2011 Alpenexpedition II

Tagebuch:

Ankunft in Pfunds 30.Juli 2011:
Nach vielen Vorbereitungen und einigen Änderungen der Expedition geht es endlich wieder los. Martin und Mona gestalten das Begleitteam und werden den Expeditionsbus fahren. Die sind aus Hamburg am Freitagnachmittag bei mir in Bühl angekommen. Pünktlich trotz Bahn. Dann ging es schon bald los mit Packen, fehlende Dinge noch auf den letzten Drücker organisieren und den ersten großen Einkauf für die Expedition. Am Donnerstag habe ich die zusätzlichen Räder geholt und muss zunächst einen Satz Bremsbeläge organisieren. Samstag hatten wir gegen 12 Uhr alles verstaut, noch etwas chaotisch, aber egal. Auf geht’s etwa 430km bis nach Pfunds in Österreich auf den Campingplatz. Gegen 19:00 waren wir dort und sind sogleich wiedererkannt worden. Letztes Jahr war hier unser letzter Campingplatz.

Sonntag 31.Juli: Jetzt heute am Sonntag, ich schreibe gerade den Text haben wir tolles Wetter und ich kontrolliere nochmals alle Zelte und Tarps, wir packen alles um und bekommen etwas Ordnung ins Gepäck und Ausrüstung. Die ersten Bilder sind gemacht und heute kommen die ersten Teilnehmer für die erste Woche hier an. Heike, Kerstin und Richard. Gegen 17:30 haben sie uns erreicht, gerade als Martin und ich deren Zelte aufbauen wollten. Wunderbar und nach der langen Fahrt war ein letztes zivilisiertes Essen angesagt im Dorf mit vielen Geschichten von der Mongolei bis zu den Karpaten. Jetzt gegen 22Uhr sind alle im Bett und ich schreibe das Tagebuch und suche noch einige Bilder des Tages heraus. So wird es jetzt die nächsten 5 Wochen sein. 

1.Woche

Montag 1.August: Pfunds, S-Charl, Scuol, Zernest, Camping bei Susauna

Es war angenehm lau in der Nacht und sowohl Martin als auch Richard sind schon kurz nach 6 Uhr aufgestanden, noch vor mir. Schon vor 9Uhr war eigentlich alles gepackt. Martin und Richard wollen die Strecke nach Scuol mit dem Rad fahren. Das war meine letzte Etappe 2010. Dort wollte ich kurz vor S-Charl den Bärenpfad zeigen, der letztes Jahr eröffnet worden ist. Super Wetter und eine schöne Einstiegswanderung. Danach sind wir mit dem Rad von 1600m runter auf 1200m nach Scuol und weiter über Zernest bis zum Campingplatz bei Susauna. Das waren knapp über 50km. Zum Teil konnten wir auf Radwegen fahren neben dem Inn. Den Rest mussten wir auf der Straße fahren und wir haben einige Höhenmeter gemacht, weil es ständig 100-200 hoch und dann wieder runter ging und auf dem Asphalt war es ziemlich heiß. Richard als alter Radrennfahrer ist gleich vorgefahren und zwischendurch auf uns gewartet. Ich bin an den Steigungen meistens etwas vor Heike und Kerstin gefahren. Jedenfalls spüre ich jetzt am Abend die Strecke schon deutlich und bin recht müde. Unterwegs wollten wir noch einiges einkaufen und nach einer neuen Luftpumpe suchen. Leider war alles zu denn es ist ein Nationalfeiertag in der Schweiz. So viel das Abendessen etwas spärlich aus. Es ist jetzt 22Uhr und alle anderen sind schon im Bett seit fast 20min. Morgen geht es mit einer zwei tägigen Wanderung weiter   

Dienstag 2.August: So wünscht man sich das Wetter, warm sonnig schlicht und schön. Vom Radfahren noch einen steifen Nacken und jetzt den schweren Rucksack geschultert und los ging es. Das Susauna Tal ist lang und angenehm zu laufen. Ohne es wirklich zu bemerken waren wir bei der ersten Pause schon auf 1850m angestiegen. Die Berge ringsherum sind über 3000m hoch. Die nächste Etappe führte uns in ein Hochtal auf 2200m. Dort wurden wir dann von den Murmeltieren begrüßt. Ursprünglich hatte ich gedacht, dass wir im hinteren Teil von dem Tal unser Biwaklager einrichten. Doch wir waren so früh dran, dass ich mich dazu entschieden habe noch bis zu einem See auf 2500m Höhe zu wandern und dort übernachten. Bisher habe ich noch kein einziges Schaf gesehen und auf Seehöhe ein paar Rinder. Auf etwa 2350m Höhe haben wir noch eine Pause eingelegt, und weil es keinen Schatten gab, habe ich ein Tarp schnell aufgebaut.

Unser Seelager war traumhaft schön. Wir haben ein Tarp aufgebaut und ich habe auf einem höheren Hügel mein Biwakschlafplatz aufgebaut. Abends habe ich im Geröll am Gegenhang Geräusche gehört. Eine ganze Gruppe Steinböcke ist dort vorbeigezogen. Gegen 22Uhr waren wir alle im Schlafsack. Eine Sternenklare Nacht.

Mittwoch 3.August: Runter nach Bergün

Es haben alle noch die Wärme im Schlafsack ausgenutzt. Ich konnte von meinem Lager das Tarp sehen. Gegen 7Uhr bin ich aufgestanden und habe wieder die Steinböcke gesehen, die jetzt etwas weiter unten waren. Auch Shira fand sie spannend. Ach ja, Shira hatte am Abend zuvor eine Auseinandersetzung mit der Chilli, der Hündin von Richard. Shira wollte spielen und Chilli wollte ihr Fressen verteidigen. Danach hatte Shira ein Loch im Fell im Nacken und Chilli hat sich dabei vermutlich das Pfotengelenk verletzt und humpelt seitdem morgen etwas. Sie konnte aber trotzdem gut den Berg runtergehen. Auf dem Weg haben wir noch Kot von Mardern und Füchsen gefunden.  Da die Strecke bis nach Bergün nicht sehr lang ist, waren wir mit nur einer Pause schon um 14.Uhr unten. Bergün selber ist ein schönes Dorf. Die Preise in der Schweiz sind allerdings erschreckend. Martin und Mona sind schon gestern bis nach Bergün gefahren. Bisher konnten wir keinen Simkarte für den mobilen Internetzugang bekommen. Auf dem kleinen Campingplatz in Bergün haben wir am Abend ein leckeres Essen mit Kuskus und Gemüse zubereitet. Eine schweizer Familie mit Kindern war daneben und sehr lustig. Ich habe mich mit deren Kindern noch bis nach 20Uhr unterhalten und ein paar Bilder und Videos über Wölfe gezeigt. Er hat mir seinen Surfstick angeboten, den ich leider nicht installieren konnte. An der Tourismusinfo kosten 30min Internet 5SFR. Unglaublich teuer.    

Donnerstag 4.August: Bergün nach Thusis

Gestern hat es noch heftig geregnet und auch heute früh, hat es noch geregnet. Der Vorteil im Sommer, es ist nicht so kalt dabei. Heute wollen wir mit dem Rad bis nach Thusis fahren. Das sind nur etwa 45km. Wir hatten folglich genug Zeit, um den Regen abzuwarten und zu frühstücken. Beim Frühstück haben wir einen schweizer Bergwanderer getroffen, der alleine für 2 Wochen alle Gletscher und Gipfel erwandert ist. Eine holländische Familie war auch unter dem überdachten Essplatz. Dabei kommt man immer ins erzählen und es kamen dann doch viele Fragen zum Wolf auf. Nach 10 Uhr sind wir dann aufgebrochen und es ging nach Bergün steil auf der Straße bergab. Recht unangenehm bei dem vielen Verkehr. Irgendwann kam eine Abzweigung und eine Mountainbike Strecke. Richard ist die gleich mit vollem Elan gefahren. Heike, Kerstin und ich war es zu riskant, denn es war rutschig, viele Wurzeln und Steine und wir haben nicht die nötige Praxis, um solche schwierigen Strecken zu fahren. Nach einem kurzen Versuch und einigen Fotos sind wir wieder zurück auf die Straße und erst bei Filisur auf einen schönen Radweg mit einigen spannenden Abschnitten. In Tiefencastel hat Richard gewartet und wir haben dort eine Pause gemacht. Dort haben wir unseren Bergwanderer wieder getroffen. In der Zwischenzeit hat Martin mir gemeldet, dass der Campingplatz in Thusis geschlossen hat wegen Umbauarbeiten. Er wollte sich im nächsten Dorf umschauen. Wir sind dann mit dem Rad recht zügig nach Thusis gefahren. Dort wollte ich endlich meine Simkarte für den Surfstick bekommen. Nach einem Versuch bei Mirgros bin ich bei Weta Radio und Fernseh gelandet. Dort habe ich dann meine Karte bekommen und noch gleich 10 SFR Guthaben dazu als Sponsoring geschenkt bekommen. Außerdem habe ich erfahren, dass wir an dem Campingplatz, der geschlossen ist trotzdem übernachten dürfen. So haben wir es auch gemacht. Daneben fließt der Rhein als Wildbach in dem wir uns gewaschen haben.       

