Treffpunkt, doch Gruia war nicht da. Zusätzlich fing es an zu regnen. Ich bat Markus hier zu warten, vielleicht kam Gruia bald aus einem anderen Tal zurück. Da ich skeptisch und verärgert war, machte ich mich auf dem Weg zum Lager und hoffte irgendwann wieder eine Handyverbindung zu bekommen. Als ich laut GPS noch ca. 7km entfernt war (Luftlinie), kam mir Jürgen im Renault entgegen. Gruia hat zwei Stunden gewartet und ist in die Täler gefahren und dann wieder zum Lager, weil er uns nicht gefunden hat. Das war natürlich der größte Unsinn, den er machen konnte, und zum ersten mal war ich ziemlich am kochen. Jürgen ist dann hoch und hat so viel abgeholt wie möglich. Wegen der schlechten Straße konnte er nur sehr langsam fahren, dann werden selbst 15km sehr lang, zumal es dunkel wurde. Ich machte 20min Pause, aber mir wurde kalt und so ging ich weiter. Irgendwann kam Jürgen zurück und fuhr weiter zum Lager. Jetzt war es fast ganz dunkel und Markus, Thomas und Martin liefen in einer Gruppe ca. 5km hinter mir dem Lager entgegen. Als ich noch ca. 3,5km vom Lager entfernt war kam Jürgen zurück, jetzt mit dem Land Rover, dass ging dann etwas flotter. Auf jeden Fall war ich selber jetzt müde, hatte nochmals eine Tagesstrecke auf einer harten Forststraße zurückgelegt und ich spürte jeden Schritt. Ich glaube ich habe nur 2min gebraucht, um eine ganze Tafel Nussschokolade zu verschlingen. Wir gabelten noch die drei anderen auf und fuhren zum Lager zurück. Dort stellte sich heraus, dass Jürgen in der Hektik den Land Rover für den Transport frei zu bekommen beim Rückwärtsfahren eine Primusbenzinflasche überfahren hat. Die war nun arg verbeult. Ich wusch dem Gruia jetzt noch den Kopf, warum er nicht auf uns gewartet hat, denn dann wären wir alle bei Tageslicht unten gewesen. Alle waren wirklich erschöpft und ich entschied schon am Abend, dass wir morgen einen Ruhetag einlegen werden.

27. September: In der Nacht bin ich die ganze Strecke nochmals gegangen. Das ist eine Art von meinem Körper die Belastung zu verarbeiten. Das bedeutet allerdings auch, dass ich nicht gut schlafen konnte. Es war bewölkt aber die Stimmung besserte sich und ich plante eine neue Route. Alle waren ziemlich froh über diesen Pausentag. gemütlich packten wir das Lager zusammen und machten uns auf den Weg in die Ebene nördlich vom Fagaras. Von dort möchte ich morgen zur Negoiu Hütte aufsteigen und am Freitag bis nach Balea Lac wandern. Allerdings verschlechtert sich das Wetter, es regnet und die Wolken hängen tief. Es ist allerdings nicht sehr kalt. Ich bin noch skeptisch, ob wir morgen in die Berge wandern werden, denn bei dem Wetter, werde ich keine 2300m Passage im nassen Felsgestein wagen. Das ist eine Entscheidung, die ich aber erst morgen treffen werde.