Freitag 5.August Thusis bis Hinterrhein

In der Nacht war es lau und ich habe offen nur mit dem Biwaksack neben dem Auto geschlafen. Alle anderen haben sich in die Zelte verkrochen. Der Nachteil ist, ich bin dann schon früh wach. Dann fing es an zu regnen, als ich gerade mit der Shira einen kurzen Spaziergang gemacht habe. Heute sind alle recht spät aufgestanden. So hatte ich Zeit noch in die Stadt zu gehen, um die nötigen Wanderkarten zu kaufen. Erst gegen 11 Uhr sind wir dann mit den Rädern aufgebrochen. Bis Hinterrhein mussten wir von 720m auf 1600m ansteigen auf etwa 37km Streckenlänge. Es war eine schöne und relativ gemütliche Tour. Als wir auf 1300m eine Pause eingelegt hatten fuhr Martin an uns vorbei. Es ist irgendwie ein seltsames Gefühl die ganze Zeit am Rhein entlang zu fahren, den ich nur als breiten großen Fluss kenne. Unterwegs mussten wir wegen einem Regenschauer anhalten unter Bäumen. Heike und Kerstin haben gleich einige Himbeeren und Walderdbeeren gepflückt. An unserem heutigen Ziel kurz nach Hinterrhein gibt es keinen Campingplatz.

Gegen 14Uhr hat Martin mir dann eine sms geschickt, dass der Schiessplatzkommandant uns erlaubt im hinteren Teil zu biwakieren. Wir sind jetzt auf einem Schießplatz für Panzer und andere Waffen der schweizerischen Bundeswehr. Noch vor dem Abendessen kam der Regen und Martin und ich haben die Tarps am Pferdehänger, Auto und einer Mauer aufgebaut. Unter diesen Tarps werde ich auch wieder schlafen. Falls es in der Nacht zu feucht wird lege ich mich auf die Bank im Bus. Die angeblich guten Wanderkarten, die ich gekauft habe entpuppen sich als gute topografische Karte auf der man keine Wanderwege erkennen kann. Es ist fraglich ob wir die Wanderung morgen so überhaupt machen können, da wir mit den Hunden keine Klettersteige machen können.

Samstag 6.August: Hinterrhein nach Dangio

In der Nacht habe ich unter dem Tarp halb auf der Klappe vom Pferdehänger geschlafen. Es hat noch lange geregnet, aber es war toll. So gegen 3 Uhr konnte ich die Sterne sehen und so wurde es dann auch ein warmer Sommermorgen. Noch vor dem Frühstück um 6:30 bin ich mit der Shira los ins Tal hinein. Im nassen Sand habe ich eine einzelne Rehspur entdeckt. Ich bin bis hinter das Schiessfeld gewandert. Dort war ein schmaler Pfad durch hohes und nasses Gras. Innerhalb von wenigen Minuten war meine Hose komplett durchweicht. Also bin ich zurück, vermutlich sind dann auch alle aufgestanden. Kurz vor dem Lager, in der Nähe der Rehspuren ha die Shira das Reh entdeckt, dass dann aus dem Busch sprang. Ein paar Bilder sind mir gelungen. Kaum am Lager angekommen, ruft mich Richard.

Seine Hündin Chilli hat eine Kreuzotter entdeckt. Ich konnte noch einen Mitarbeiter der Militärstation nach dem Wanderweg fragen. Wie auf meiner Karte angezeigt, scheint es keinen Wanderweg vorbei am Rheinwaldhorn zu geben. Dort würde es über Schneefelder und Gletscher gehen. Also haben wir uns dazu entschlossen mit dem Rad zu fahren über den San Bernardino Pass auf über 2040m. Also nochmals 400m hoch in Serpentinen. Eine schöne Strecke aber auch anstrengend, zumindest für mich, da ich als letzter los bin und nicht als letzter oben ankommen wollte. Martin und Mona haben oben gewartet. Dann ging es bis auf 230m runter bis fast nach Bellinzona. Rasant und zum Teil mit über 50km/h. Schneller habe ich mich nicht getraut. Richard wird sicher full speed gefahren sein. Martin hat immer wieder auf uns gewartet, denn irgendwo wollten wir dann die Räder einpacken. Doch wir haben es bis unten geschafft obwohl ich dann echt am Limit war nach über 60km und die letzten 20km relativ flach immer mit Druck. Mit dem Auto ging es dann nach Biasca, wo wir Richard aufgesammelt haben und dann weiter bis zum Campingplatz bei Aquarossa kurz vor Dangio. Wir wollten dann noch wandern, bis wir aber die Zelte aufgestellt hatten und alles soweit war, hatten wir keine Lust mehr und haben die erste Woche der Expedition gemütlich ausklingen lassen. Es fing eh an zu regnen. Mit leckeren Spaghetti, Tischtennis und musikalischen Vergnügungen.

Sonntag 7.August: Es ist ein Ruhetag angesagt. Kein Radfahren, keine Wanderung, sondern entspannen, Beine hochlegen und Spaß haben. Naja, nicht so ganz. Es hat die ganze Nacht geregnet und auch den gesamten Tag lang. Ich habe morgens Heike, Kerstin und Richard nach Biasca zum Bahnhof gefahren und dort wollte ich noch Email checken und das Tagebuch bearbeiten. In Bellinzone mussten die drei auf den Bus umsteigen und dort ist ihnen aufgefallen, dass der Rucksack mit dem Geld und Papieren noch am Bahnhof in Biasca steht. Also haben sie mich angefunkt und er stand noch dort und ich habe den Rucksack dann noch schnell nach Bellinzone gebracht. Gegen 12Uhr war ich dann zurück auf dem Campingplatz. Auf der Wiese stand jetzt cm tief das Wasser. Wenigstens war es nicht kalt und ich konnte barfuß laufen. Die Zelte bleiben ziemlich trocken bis auf eines. So haben wir dann den Tag vertrödelt, Wäsche gewaschen, Tischtennis gespielt und noch mit einigen Holländern gesprochen. Erst am Abend lies der Regen nach, dann kam auch Christoph mit seinem Bus an. Er wird uns in der nächsten Woche begleiten. In der Nacht regnete es wieder. Es war wirklich nass, überall.

Montag 8.August: Camping Acquarossa – Faido Wanderung

Erst gegen 3Uhr morgens ließ der Regen nach und endlich konnte ich den Zelteingang öffnen um frische Luft ins Zelt zu lassen. Als ich aufgestanden bin gegen 6:30 konnte ich den Bergrücken sehen, über den ich heute wandern möchte. Ziemlich weit oben. Noch hingen viele dichte Wolken tief, aber es lichtete sich zusehends. Kurz nach 9Uhr konnten Christoph und ich aufbrechen. Martin und Mona wollten noch die Zelte trocknen lassen. Es ging relativ bald steil durch die Siedlungen den Berg hoch. Zugleich war es recht schwül und die Sonne brannte schon ganz gut. Irgendwo hat die Shira einige Wespen, die am Weg waren vertrieben. Mir stach direkt eine ins Schienenbein und dem Christoph direkt durch den Socken am knapp über den Knöchel am oberen Stiefelschaft. Nach etwa 1 Stunde anstieg war der Wespenstich beim Christoph geschwollen und muss über gebrannt haben. Er kehrte um zurück zum Auto. Martin und Mona waren noch dort und haben auf ihn gewartet. So bin ich dann alleine über den Pass auf 2140m gelaufen. Das waren etwa 1500m Anstieg. Die ersten 900m fast gerade hoch durch die besiedelten Regionen. Unten gab es noch viele Obstbäume, dann sehr viel Haselnuss. Ab 1600m oberhalb des letzten Dorfes wurde es dann leichter und auch kühler. Die Vegetation änderte sich zur alpinen Landschaft. Gegen 13:15 war ich dann oben auf dem Sattel.

Dort lagerte eine Ziegenherde. Erst rannte sie auf Seite und dann haben sie sich alle um mich gelegt. Selbst Shira blieb ganz ruhig. Eine Pause mit etwa 40 Ziegen sehr amüsant. Gegen 14Uhr machte ich mich auf den Weg ins Tal nach Faido. Vorbei an Hausschweinen, eigentlich fast wie in Rumänien. Auch der Wald war ähnlich. Ein paar Hirschspuren habe ich noch gefunden. Martin hat die Campingplätze für zu teuer gehalten und dann oberhalb von Faido ein Lagerplatz gefunden mit Genehmigung des Eigentümers mit super Aussicht.       

Dienstag 9.August: von Faido – All-Aqua

Ich hatte noch bis kurz vor Mitternacht am Computer gearbeitet und dann im Wagen geschlafen. Ich wusste, dass Christoph und ich heute nur eine relativ kurze Strecke mit dem Rad vor uns haben. Etwa 40km. Während unserem Frühstück kam jemand angebraust und wollte sich aufregen, dass wir hier übernachten. Martin hat ihm kurz erklärt wer uns die Erlaubnis gegeben hat, dann war alles klar. Als ich gerade unsere Räder herausnehmen wollte kam Christoph zu mir und hat mir erklärt, dass er soeben einen Anruf von zuhause bekommen hat und sofort aus privaten Gründen, die ich hier nicht weiter ausführen möchte, seinen Urlaub abbrechen muss. Schade, ich wünsche ihm aber, dass alles gut geht. Für mich bedeutet es, dass ich diese Woche die Radtouren alleine fahren werde.  Also habe ich mich aufs Rad geschwungen und bin nach Faido bergab gerollt. Ganz gemütlich bin ich dann bis Airolo gefahren.

Von dort geht es durch den Gottard Tunnel oder über den Pass. Auf einer Bank habe ich etwa 30min Pause gemacht, mir dann noch eine Schokolade gekauft und ein Nussgipferl und bin dann Richtung Nufenen Pass aufgebrochen. 2Km weiter kamen mir Martin und Mona entgegen und haben mir gesagt, dass sie einen guten Platz haben auf knapp über 1600m Höhe. Sie sind noch tanken gefahren. Damit wurde die Strecke doch nicht ganz so gemütlich wie gedacht, denn es ging noch ein gutes Stück hoch. Insgesamt etwa 1000m von Faido bis All-Aqua. Ich war gegen 14:30 oben. Dann fing es leicht an zu regnen und ein sehr kühler Wind pfiff durchs Tal. Martin hat den Nachmittag genutzt um selber eine kleine Wanderung zu machen und hat dabei auf seinem Rückweg 3 Älteren Leuten geholfen vom Berg abzusteigen. Die waren schon sehr erschöpft. Später, als das Taxi noch immer nicht kam, hat er sie noch nach Ariolo gefahren. Am Abend sind wir dann Essen gegangen.

Mittwoch 10.August: Wanderung über den Nufenen Pass nach Ulrichen.

Wieder ein sonniger Tag, wie im schweizer Radio angekündigt. Mona wandert heute mit mir über den Pass. Angegeben waren bis Ulrichen etwa 5:30h. Ein recht kühler Wind bläst vom Pass herunter aber durch den Wald sind wir etwas geschützt. Ein super schöner Anstieg, leichter als gedacht und schon bald waren wir aus 2000m und schon begrüßen uns die Murmeltiere fast neben dem Weg. Gegen 11Uhr machen wir eine Pause und dabei entdecken wir eine Wieselfamilie. Einen konnte ich fotografieren wie er über und zwischen den Steinen herumrennt. Die ganz kleinen hat nur Mona gesehen.

Dann waren sie im Bau. Etwas weiter oben habe ich zwei Gämsen gesehen, leider wurden sie von einer Familie, die von oben Abstieg vertrieben und ich konnte keine Bilder machen. Die Aussicht ist gewaltig und ich konnte die Berge sehen, die wir von Hinterrhein aus nicht überqueren konnten. Viel Schnee, Eis und Gletscher. Jetzt weiß ich warum dort kein normaler Wanderweg hinüber führt. Gegen 12:30 waren wir auf dem Sattel und haben einen windgeschützten Pausenplatz gesucht. Übrigens ist hier alles voller Blaubeeren. Selbst der Abstieg war eher gemütlich, kaum lange steile Abschnitte und wir mussten mehrfach die Passtrasse überqueren. Für mich war es wieder interessant, dass wir zwar etliche Kühe gesehen haben bis auf über 2000m Höhe, aber keine Schafe. Die Kühe haben uns dafür den Weg versperrt. Für den ganzen Weg haben wir recht lange gebraucht, weil ich viele Tiere versucht habe zu fotografieren.

Wir kamen um die Ecke und da stand ein Murmeltier auf einem Stein, hat laut gewarnt und ich konnte sogar noch die Ohren von Shira ins Bild nehmen. Shira hätte nur allzu gerne mal ein paar Murmeltiere verscheucht. Weiter unten, kurz vor Ulrichen gab es dann noch viele Himbeersträucher. Heute sind wir wieder auf einem Campingplatz. Die nächsten 3 Tage bin ich mit dem Rad unterwegs und jetzt ist es schon wieder 22Uhr.

Donnerstag 11.August: von Ulrichen bis nach Visp

Ulrichen liegt auf etwa 1350m Höhe. Es war allerdings die kälteste Nacht bisher nur knapp 5°C. Da ich heute eine nur recht kurze Strecke fahre habe ich mir viel Zeit gelassen und beim Trocknen und Abbau der Zelte mitgeholfen. Außerdem habe ich das dienstälteste Zelt imprägniert, denn am Samstag bei dem heftigen Dauerregen war es doch nicht mehr ganz dicht. Es ist aber schon seit 2005 auf allen Expeditionen und anderen Aktivitäten sozusagen im Dauereinsatz. Kurz vor 11Uhr bin ich dann losgefahren. Ein schöner Radweg zum Teil durch den Wald und dann wieder mit Panoramablick. Heute habe ich die erste Schafherde entdeckt, die sogar ordentlich abgezäunt war. Alle anderen Schafe werden oben auf den Almen sein. An einigen Infowänden war vom WWF ein Aushang, dass es hier im Wallis Herdenschutzhunde gibt und wie man sich ihnen gegenüber verhalten soll. Die Dörfer sind wirklich wunderschön, fast alle Häuser aus Holz gebaut zum Teil über 300 Jahre alt. Irgendwo hatte ich die Auswahl links oder rechts nach Brig zu fahren. Ich entschied mich für den linken Weg und habe dadurch einen Abstecher in die Berge gemacht. Nochmals musste ich auf über 1300m ansteigen. Irgendwo in der vorletzten Kurve ging es dann endlich von der Straße runter. Steil! Auf einen alten Römerweg wie ich den Tafeln entnehmen konnte. Unterwegs traf ich einen Vater mit seiner Tochter und zwei Jungs, die viel Spaß hatten, den steilen Schotterweg runter zufahren um dann mit einer 90° Kurve auf die alte Steinbrücke einzubiegen auf der ich gerade stand. Nach dem Römerweg ging es dann stetig runter bis nach Brig entlang der Rhône.

Martin wartet an einem Pferdehof bei Visp auf den Bauer, um zu fragen ob wir dort auf der Wiese oder am Wegrand übernachten dürfen. Er kam gegen 15 Uhr und wir dürfen für eine Nacht. Es ist deutlich wärmer hier unten auf etwa 650m Höhe. Selbst jetzt schreibe ich diesen Text im Campingstuhl im T-Shirt und kurzer Hose, die Dämmerung bricht herein gegen 21Uhr und der Mond steht über den Bergen.

Freitag 12.August: von Visp nach Sion (Nax)

Unser Schlafplatz neben den Pferdekoppeln war doch etwas laut. Eines der Pferde hat des öfteren gegen eine Holzwand getreten. Die heutige Strecke sollte eigentlich besonders einfach sein flach und insgesamt bis auf 550m runter. Etwa 45km, die könnte ich auch in 2 Stunden schaffen. Mit Martin habe ich abgesprochen, dass ich etwa 3-4 Stunden benötige und am Nachmittag noch 3-4 Stunden in den Wäldern um Sion wandern gehe. Ich bin also ganz gemütlich gefahren, habe diverse Fotos gemacht und beispielsweise bei einem Modellflugplatz zugeschaut wie jemand seinen Helikopter durch die Luft wirbeln lässt. Es war heute nicht so heiß wie gestern, aber es wurde beständig wärmer und am Ende fuhr ich an lauter Obstplantagen insbesondere mit Aprikosen vorbei die hier im Wallis überall angeboten werden.