28.September: Das Wetter blieb schlecht und wir sind auf ca. 500m Höhe in den Wald gegangen. Ich wollte mir mehrere kleine Waldabschnitte, Täler und Kämme ansehen. Gemütlich marschierten wir los und wurden auf der Forststraße von einem Forstarbeiter angehalten, dass wir hier nicht sein sollten, weil irgendeine wichtige politische Delegation hier heute herkommen würde. Er meinte dann noch, dass wir im Wald bleiben und über die Kämme in einem anderen Tal wieder absteigen sollen. Das hatte ich eh vor. Der Wald entpuppte sich bald zu einem Forstwirtschaftlichen Musterwald in dem nicht nur sehr artenreich war, sondern auch alle Altersstufen der verschiedenen Baumarten vorhanden waren. Ich machte den Tag zu einem Exkurionstag und konnte auch Gruia einige Dinge zeigen und erklären. Wir fanden viele Spuren von Hirsch und Wildschwein, und ich hatte die große Hoffnung, dass wir auch mal einen Bärenabdruck finden, da der Boden sehr weich war. Zunächst fanden wir nur Losungen, doch dann an einer Pfütze auch die Bärenspur. Wir kamen wirklich nur gemütlich voran, weil es vieles zu sehen gab, wie Schlafstätten und Bäume, an denen man die Schlammspuren von Wildschweinen und sogar Haare der Bären finden konnte. Wir gingen auf die Forststraße runter, um jetzt auf der anderen Seite den auf den Kamm zu klettern. Dann kam der Anruf vom Jürgen, dass wir nicht in dem besagten Tal runterkommen sollten, weil wichtige Persönlichkeiten hier heute anreisen. Ich konnte Jürgen wegen der schlechten Verbindung kaum verstehen. Wir gingen also auf den nächsten Kamm hoch als es zu regnen begann. Im Wald hat es wenig gestört, aber alle Büsche und junge Bäume waren halt nass. Von hier sollte ein Weg ins nächste Tal über den Kamm runter führen, Als wir halb unten waren, merkte ich, dass wir auf einem Seitenkamm sind und genau dort runterkommen würden, wo wie nicht sein sollten. Also wieder rauf und den nächsten nehmen. Jetzt wurde es heute doch anstrengender als geplant. Wir fanden einen weiteren Pfad. Er war streckenweise nicht leicht und als wir unten waren, waren wir wieder genau dort wo wir nicht sein sollten. Jetzt war es mir egal. Im Tal trafen wir ein paar Förster sonst niemanden. Zurück am Auto, erzählt mir Jürgen, dass hier alles abgesperrt wurde und dann zwei Busse mit internationalen Gästen kamen und überall wichtige Aufpasser herumliefen. Ich sollte mich am nächsten Morgen bei der örtlichen Forstbehörde melden.

29. September: Kurz nach 8:20 kam ein Förster vorbei und sagt uns, dass sein Chef auf uns in der Forstbehörde in Avrig wartet. Gruia, Antonio und ich fuhren hin. Ich habe mir noch schnell die Haare gewaschen und eine saubere Hose angezogen. Dort angekommen mussten wir ein paar Minuten warten, dann wurden wir zum empfangen. Der Forstbeamte sprach sehr freundlich mit uns und sagt, dass er von unserer Anwesenheit nichts wusste. Ich bekam das Gefühl, dass er aber auch nicht wusste wie er uns einschätzen sollte, weil ich ihm erklärt hatte, dass ich von der Forstverwaltung in Bukarest unterstützt werde. Er hat uns dann noch erklärt, dass er gerne einen lokalen Förster mitgeschickt hätte. Er erwartet, dass ich dafür sorgen, dass sein Chef in Sibiu ein offizielles Dokument o.ä. bekommt. Das habe ich ihm zugesagt und ihm erklärt, dass wir nur wegen des schlechten Wetters kurzfristig umplanen mussten und deswegen hier unten und nicht oben in den Bergen auf dem Wanderweg sind.

Ich rief Mihai Zota von der Nationalparkverwaltung an und kurze Zeit später rief er zurück, dass in Sibiu mein Erscheinen offiziell bekannt gegeben worden ist. Also konnten wir loswandern und weil das Wetter noch immer sehr schlecht war, sind wir weiterhin durch die unteren Wälder bis zur Straße, die zum See Balea Lac führt gewandert. Diesmal machte ich eine Art GPS Kurs und nach einigen Meter durch schlammige Wege sind wir auf die Forststraße ausgewichen und fanden den ganzen Tag sehr viele Bärenspuren und Losungen, dazu noch Spuren vom Dachs, Wildschwein und Hirsch. Heute hatten wir eine gemütliche Wanderung und kamen am Ende noch vor dem Backup Team im Zielgebiet an. Jetzt ging es nur noch barfuß durch den Bach und dort bauten wir das Lager auf.