Auch die Vegetation hat sich geändert. Die Südhänge der Berge sind deutlich trockener als die Nordhänge. Bis nach Sion konnte ich überwiegend an der Rhone entlangfahren. Manchmal durch schöne kühle Auenwälder, manchmal durch Industrielandschaften. Als ich gegen 12Uhr in Sion ankam, hat mir Martin gesagt, dass beide Campingplätze bei Sion nicht toll sind und er nach Nax gefahren ist mit einer grandiosen Aussicht über das Rhone Tal und Sion. Nun wurde aus der gemütlichen Radtour doch noch eine Herausforderung. Ich musste auf 1200m hochfahren, also fast 700m. Mit einigen Unterbrechungen wegen einiger SMS kam ich völlig verschwitzt nach 1,5h oben an. Der Preis, die Aussicht und der Campingplatz sind die Mühe wert gewesen.

Samstag 13.August: von Nax über Martigny nach Bourg St. Pierre

Nach einer gemütlichen Nacht im Tunnelzelt, meistens baue ich es ohne Innenzelt auf, konnte ich den Berg von gestern wieder runter fahren nach Sion. Auf den Graden mit über 50 Sachen gings Talwärts. Die Strecke von Sion bis Martigny entlang der Rhone ist fast eben. Eigentlich geht es sogar von 550m (Sion) auf etwa 460m runter. Vorbei an lauter Obstplantagen und Kieswerken. Dabei stelle ich mir vor, wie wohl Braunbären auf dieses Obstangebot reagieren würden, und die Waliser. Mit Martin und Mona wollte ich mich am Bahnhof treffen, um zu besprechen welchen Campingplatz wir über das Wochenende nehmen. Mit dem Rad bin ich schnell zum Campingplatz nach Martigny gefahren. Der war aber teuer und nicht schön. Laut Karte sollte bei Sembrancher (etwa 730m Höhe) noch einer sein. Also sind wir dort hochgefahren.

Es stellte sich heraus, dass auch dieser Campingplatz ungeeignet ist. Nur Dauercamper. Also ist Martin nur mit dem Wagen bis zum höchst gelegenen Campingplatz bei Bourg St. Pierre gefahren und hat den Hänger zunächst bei mir stehen lassen. Der war ok, mit einem dicken Bernhardiner im Logo. Das bedeutet für mich jetzt noch 900m Anstieg mit dem Rad. Stöhn, aber das hatte ich nicht anders gewollt. Ein hartes Stück Arbeit und voll in der Sonne. Mir lief der Schweiß nur so herunter. Besonders unangenehm, nach einer 5min Pause, die ich etwa alle 200 Höhenmeter eingelegt habe den Helm mit den Nassen Polsterstreifen aufzusetzen. Schlussendlich war es geschafft. Insgesamt bin ich heute 86km gefahren. Es war bisher der anstrengendste Tag der Expedition. Morgen kann ich mich erholen.

Sonntag 14.August:

Erst gegen 7:30 bin ich aufgestanden. Jetzt ist Shira auch wirklich läufig. Wie ich es mir ausgerechnet hatte. Ein Glück, dass wir ab Montag am Wandern sind. Dann ist es leichter. Kathrin und Jürgen, haben sich für diese Woche absagen müssen wegen einem häuslichen Unfall mit Knochenbrüchen. Ich wünsche Jürgen hier nochmals gute Genesung. Vielleicht funktioniert es 2012. Das bedeutet es werden in der folgenden Woche nur 3 anstatt 5 Teilnehmer dabei sein. Ute, Ludwig und Elke. Alle sind schon da und ich hole sie um 10:30 am Bahnhof in Martigny ab. Heute soll es wieder regnen. Jetzt ist es 10 Uhr und die dunklen Wolken kommen schon angerollt. Mittlerweile ist es 21:15. Alle sind angekommen und wir hatten schon viel Spaß oben auf dem Campingplatz. Nur ein relativ kurzer Regenschauer am Tag ohne dem angekündigten Gewitter. Doch jetzt beginnt es wieder zu regnen. Ich versschwinde jetzt auch gleich im Bett. Es kann etwas dauern bis ich in Italien und Frankreich zu einer neuen SIM Karte für meinen USB Surfstick komme um das Tagebuch weiterzuführen. 

Montag 15.August: von St. Pierre über den St. Bernard Pass nach St. Oyen.

In der Nacht fing es an zu regnen bis in den Morgen. Pünktlich um 9Uhr waren wir soweit fertig. Die nassen Zelte waren eingepackt und wir marschierten im leichten Regen los. Ein schöner Weg der uns in etwa 5 Stunden zum Pass geführt hat. Zwischendurch immer mit einigen heftigen Regenschauer. Ich hatte meinen großen Regenschirm dabei und blieb eigentlich völlig trocken. Dann schien wieder die Sonne und es war sofort warm. Am Pass waren ein See und alte Steinhäuser mit Gastronomie, Souvenirgeschäften und ein Museum. Dort haben wir pausiert. Gegen 14Uhr haben wir dann die Grenze nach Italien überschritten.

Jetzt sind wir im Prinzip in der Wolfsregion der italienischen Alpen. Beim Abstieg haben wir dann auch die erste größere Schafherde gesehen, mit Schäfern und Eseln. Sie war zu weit unter uns, um mehr erkennen zu können. Auf dem Abstieg haben wir in der Felsregion auch ein Bein von einem Reh gefunden. Keine Ahnung woher das kam. Die Murmeltiere pfeifen schon die ganze Zeit, waren aber scher zu sehen. Der Abstieg von 2450m bis auf etwa 1400m runter zog sich lange hin. Dabei haben wir im Tal die Dörfer durchquert. Erst gegen 18:30 waren wir dann am Lager. Martin und Mona hatten liebenswerter weise schon alles aufgebaut und das Essen war auch schon fast fertig. Ein Nudelsalat mit Thunfisch und Gurke. Sehr köstlich. Heute war in Italien ein Feiertag und alle Geschäfte waren geschlossen in den Dörfern. Wir sind jetzt im Aostatal.

Dienstag 16.August: von St.Oyen nach Sarre westlich von Aosta

Es ist jetzt 7:45 und schon Mittwoch. Gestern Abend war ich schlicht zu müde, um noch einen klaren Gedanken zu fassen. Wir kamen erst nach 20 Uhr am Campingplatz an. Das sind mindestens 3 Stunden zu länger als vorgesehen. Entsprechend müde sind alle und entsprechend anstrengend war die Tour. Ich hatte die tolle Idee, anstatt über den Sattel nach Runaz zu laufen sind wir im Bogen um den Berg gelaufen nach Sarre. Ich fand eine Querung durch den Wald interessanter als über den 2500m hohen Sattel. So war es im Prinzip auch, aber der Weg war schwer zu finden und wir brauchten extrem viel Zeit, um durch das Wegegewirr den richtigen Pfad zu finden.

Wir haben ein lebendes Reh gesehen und ein totes Reh, ein Jungtier. Auf 2000m Höhe sind wir durch einen lichten Lärchenwald gewandert. Wie ein Fehenwald. Der Abstieg von 1900m auch 600m war steil, geröllig und Fußmordend und dauerte dadurch ebenfalls lang. Die Landschaft, die wir durchquert hatten war dafür abwechslungsreich und sehr schön. Abgesehen davon, dass der Abstieg schwierig war, sind es auch die Stunden die man unterwegs in den Schuhen ist, die dann ermüdend werden. Wenn die Fußmuskulatur müde wird, wird das Wandern eine Qual. Zum Zweiten können wir die Wanderung zum Startpunkt für die Biwaktour nicht laufen, weil es von Sarre zu weit ist mit über 30km. Folglich werden wir heute einen Ruhetag einlegen und ins Tal fahren. Ich nehme vielleicht doch das Rad, allerdings muss ich dann bis auf 1900m Höhe radeln.   

Mittwoch 17.August: von Sarre nach Camping Gran Paradiso

So war es auch, ich bin mit dem Rad vorgefahren allerdings nur bis auf etwa 1800m Höhe. Das ging eigentlich relativ gut, aber ich war ja auch ausgeruht. Unterwegs habe ich Hinweisschilder gefunden, die auf eine Wolfsausstellung vom Nationalpark Gran Paradiso hinweisen. Einige Esel und ein Pferd waren mit einem Elektrozaun gesichert und dahinter war eine Ziegenherde sowohl von einem Schäfer als auch von mehreren Hunden bewacht. In der Nacht mit einem Elektrozaun geschützt. Auf dem Campingplatz habe ich gefragt ob es hier Wölfe gibt.

Es gibt Wölfe und die Betreiberin hat einmal im Winter einen Luchs gesehen. Davon hat sie ganz stolz erzählt. Es schien, dass man sich der touristischen Attraktivität der Wölfe und Luchse durchaus bewusst ist und eine negative Einstellung konnte ich nicht feststellen. Gran Paradiso ist eine absolute Tourismusregion. Die Italiener scheinen keine nennenswerten Probleme zwischen Tourismus und Wölfe zu erkennen. Den restlichen Tag haben wir am Campingplatz verbracht und jeder ist nach eigener Laune spazieren gegangen. Mittlerweile haben wir uns alle eingelebt und die Abendessen sind meistens besonders kreativ und lecker. Heute gab es erst Tomatenbrot mit Zwiebeln danach Salzkartoffeln mit gedünstetem Lauch und Pilzen in einer Rahmsoße.

Donnerstag 18.August: Gran Paradiso

Gestern Abend habe ich noch einen Blick auf eine andere Wanderkarte werfen können. Dort war die Passage über den Pass, den ich mit der Gruppe vorhatte als Gletscherüberquerung und Klettersteig eingetragen. Nach einer Besprechung der neuen Informationen mit der Gruppe habe ich mich dazu entschieden, dass mir das Risiko zu groß ist diese 2 tägige Tour nach Frankreich über den 3000m hohen Pass zu riskieren. Also folgte eine Planänderung und wir sind heute mit einer Tagestour alle zusammen bis zu den Seen auf 2500m Höhe gewandert und wieder zurück. Morgen schauen wir uns den Berg von der anderen Seite an, dort wo wir normalerweise wieder heruntergekommen wären. Monas Vorschlag war heute schon um 8:30 zu starten. Wir mussten auf 2300m Ansteigen in ein wunderschönes Hochtal. Diesem Tal sind wir dann gefolgt bis zur Mittagspause. Unterwegs haben wir wie üblich die Murmeltiere gehört und gesehen, aber diesmal auch eine kleine Gruppe mit Gämsen mit 2 Jungtieren. Das Wetter war sehr sonnig, allerdings zogen sich hinten im Talkessel, dort wo wir ursprünglich unser Biwakcamp eingerichtet hätten am (Lago Serru) dunkle Wolken auf.

Am See (Lago Laghi) hatten wir unsere Mittagspause und Mona und ich sind Barfuß ins Wasser. Überraschend warm. Hier oben gibt es mindestens 9 Seen. Auch der Rückweg war locker und schön. Am Campingplatz angekommen grollte es und kurz darauf gab es ein Gewitter mit heftigem Regen. Martin, Mona und ich haben noch am Kicker gespielt und Tischtennis, auch mit einigen italienischen Jungs. Wegen dem Regen haben wir dann im Lokal ein Sandwich gegessen. Ich finde es sehr spannend die Wolfsregionen hier mit den Wolfsregionen in den Karpaten zu vergleichen.

Dazu werde ich aber noch einen eigenen Bericht schreiben. Ach ja, wir haben eine Gruppe von Raben gesehen am Hang die wohl einen Kadaver gefunden haben. Es war aber zu weit weg, um es zu überprüfen. Die heutige Wanderung hat mir gezeigt, dass sich Wölfe hier auf über 2000m zwischen den Felsen und Steinen fast unsichtbar wären und es wäre nicht zu steil.

Freitag 19.August: Gran Paradiso nach Val-d’Iser (mit dem Auto)

Sehr schlecht habe ich geschlafen im Auto. Der Boden war nach dem Regen so nass und voller Nadeln, dass ich keine Lust hatte dort jetzt auf meiner Isomatte zu liegen. Völligen Müll habe ich geträumt. Vielleicht auch deswegen, weil ich unzufrieden damit bin nicht über die Berge zu laufen, sondern drum herum fahren zu müssen. Über 3 Stunden haben wir gebraucht. An der Grenze von Italien nach Frankreich auf 2200m Höhe haben wir eine Pause eingelegt. Mein Bus muss ganz schön arbeiten, um mit dem vollen Hänger und allen Leuten die Pässe rauf zu fahren. In Frankreich wollten wir noch etwas einkaufen. Doch die Geschäfte machen erst um 15:00 auf. Also haben wir kurz hinter Val-d’Iser (ein völliges wenig schönes Touristendorf) nochmals eine Pause eingelegt und besprochen was wir jetzt am Nachmittag machen. Utes Hündin, Lilly war nicht angeleint und ist quer über die Straße gerannt hinter einem Murmeltier her. Ein Glück, es ist nichts geschehen. Ich wäre gerne über die Berge weitergewandert und hätte irgendwo übernachtet. Wir haben uns entschieden den Wanderweg, den wir eigentlich von Italien heruntergekommen wären hoch zulaufen und dann auf dem Parkplatz zu übernachten.

Leider sind wir nicht weit gekommen, denn wir waren im Nationalpark De La Vanoise und ein Ranger hielt uns an und hat erklärt, dass Hunde nicht erlaubt sind, auch nicht an der Leine. Also sind wir zurück. Der Ranger hat aber noch erklärt, dass manchmal auch Wolfsspuren gesichtet werden. Auf Stein sind Wolfsspuren nur schwer zu finden. Ich denke, dass die gelegentlich dieses Gebiet durchqueren werden. Wir konnten bis zum Gran Motte ein 3800m Hoher Berg mit Gletscher hinüberschauen. 

Samstag 20.August:

Der letzte Tag dieser Woche. Die Nacht unter freiem Himmel mit Tarp oder ohne haben alle als sehr schön empfunden, obwohl wir eigentlich auf einem Parkplatz waren. Wegen der klaren Luft und dem Mondschein war es ziemlich hell und man konnte auch in der Nacht die dunklen Schemen der Berge sehen. Gegen 9Uhr sind wir dann aufgebrochen auf einem Wanderweg parallel zur Straße bis zum Pass auf 2760m Höhe. Der erste Abschnitt war noch sehr nett und schön, bis zu den Pferden mit Fohlen, die wir getroffen haben. Eines der Fohlen hatte eine Augenentzündung. Wölfe sind durchaus in der Lage auch Pferde, insbesondere Fohlen anzugreifen. Pferde als Fluchttiere verteidigen zwar ihren Fohlen, doch Wölfe können Erfolg haben, wenn sie fliehen oder in Panik geraten. Das ist bei Pferden ja nicht so schwer zu erreichen.

Der Rest des Weges war im Prinzip eine Skipiste und war mit Masten und anderen Infrastrukturen völlig verunstaltet. Val-d’Iser ist auf dieser Expedition der bisher schrecklichste Ort mit der zerstörten Berglandschaft drum herum. Die Murmeltiere waren allerdings allgegenwärtig. Kurz nach 12Uhr waren wir auf dem Sattel. Martin und Mona haben schon gewartet. Der Blick auf die nächsten Berge mit Schneefeldern und Gletscherresten war nach der Skipistenwüste zuerst grandios. Erst bei der Abfahrt ist Tal über Tralenta wurde es schöner und richtig lieblich bis nach Lanslevillard. Nach einer längeren Pause auf dem Sattel und einem Gespräch mit einem deutschen Radfahrer, der vor 3 Wochen noch in Hamburg mit dem Rad war, ging es weiter. Für mich mit dem Rad alle anderen sind mit dem Auto gefahren. Für den Expeditionsbus und den Hänger haben sich mehrere interessiert, insbesondere die Motoradfahrer. Jetzt ging es von 2760m zunächst 1000m runter. Mit dem Bike bin ich deutlich schneller als Martin mit dem Bus. Das hat richtig Spaß gemacht. Ziel ist der Campingplatz in Lanslevillard. Zum Abendessen gab es gedünsteten Lauch in Rahmsoße mit Thunfisch und Spaghetti. Laut einem Holländer war es heute der wärmste Tag in Frankreich.

Sonntag 21.August: Ruhetag

Ute, Elke und Ludwig hat Martin gegen 8:30 zum Bahnhof nach Modane gefahren. Es wurde wieder sehr warm und ich war ausgesprochen müde heute. Also habe ich mich in meinem Stuhl gesetzt und versucht etwas zu schlafen und zu relaxen. Mona hat ihre Wäsche gewaschen und über den Zaun gehängt. Als Martin wieder zurück war habe den Wagen sauber gemacht. Und ansonsten haben wir gelesen oder einfach nichts getan. Gegen 18:30 bin ich nach Modane gefahren und habe Hieronymus, unseren Studenten für die kommende Woche abgeholt. Etwa um 20:15 waren wir zurück und seine Pizza essen gegangen.