6.Woche

30. September: Das Wetter wird gut und ich hoffe, dass es die nächsten Tage so bleibt. Thomas und Regina verlassen uns gegen 10 Uhr mit Gruia der die Beiden nach Sibiu zum Flughafen bringt. Sabine und Axel fahren erst gegen 14:00. Axel war vorher noch unterwegs, um den platten Reifen reparieren zu lassen. Um 13:30 kommen Valeska und Jannik um sich mit mir über Möglichkeiten für den Ökotourismus in den rumänischen Karpaten zu unterhalten. Sie sind aus München und wollen sich so eine neue Existenz aufbauen. Mal sehen was sich daraus noch ergeben wird. Am Vormittag hatte ich Martin und Mona gebeten, doch mal nachsehen zu gehen, ob ei irgendwo frische Bärenspuren finden. Haben sie unweit vom Lager und so konnten wir einen kurzen Spaziergang zu diesen Spuren machen. Ca. um 14:00 rief Dorothee an, dass sie heute nicht ankommen wird, weil sie erst am frühen Morgen aus Hamburg losfahren konnte. Nun wir werden morgen schon, bei gutem Wetter den höchsten Berg in Rumänien erreichen, hoffentlich. Dann werden wir übermorgen dafür sorgen, dass Dorothee mit Robert und dem Hund Kira von Gruia oder Antonio zu uns in die Berge geführt werden.

1. Oktober: Es wurde recht warm in der Nacht und am Morgen hatten wir strahlend blauen Himmel. Perfekt für die Berge. Obwohl wir eigentlich um 9:00 schon fertig sein wollten kamen wir erst nach 10:00 vom Lager. Ich selber wollte den ganz neuen Rucksack mit über 100 Liter Volumen testen. Ich packte in voll und er wog am Ende gute 25kg, da ich einen großen Teil des Gepäcks selber genommen habe. Um 11:00 waren wir oben auf 2020m am See Balea Lac. Von hier wollten wir nun starten, direkt steil den Berg hoch auf ca. 2300m. Von hier geht es im Prinzip stur nach Osten, zunächst wieder runter zum nächsten See, an dem wir eine kleine Pause einlegen. In kurzer Hose und T-Shirt wandere ich, so warm ist es und eine herrliche Fernsicht dazu. Zum ersten Mal auf der gesamten Tour habe ich das Gefühl wir sind in einem touristischem Bergwandergebiet. Wir treffen regelmäßig Wanderer und alle Wege sind sehr gut markiert. Das Fagarascher Gebirge ist eines der wichtigsten Wanderregionen in Rumänien. Es gibt zwei Wege die zum Moldoveanu, dem höchsten Berg Rumäniens führen. Einer geht über den Grad mit fixierten Seilen und Leitern, der Andere etwas tiefer über die die seitlichen Kämme und Täler. Wegen der Shira und weil mir Martin und Mona nicht trittsicher genug sind, nehmen wir den tieferen Weg, der aber wegen der ständigen Ab- und Anstiege recht anstrengend ist. Auf fast jeden Kamm und Tal legen wir eine Pause ein. Trotzdem sind wir sogar schneller, als ein anderes Wanderpaar. Gegen 15:00 steigen immer mehr Wolkenfetzen und Nebelschwaden auf und nehmen uns die Sicht.

Gegen 17:00 erreichen wir den letzten Kamm direkt über der Berghütte mit einem See. Da wir gerade so schön in der Sonne sind, und es am See sehr schattig aussieht bleiben wir fast 30min oben und genießen die Abendsonne. Dann steigen wir ab und finden zwei Plätze für unsere Tarps am See. Wir lagern auf etwa 2150m Höhe. Mona ist sichtlich erschöpft. Bis zum höchsten Berg haben wir es nicht geschafft, dafür sind wir 2 Stunden zu spät los und kommen nicht schnell genug voran. Luftlinie sind wir nur etwa 4km weit gelaufen. 