Montag 22.August: von Lanslevillard zum Stausee Lac du Mont Cenis

Zu dritt, Mona, Hieronymus und ich sind wir auf eine zwei tägige Tour mit kompletter Ausrüstung aufgebrochen. Es ist sehr warm und wir mussten praktisch 400m auf einer Skipiste geradewegs hochwandern. Das war der Wanderweg und ziemlich schlecht gekennzeichnet als solcher. Das sollte für heute die einzige wirkliche Steigung sein. Gerade als wir oben angekommen sind und Pause machen wollten, kam Martin vorbei mit dem Wagen. Es waren noch etwa 15min bis wir den Stausee sehen konnten. Wow ein unglaubliches blau, teilweise türkis. Wir folgten dem Weg westlich um den Stausee. Der Wanderweg führte über mehrere Rinderweiden alle mit einer. Elektrolitze gesichert. Trotz Wanderstock, mit dem ich Draht anhob, hat es mir voll in den Arm geschlagen, als ich mit dem Knie den Boden berührt habe. Strom war also drauf. Schon gegen 15Uhr haben wir direkt am See einen Platz gefunden für unser Biwaklager an einem Bach. So hatten wir auch Trinkwasser. Wir sind auf 2000m Höhe und ringsherum sind hohe Berge. Trotzdem sind viele Bäche ausgetrocknet. Dunkle Wolken zogen auf und ein Gewitter zog in der Ferne vorbei. Aber mehr als ein paar Regentropfen kamen nicht runter. Beim Vorbereiten des Abendessens viel Mona auf, dass wir 2 Salami und 4 dünne Salami dabeihatten und nur einen Käse. Sie ist vor Lachen fast aus dem Tarp gepurzelt. Hieronymus hatte ein Kartenspiel dabei. So haben wir dann bis in die Dunkelheit Skat gespielt. Als alles Klamm wurde haben wir uns in unsere Schlafsäcke verkrochen.

Dienstag 23.August: vom Stausee nach Susa (Italien)

Es war zum Teil nebelig in der Nacht und der Tau tropfte gegen Morgen vom Tarp auf unsere Schlafsäcke. Doch gegen 8Uhr kam die Sonne raus und trocknete alles rasch. Jetzt wollten wir um den Stausee gehen und einen Weg bis nach Susa runter finden. Wie es hier so üblich zu sein scheint sind auf den Wanderkarten von Frankreich die italienischen Wege kaum eingezeichnet und umgekehrt. Nur die Straßen waren vorhanden aber kaum Wanderwege. Die Murmeltiere sind zum Teil sehr dicht am Weg. Der Erste Teil des Abstiegs war sehr schön und gelegentlich habe ich im trockenen Sand Spuren von Rehen und später im Wald auch von Hirschen gefunden. Das wir ein echtes Kunststück hier auf diesen harten und trockenen Böden überhaupt Spuren sind finden, erste recht die von Wölfen. Ab der Grenze mussten wir auf der Straße gehen, was wirklich unangenehm ist. Also wollten wir versuchen ob die ganz schwach eingezeichneten Wege auf der Karte uns irgendwie durch den Wald zumindest zum Teil nach unten bringen. Auf der Straße wären es noch etwa 10km bis zum Treffpunkt mit Martin gewesen. Der hat sich abgemüht einen Lagerplatz zu finden. Einen Campingplatz gab es gar nicht. Wir sind dann also von der Straße runter auf einen befestigten Weg abgebogen. Haben einen Bewässerungskanal gefunden, dem wir folgen wollten. Nachdem wir an einem gottverlassenen Bauernhof vorbei waren mussten wir an einem Wasserfall und über Nasse Steinplatten vorbei. Laut meiner Karte sollte der Kanal praktisch am Ende auf einen Pfad stoßen. Doch wir kamen in einen steilen Wald. Am Kanal, der plötzlich steil nach unten ging konnte man nicht mehr laufen. Also haben wir versucht quer durch den Wald die steilen Stellen zu umgehen. Spuren, die im Zickzack runter gehen waren sichtbar. Doch mit den schweren Rucksäcken kam bald das Ende und mir wurde es zu kritisch und schwierig. Also alles wieder zurück. Monas Kräfte nicht mehr ganz frisch. Nach dieser Wildnisaktion und erfolglosem Abstieg, hatten wir keine Lust die Straße zu laufen. Martin hat uns abgeholt und zu seinem Übernachtungsplatz gebracht, etwa 5km westlich von Susa, auf einer Obstbaumwiese.        

Mittwoch 24.August: von Susa nach les Iscles

Heute ist wieder Radwandern angesagt. Am Anfang denke ich immer, schön jetzt mal wieder gemütlich Radfahren. Doch dieses Gefühl verliert sich bei mir immer schon nach 10km. Es macht Spaß aber nicht gemütlich. Hieronymus und ich sind also los und hatten etwa 85km vor uns mit einem Pass über 1850m Höhe, der Grenze von Italien nach Frankreich. Es war wieder brütend heiß.  Die gesamte Strecke mussten wir auf der Straße fahren, leider mit recht viel Verkehr. Hieronymus ist es gewöhnt viel mit dem Rad zu fahren, auch lange Distanzen über 100km. Ich brauchte zunächst die erste Stunde, bei der wir gleich mal von 700m auf über 1100m ansteigen mussten um überhaupt warm zu werden. Mir brannten die Oberschenkel und ich habe tatsächlich noch die letzte Woche gespürt. Doch mit der Zeit ging es immer besser. Hieronymus hat dann irgendwann festgestellt, dass der Unterschied zwischen Bergfahren und relativ flach fahren doch erheblich ist, zumal er noch nicht auf die Höhenluft eingestellt war. Gegen Mittag waren wir auf dem Pass. Unschönes Touristennest. Dann kam die Abfahrt. Anfangs noch toll, doch kaum waren wir unten hatten wir mit sehr starkem Gegenwind zu kämpfen. Das war fast so anstrengend wie vorher den Pass hochzufahren. Kurz nach 15Uhr waren wir dann am Campingplatz les Iscles angekommen. Hier sitze ich nun im Cafe, trinke eine Cola um ein Passwort für den Internetzugang zu bekommen.  Morgen steht wieder eine zweitägige Tour an. Die Vegetation ist hier sehr mediterran und trocken.  

Donnerstag 25.August: Les Iscles – Col de Vars

Die nächsten beide Tage wollen Hieronymus und ich mit dem Tarp in den Bergen übernachten. Weil es so warm und schwül war und Martin mit dem Bus praktisch parallel zu unserer Wanderstrecke fahren musste über den Pass, haben wir einen Treffpunkt bei Vars vereinbart. Von dort wollen wir dann mit dem schweren Rucksack weiter. Bis dahin mit Tagesrucksack. Die Talebene vom Campingplatz bis Guillestre haben wir mit dem Auto überbrückt. Zunächst mussten wir den Einstieg auf unseren Wanderweg finden. Dann ging es die meiste Zeit durch einen Wald. Erst um eine Schlucht und dann im Zickzack fast bis nach Risoul. Immer wieder mit einer Übersicht über das Tal von der gestrigen Radtour. Der Waldboden wirkt sehr trocken, fast ohne Humusschicht und steinig. Trotzdem haben wir Wildwechsel gefunden und auch einige Spuren von Rehen, aufgewühlte stellen die ich so nur von Wildschweinen kenne und Hirschspuren. Allerdings scheinen die Hirsche hier etwas kleiner zu sein. Nach dem Zickzackkurs bis auf etwa 1600m ging es über alte nur noch wenig genutzte Almwiesen. Schaf und Rinderspuren wiesen auf die Haustiere hin. Allerdings nicht sehr viele. Fast schon in Vars angekommen haben wir dann auf 1900m die völlig ungeschützte kleine Schafherde gefunden, die im Schatten unter den Bäumen ruhte. Nach Vars mussten wir absteigen und haben Martin und Mona am Ortsausgang gefunden. Nach einer längeren Pause und einen Regenschauer haben wir dann unsere Sache gepackt und sind noch auf 2200m gestiegen, um dort an einem Bachlauf unterhalb einer Felswand zu biwakieren. Es kamen immer wieder leichte Regenschauer und ein kräftiger Wind blies talwärts. Im Schotter oberhalb von konnten wir 9 Gemsen beobachten und in der letzten Thermik einen Adler kreisen sehen. Ein Gewitter war in der Ferne zu hören.