2. Oktober: Es wird kalt in der Nacht mit leichtem Bodenfrost und nur wenige Wolken sind am Himmel. Wie auch gestern müssen wir direkt wieder auf den Kamm hoch. Als wir an der Hütte vorbei kommen frage ich die Hüttenwirtin, warum denn hier überall der Müll herum liegt und keine Tafel aufgestellt werden um die Leute zu bitten ihren Müll wieder mitzunehmen. Sie antwortete eher sehr wenig konstruktiv und wartet darauf, dass irgendjemand kommt und dafür sorgt. Sie selber sah sich nicht in der Verantwortung und schien sich nicht daran zu stören, dass rund um ihre Berghütte lauter kleine Müllplätze sind. Ich gebe das Gespräch auf und folge Markus, Mona und Martin auf den Kamm. Heute will Antonio mit Robert und Dorothee zu uns stoßen. Das bedeutet, dass wir bis zu einem bestimmten Treffpunkt laufen müssen, oberhalb vom Sambata. Zunächst steht jetzt aber der Moldoveanu, der höchste Berg Rumänien mit 2544 m an. Im Wesentlichen könne wir dem Kammverlauf folgen, der aber auch auf und ab geht, bis wir vor dem steilen 250m Anstieg zum Gipfel stehen. Von unten sieht es so aus, als ob der Bergweg, direkt auf einem Grat hochführt. Doch am Ende ist es halb so wild, und Mona, die etwas Höhenangst hat schafft es auch. SO stehen wir um 13:00 auf dem Berg und Martin läuft noch bis zur Topspitze hoch, die 400m weiter ca. 20 m höher ist. Ein kühler Wind kommt auf und nach der Mittagspause geht es ziemlich steil runter. Diese steilen Abstiege bereiten Mona Probleme und wir kommen eigentlich eher langsam voran. Noch mehr Probleme bekommt Mona, weil es noch immer ständig rauf und wieder runter geht. Sie ist mir ihrer Kraft ziemlich am Ende. Ich muss es ihr aber zugestehen, sie gibt alles was sie kann. Ca. um 15:45, als ich davon ausgehen konnte, dass es keine gefährlichen Passagen mehr gab, wollte ich vorauseilen, um Antonio am Treffpunkt abzupassen, da ich befürchte, dass wir es heute nicht bis dorthin schaffen werden. Ein weiteres Problem kommt dazu, denn wir finden lange kein Wasser, bis auf eine kleine Pfütze, von der wir dann das Wasser mit dem Filter abpumpen können. Im Laufschritt beeile ich mich mit 25kg auf dem Buckel zum Treffpunkt zu kommen. Es weht ein sehr kalter starker Wind und der Nebel wird immer dichter, wodurch ich nichts mehr sehen kann. Schon sehr bald fange ich an zu fluchen, weil es noch immer nur 150m rauf und wieder runter geht. Es wird mir beim Laufen ganz klar, dass Mona und Martin es niemals bis zum gelangten Treffpunkt schaffen. Vom Jürgen erfahre ich dann per SMS, dass Antonio, mit Gruia und Dorothee und ihrem Sohn Robert erst nach 14:00 losgewandert sind. Damit wird mir klar, dass ich vor denen am Treffpunkt sein werde. Dort angekommen und nach einer kurzen Verschnaufpause lasse ich Shira und den Rucksack dort und wandere Markus, Mona und Martin entgegen.

Ich hatte Glück, denn kaum war ich den ersten Hügel wieder oben klärte sich alles auf und ich sah unter mir einen möglichen Lagerplatz mit Wasser und konnte gleichzeitig auf der anderen Seite Shira beobachten. Als ich Markus sah, wie er gerade den Hang runter geht rufe ich ihm zu, dass wir dort unten unser Lager aufschlagen werden, als es wieder völlig nebelig wurde. Von Markus erfahre ich dann, dass Mona schon oben aufgeben wollte, völlig fertig ist, jetzt aber den Hügel runterkommt. Ich laufe schnell wieder zurück zur Shira um jetzt auf Neuankömmlinge zu warten. Kaum bin ich da, höre ich Stimmen aus dem Tal und erkenne zwei Personen auf dem Wanderweg. Antonio kommt nur mit Robert, der allerdings ebenfalls sehr erschöpft aussieht. Dorothee hat beim Anstieg aufgegeben und Gruia ist mit ihr zum Auto zurück. Ich führte dann alle ins gemeinsame Camp, wo Mona schon wirklich müde aussehend im Schlafsack liegt. Wir bereiten das Essen und der kalte Wind und die Dunkelheit treiben uns noch vor 21:00 in unsere Schlafsäcke.