Freitag 26.August: von Col de Vars nach Gleizolles

Wir bleiben von weiterem Regen und Gewitter in der Nacht verschont. Eigentlich fast schade. Das ist immer ein spannendes Erlebnis unterm Tarp in den Bergen. Es war aber sehr kühl, und Hieronymus hüpfte von einem zum anderen Bein irgendwie. Gegen 7:30 war alles verpackt und wir sind zum Sattel Col de Vars abgestiegen. Dort haben Martin und Mona übernachtet und das Frühstück schon vorbereitet. Endlich mal ein schöner Übergang der nicht touristisch völlig verhunzt ist. Von hier sind wir dann mit dem Tagesrucksack den Berg runter gelaufen. Das sind etwa 17km und ich hatte das Gefühl, dass es ein recht einfacher Weg sein wird. Zunächst über die Wiesen direkt runter ins nächste Dorf und dann einer Forststraße folgend bis zum Tagesziel. Auch heute haben wir Spuren von Rehen gefunden, an sandigen Stellen der Forststraße. Martin hat einen möglichen Biwakplatz für uns alle gefunden am Bach. Doch es war sehr steinig, der Bach war begradigt und befestigt und irgendwie nicht so schön. Hieronymus und ich waren gegen 13 Uhr an diesem Platz. Weil der Campingplatz nicht weit weg war, habe ich nach der Mittagspause das Rad genommen und habe es mir angeschaut. Sehr viel besser und fast leer. Wir sind also auf den Campingplatz umgezogen direkt unterhalb von Fort de Tournoux, einer alten Festungsanlage, die von unten bis oben in den Berg gearbeitet ist. Die Betreiber des Campingplatzes haben mir bestätigt, dass es hier Wölfe gibt und die Schäfer diese nicht sehr mögen, weil die Wölfe die Schafe fressen. Ansonsten scheinen die Wölfe den Leuten eher egal zu sein.

Samstag 27.August: Gleizolles nach Vinado

Mein Zelt hatte ich ohne Plane aufgebaut. Mit dem alten Swallow Marmotzelt geht es gut und es ist sehr luftig ich kann direkt die Sterne sehen. Doch in dieser Nach fing es an zu regnen. Also musste ich gegen 1:30 aus dem Zelt und doch die Zeltplane spannen, um trocken zu bleiben. Am Morgen war es noch kälter und feucht. Etwa 8° empfunden wie 4°C. Selbst ich musste dann eine warme Jacke überziehen. Wir wollten eigentlich warten bis die Sonne unseren Platz erreichen würde, doch es dauerte lange. So sind Hieronymus und ich dann mit dem Rad losgefahren um irgendwie warm zu werden. Wir mussten jetzt über 17km von 1250m auf 1980m hochfahren. Eine nicht sehr steile Straße. Doch bei der kalten Muskulatur brauche ich meine Zeit, um auf Arbeitstemperatur zu kommen mit dem Rad. Hieronymus ist gleich losgedüst. Ich war erst ab etwa 1700m warm genug, um das Tempo zu erhöhen. Folglich musste Hieronymus bei sehr kaltem Wind oben auf dem Kamm Colle de Maddalena gut 10min auf mich warten. Und es war richtig kalt. Hieronymus habe ich gleich runter geschickt. Er soll in einem Dorf weiter unten warten, dort wo es wärmer ist. Ich wollte noch einige Aufnahmen mache. Das war leichter gesagt als getan, denn obwohl kein Wölkchen am Himmel war habe ich bei jedem Stopp wirklich gefroren. Die Abfahrt war zwar toll, aber bei einer Tunneldurchfahrt war ich echt am Schlottern und hoffte auf jedes bisschen Sonne. Ganz anders als sonst, dann waren wir immer froh im Schatten fahren zu können. Oben am Kamm habe ich die erste Schafherde mit Schäfer und Hütehunden gesehen. Allerdings konnte ich keine Schutzhunde feststellen. Wir sind jetzt wieder in Italien im Piemont. Auch hier gibt es Wölfe und der Nationalpark Mercantour ebenfalls mit Wölfen ist praktisch neben an auf französischer Seite. Gegen 13:30 waren wir in Vinadio. Hier steht ebenfalls eine riesige Burganlage, praktisch das ganze Dorf. Daneben der einfache, aber große Campingplatz mit Hanglage, direkt am Bach.  

Sonntag 28.August: Ruhetag

Gleich morgens um 7:30 als ich aufgestanden bin finde ich ein schönes Fotomotiv. Eine Libelle, die die Nacht an meinem Expeditionsbus verbracht hat und auf die ersten Sonnenstrahlen wartet. Viele Italiener sind um uns herum, die meisten mit einem Wohnmobil und genießen den warmen Tag mit einem Campingplatz weitem Grillgeruch. Hieronymus habe ich um 9Uhr nach Borgo San Dalmazzo zum Bahnhof gebracht. Als ich zurückkam fuhr eine Oldtimerrally am Campingplatz vorbei, leider habe ich verpasst die schönsten alten Autos zu fotografieren. So dösten wir den Nachmittag herum und machten einfach nichts und ein wenig im Buch lesen. Gegen 16Uhr wurde ich dann unruhig und musste irgendetwas arbeiten. Also baute ich das Tunnelzelt auf. Irgendwann kamen dann Dajana, Martin und deren Mirra auf. Sie sind mit dem Wagen gekommen. Gegen 18Uhr wollte ich losfahren und die Carmen vom Bahnhof abholen. Auf dem Weg zum Bahnhof rief sie mich an und meinte, dass es keine Verbindung von Cuneo nach Borgo San Dalmazzo gibt. Also bin ich direkt nach Cuneo gefahren, dass etwa 10km weiter war. Bis wir zurück waren wurde es schon etwas dämmerig. Das Licht reichte noch für das Abendessen. Abends bin ich dann noch zum Internethotspot ins Dorf gelaufen und wollte das Tagebuch verschicken. Blöd, ich hatte den USB Stick vergessen wo alles drauf ist und konnte nur die Bilder schon mal hochladen.

Montag 29.August: von Vinadio zum See auf 2160m Höhe Biwak

Heute bin ich früh aufgestanden, um nochmals zum Internethotspot zu kommen und diesmal die Büroarbeit zu erledigen. Ein strahlend blauer Himmel. Es wird warm werden. Dann mussten wir alles packen, denn es steht eine zweitägige Tour mit Biwakcamp au dem Plan. Wir stehen zudem vor dem Problem, dass wir eigentlich von Italien nach Frankreich wandern und in Frankreich den Nationalpark Mercantour durchqueren. Doch Hunde sind dort absolut verboten. Also habe ich Alternativen ausgesucht, die wir besprechen und planen müssen. Martin muss am nächsten Tag in jeden Fall auf dem Sattel Col de Lombarde auf uns warten. Wir sind dann zunächst mit vollem Gepäck und zwei Hunden nach Partolungo und ins wenig befahrene Tal gelaufen bis auf 1600m hoch. Dort haben wir dann bis 15:20 pausiert, um die Hitze etwas abzuwarten. Dann ging es im Gänsemarsch wie angeschrieben 2 Stunden steil durch einen Wald hoch. Im oberen Teil standen nur noch wenige Bäume. Dann kam der kleine See. Alle glaubten wir müssen noch weiter, doch hier wollten ich übernachten. Die Murmeltiere haben uns gleich begrüßt und am hinteren Ende sind 2 Gämsen gemütlich durchs Talende gelaufen. Wir haben erst eine Weile nur ruhig gestanden und beobachtet und die Stimmung aufgenommen. Dann haben wir einen Lagerplatz gesucht, was nicht so einfach. Das Tarp aufgebaut und langsam das Abendessen zubereitet. Dajana ist noch in den See um sich zu erfrischen. Unterwegs hatten wir noch ein paar Steinpilze gefunden, die in der Suppe landeten. Gegen 21Uhr, wird es jetzt dunkel und alles waren im Schlafsack.

Dienstag 30.August: vom See nach Le Boreon

Ein grandioser Sternenhimmel in der Nacht. Nur Dajana und Martin haben unter dem Tarp geschlafen. Carmen und ich auch haben uns einen eigenen Platz gesucht. Meiner war fast direkt am Wasser und ich hatte den morgen zum ersten mal auf dieser Expedition etwas Raureif auf meinem Rucksack. Es war also kalt, mir war aber total warm. Es muss ziemlich lustig aussehen, wenn ich mit kurzer Hose und dünner Jacke herumlaufe, und alle anderen mit Handschuhen und warmen langen Klamotten. Doch kaum als die Sonne uns erreicht hat, wurde es sehr schnell warm. Jetzt mussten wir nochmals steil über viele Geröllfelder hoch über den Sattel und zum Kamm laufen wo Martin wartet. Nach 3 Stunden kamen wir an und haben nochmals die jetzt zur Verfügung stehenden Alternativen besprochen.