3. Oktober: Mona und Martin entscheiden sich abzusteigen. So geht Antonio mit den zweien wieder runter. Robert, der in der Nacht nicht gut geschlafen hat, will auch wieder runter, doch Markus und ich können ihn davon überzeugen nicht aufzugeben, nur weil es mal anstrengend und ungemütlich war. Ein Teil seiner Ausrüstung war im Rucksack seiner Mutter, so helfen wir ihm aus, damit er Essbesteck, Tasse und einen warmen Pullover bekommt. Wir verabschieden uns und folgen unserem Bergpfad. Am Vormittag scheint die Sonne, aber der Wind ist kühl. Wie schon die ganze Zeit, pendeln wir zischen 2000m und 2300m Höhe, doch die Wege werden leichter und weniger steil. So kommen wir dann zügig voran. Robert hat gar keine Probleme mitzuhalten mit seinen 17 Jahren. Wir finden wie an den vergangenen Tagen immer mal wieder eine alte Losung von Wölfen und manchmal vom Bär und näher uns allmählich den Gebieten die ich Teilweise von meiner Telemetriearbeit her kenne. Um 17:00 sind wir vor dem letzten 2300m Gipfel Berevoescu Mare. Ich schlage vor, dass wir schon hier das Lager aufschlagen, obwohl jeder von uns noch weiterlaufen könnte. Der Grund dafür war, dass wir hier Wasser hatten und ich, wie sich später herausstellen sollte, die Reststrecke bis zum Piatra Craiului (Königstein) völlig unterschätze. Jedenfalls haben wir ein schönes Lager, Wasser ist in der Nähe, wir müssen es allerdings abfiltern. Ein recht starker Wind pfiff über die Kuppe und wir bauten unser Tarp hinter einer Bodenwelle auf. 

4. Oktober: Wir genießen den Sonnenuntergang und schlafen irgendwann ein. Gegen 23:00 wache ich auf. Der Wind scheint sich zu drehen und kommt immer öfter mit leichten Böen von vorne. Dann gegen Mitternacht wird der Wind stärker und ich entscheide mich dazu, dass wir das Tarp umbauen. Auch der Markus wird wach, und in Unterhose und T-Shirt stellen wir uns in den Wind und wurschteln am Tarp herum, während Robert gemütlich weiterschläft. Die ganze Nacht rüttelt der Wind am Tarp, aber alles bleibt stehen. Gegen 7 Uhr stehe ich auf und wandere mit Shira zum Wasser. Auf dem Weg findet Shira ganz frische Losung vom Wolf, von zwei Wölfen. In der Nacht sind tatsächlich Wölfe hinter unserem Tarp vorbeimarschiert. Vielleicht war das der Grund warum Shira in der Nacht geknurrt hat. Unser Lager ist auf über 2200m Höhe unterhalb des Berevoesco Mare. Strahlend blauer Himmel mit einer klaren Fernsicht am früher morgen garantieren uns einen schönen Tag. Wir um runden den Berg und beginnen nun den Abstieg zum Treffpunkt mit allen anderen inklusive dem Backup Team. Der Treffpunkt liegt auf einem Sattel direkt am Rand vom Nationalpark Piatra Craiului. Meine Wanderkarte hört auf, nachdem wir den Wald erreicht haben.

Am gestrigen Abend hatte ich noch gesagt, dass es nicht mehr sehr weit sei. Welch ein Irrtum, ich hätte doch nochmals einen Blick auf eine Wanderkarte werfen sollen, die den vor uns liegenden Abschnitt zeigt. Der Kammweg vom Fagarasch bis Piatra Craiului schwankt zwischen 1600m und 1400m, einfach ausgedrückt es geht ständig auf und ab und zieht sich trotz hohem Wandertempo sehr lang. Weil wir in Rumänien sind, sollte man beim Wandern niemals denken, es wird einfach. Der Weg war teilweise mit Wacholder zugewachsen und durch mehrere kleinere Windwürfe waren wir immer wieder gezwungen einen Weg durch die umgefallenen Bäume zu finden oder den Kammweg zu verlassen und seitlich am schrägen Hang uns durch junge Fichten und Gestrüpp zu kämpfen. Eigentlich war geplant, dass die Anderen uns entgegenkommen würden. Markus, Robert und ich wir haben wegen Erschöpfung und dem unerwarteten schwierigem Weg geflucht wie Rohrspatzen. Als wir die Kammspitze Tamasului auf knapp über 1600 erreicht haben, habe ich Jürgen angerufen und gefragt, ob Gruia oder Antonio zu uns stoßen können, um eventuell einen Rucksack übernehmen zu können. Markus und Robert haben mich entsetzt angeschaut, da wurde mir klar, dass wir niemanden benötigen der uns hilft und wir eher auf dem Zahnfleisch kriechend im Lager ankommen, als den Rucksack abzugeben. Hätte ich mir denken können.

Lebensmittel im Baum wegen der Bären.

Jedenfalls kamen wir gegen 17:30 im Lager an, nach einem weiteren Kampf durch umgefallene Bäume. Der Sattel war nicht ideal, aber wir konnten hier lagern. Allerdings mussten war das Wasser ca. 20min entfernt. 10min nachdem wir angekommen waren hatten wir uns alle schon wieder erholt bauten das Lager auf, während Jürgen, Antonio, Gruia und Dorothee zur Quelle laufen. Ein Lager mitten im Wald und es war recht warm.

5. Oktober: In der Nacht war es etwas unruhig weil mehrfach Wildtiere unser Lage rumgehen mussten und die Hunde angeschlagen hatten. Nach dem Frühstück haben wir uns getrennt. Markus und ich wollten direkt nach Plaiul Foii gehen und von dort weiter zur Wolfshütte mit Poiana und Crai. alle anderen wollten seitlich am Piatra Craiului über die Berghütte Spirlea nach Plaiul Foii absteigen, und dann mit dem Wagen nachkommen.

Markus und ich hatten eine sehr gemütliche Wanderung bei herrlichem Wetter entlang dem Piatra Craiului bis zur Wolfshütte durch das Burzental. Dort warteten Poiana und Crai, die beiden zahmen Wölfe, über die ich mein aktuelles Buch geschrieben habe auf uns. Wir lagen uns auf die Wiese vor den Wölfen und genossen den warmen „Indian Summer“.

Heute ist als Ausklang der Expedition eine Grillparty an der Hütte von Gigi Popa geplant, die genau gegenüber unterhalb von Piatra Craiului gegenüber von der Wolfshütte steht. Als wir uns gerade auf den Weg machen wollten, um rüber zu gehen, kamen die Anderen mit dem Wagen. Martin und Mona, die sich in der Pension von Gigi Popa einquartiert hatten warteten schon auf uns. Gigi hat uns einen großartigen Ausklang beschert mit rustikalem Grill und Musik. Mit Einbruch der Dämmerung bauten wir unser Lager an der Burzen auf. Für den morgigen Tag, dem letzten Tag der Expedition war geplant bis in die Schlucht vom Piatra Craiului „Prapestilor Zarnestilor“ zu wandern. Zu dem Punkt, an dem ich am 1.April 2005 meine erste Expedition gestartet habe. Damals war Markus ebenfalls dabei.

6. Oktober: Die Nacht war extrem unruhig. Unweit von uns war eine Schäfercamp. Dort haben die Hunde ständig gebellt und die Schäfer hatten wohl eine Party und waren sehr laut. Ich habe nur im Biwaksack geschlafen. Gegen 3 Uhr morgens fing es kurz leicht an zu regnen. Um 5 Uhr regnete es erneut, diesmal schon stärker für 1,5 Stunden. Kurz vor 7Uhr bin ich dann aufgestanden. Ich hatte gerade meine Zähne geputzt und hatte überlegt zur Sicherheit ein Tarp aufzustellen, als es wieder zu regnen begann, jetzt aber richtig. Ich befestigte schnell das Extrem Tarp von Exped am Wagen, so dass wir halbwegs trocken Frühstücken konnten. Um 9 Uhr wollte ich die letzten 10km bis zur Schlucht in Angriff nehmen. Mein Biwaksack mit Schlafsack lag noch im Regen, darum machte ich mir aber keine Gedanken, denn der hält dicht. Kurz vor 9:00 kamen Martin und Mona aus Zarnesti anmarschiert, wie angekündigt. Kurz nach 9 machten Markus, Gruia, Martin, Mona und ich mich auf den Weg durch den Regen bis zur Schlucht. Erst als wir die Schlucht erreichten hörte es auf zu regnen. Dann kamen auch Jürgen und Dorothee und holten uns mit den Fahrzeugen ab. Vor etwa 1,5 Jahren bin ich in der Schlucht bei -15°C und Sonnenschein losgewandert um die Nordkarpaten und die Mittelgebirge bis nach Deutschland auf über 2000km Länge kennen zu lernen. Jetzt habe ich die Westkarpaten und Südostkarpaten durchwandern. Damit habe ich in den rumänischen Karpaten eine Gesamtstrecke von über 1000km zurückgelegt. Insgesamt bin ich mit meinen drei Expedition über 3000km gewandert. Dabei habe ich viel erlebt und gesehen kann mir ein Bild machen vom ökologischen Zustand, von Barrieren und Korridoren aber auch von den touristischen Infrastrukturen von positiven und negativen Elementen. Darüber werde ich nun einen Bericht schreiben, denn gleichzeitig haben wir über weit 10.000 Bilder gemacht.

Piatra Craiului Nelke