Am Ende haben wir die Hunde am Auto gelassen und sind quer durch den Nationalpark nach Le Boreon gewandert. Das ist eine ziemlich lange Strecke, wenn man damit erst um 12:30 anfängt. Carmen hat diese lange Strecke dann lieber auch mit dem Auto überbrückt, um sich nicht völlig zu verausgaben. Auch bei der Wanderung durch den Nationalpark sind mir nur relativ wenig Wildtierspuren aufgefallen. Die meiste Zeit ging es durch einen Lärchenwald. Wir hatten dann im letzten Abschnitt auch ein sehr unerfreuliches Erlebnis. Plötzlich kam von hinten jemand angerannt und bat hektisch um Platz. Ich war ganz vorne und habe dann zum Martin noch gesagt, dass der ein Sauerstoffgerät im Rucksack trägt. Dann kam noch eine Frau und im selben Moment habe ich erkannt, dass es Sanitäter sind und nur 50m vor uns lag ein Mann am Boden. Noch eine weitere Sanitäterin kam angerannt. Ich hatte kurz gefragt ob wir helfen können, doch wir sind gleich weitergeschickt worden. Es sah um den Mann, der dort lag nicht sehr gut aus. Ich vermute er hatte einen Herzanfall. Tragische Geschichte, und glücklicherweise waren die Sanitäter gerade angekommen. Während dessen hat Martin bei Le Boreon bei einem Pferdehof ein Zeltplatz für uns gefunden. Gegen 19Uhr waren wir dort. Dajana hatte starke Kopfschmerzen und konnte nichts essen. Ich hoffe bis morgen geht es wieder besser.  

Mittwoch 31.August von Le Boreon nach La Bolene-Vesubie

Etwas oberhalb unseres Lagerplatzes war eine Wolfsausstellung, die wir uns anschauen wollten. Wir haben heute nur die Radstrecke vorgesehen, die etwa 25km lang sein soll. Also hatten wir Zeit. Um 10Uhr sind wir zum Zentrum gelaufen und ich habe an der Rezeption versucht ein wenig nachzufragen wie die aktuelle Situation aussieht. Alle anderen waren im Souvenirshop. Zufällig war ein zuständiger Biologe Christoph Duchamp dort. Er arbeitet mit den Wölfen in Frankreich. Ich hatte ein längeres Gespräch und er hat mir erklärt, dass es von Nice bis Geneva Wölfe in den französischen Alpen gibt. Alle 6 Monate gibt es eine Aktualisierung. Auf der Visitenkarte, die er mir gegeben hat, ist die handschriftliche Notiz fast unleserlich. Da werde ich mal im Internet suchen müssen, wenn ich zurück bin. Ich hatte zudem auch ein Gespräch mit dem Inhaber des Pferdehofs, der übrigens aus Kalifornien kommt und seit über 20 Jahren in Frankreich lebt. Er war vom Nationalpark Mercantour bzw. von deren Informationspolitik nicht besonders angetan. 1992 haben Wölfe eines seiner Pferde das schwer verletzt war angeknabbert. Gegen die Wölfe hat er allerdings nichts und hatte auch sonst nie Probleme obwohl seine Pferde manchmal frei auf den Almen stehen. Er war jedenfalls super interessiert an meinem Projekt und Arbeit und hat mir seine Hilfe angeboten, für den Fall, dass ich in der Region etwas machen würde.

Nach einem gemütlichen Kaffee sind wir auf die Räder gestiegen und konnten wirklich nur Bergabfahren. Martin und Mona haben an der Hauptstraße unterhalb von Le Bolene-Vesubie eine Wiese am Bach und einen Parkplatz für den Wagen gefunden. Wir haben den Parkplatz mit den Bänken belegt und nach einigen Musikeinlagen und dem Abendessen war es dunkel und alle sind ins Bett. Ich war dann noch auf der Suche nach einem Internetzugang in den benachbarten Dörfern, doch leider ohne Erfolg. Ich habe die Nacht im Auto verbracht.        

Donnerstag 1.September von Le Bolene-Vesubie nach Moulinet

Ich habe schlecht geschlafen und bin schon früh aufgestanden. Um 7Uhr hatte ich den Frühstückstisch gedeckt und war schon mit der Shira auf einen kurzen Spaziergang. Ich wollte etwas früher los mit dem Rad, um zu versuchen ob ich an der Tourismusinformation von Le Bolene-Vesubie versuchen ins Internet zu kommen. Ging nicht. Also bin ich mit dem Rad noch weiter hoch bis zum Treffpunkt mit den Anderen. Ich habe den Startpunkt der Wanderung nach oben verlegt, weil wir ansonsten gut 1000m ziemlich steil den Berg hochlaufen. Dafür hatten wir dann einen wirklich sehr schönen Weg erwischt bis nach Col de Turini. Und wir haben endlich Spuren gefunden, die von Wölfen stammen könnten.

Später auch noch eine alte Losung voller Haare. Kurz vor dem Ende der Expedition. Wir sind heute aber wirklich fast den gesamten Tag im Schatten gelaufen mit sehr schöner Aussicht. Interessant war, dass die Südhänge oft sehr trocken waren. Zum Teil sind wir durch alte Felder und Wiesen die in Terrassen angelegt waren gewandert. Doch die waren schon seit mindestens 50Jahren verlassen und ein sehr schöner Wald mit vielen verschiedenen Baumarten und Sträuchern bedeckten den gesamten Hang. Als wir dann in Moulinet angekommen waren mussten wir der Straße gefolgt und haben an einer steilen Kurve eine Pause gemacht. Als wir da so saßen ereignete sich ein Unfall. Eine Autofahrerin nahm zwei Motorradfahrern die Vorfahrt. Die waren zum Glück langsam, aber einer musste hart abbremsen und ist in der steilen Kurve mit dem Motorrad umgefallen und hatte eine Prellung und Kratzer an der Maschine. Unser heutiges Lager war auf einem kleinen einfachen und rustikalen Campingplatze. Vom Eigentümer haben wir sogar noch eine lokale Spezialität bekommen obwohl er von Wölfen nicht wirklich begeistert war. Um 21 Uhr bin ich noch ins Dorf und hatte endlich meinen Internetzugang. Es war im Dorf eine schöne gemütliche Stimmung.

Freitag 2.September: von Moulinet nach Sospel

Es ist schwül warm und der vorletzte Wandertag der Expedition. Unser erstes Problem heute war, den Bus mit dem Hänger vom Campingplatz auf die Straße zu bekommen. Es ist steil und nicht sehr griffig und eng. Martin hat die erste Steigung mit zu wenig Schwung genommen und kam nicht weiter. Jetzt musste er mit dem Hänger nochmals rückwärtsfahren. Das habe ich dann übernommen, denn wenn etwas schief geht war es meine Schuld. Das ist mir lieber. Es war eng und mit mehr Schwung habe ich es dann geschafft. Dann ging es zu Fuß weiter auf 1300m. Es tröpfelte und es wurde noch schwüler. Irgendwann kam die Sonne raus und es wurde heiß.

Wir mussten an steinigen Hängen vorbei, Ziegen waren auf dem Weg und die Sonne erhitzte die Steine zu einem Brutofen. Sehr schönes Panorama nicht ganz einfache Wege und kein Wasser. Wir mussten für die Hunde und für uns selbst von Schatten zu Schatten laufen. Die Shira trank dann sogar Wasser aus meiner Hand. Es war in der Ferne diesig und das Meer war nicht zu sehen. Gegen 15 Uhr waren wir unten und dort war ein großer Bach zum Vergnügen der Hunde und für uns. Jetzt mussten wir noch bis zum Campingplatz gehen Richtung Sospel. 2Km auf der Straße, leider war kam keine Eisdiele vorbei. Morgen sind wir am Mittelmeer, es wird aber noch ein schweißtreibender Weg.     

Samstag 3.September: von Sospel zum Ziel dem Mittelmeer

Die Nacht warm sehr warm und schwül und der Campingplatz neben einer Straße. Ich konnte kaum schlafen. Zunächst sind wir recht zügig durch Sospel gewandert zum Startpunkt des Wanderweges. Dem GR 52. Es war noch immer schwül warm und nach der gestrigen anstrengenden Tour für Mira ist sie heute beim Auto geblieben. Denn ich erwarte, dass wir beim Abstieg auf der Südseite in der vollen Sonne gehen müssen. Die Shira hat schon Probleme bei großer Hitze, die Mira ist mit ihrem schwarzen Fell noch empfindlicher. Heute ist der letzte Wandertag dieser Expedition. Es ging 600m hoch bis auf 1000m Höhe. Die Hoffnung ist groß, von oben das Meer zu sehen.

Als wir oben waren, standen wir im Nebel und konnten gar nichts sehen. Nach einer Pause ging es weiter, erst runter dann wieder hoch und dann wieder runter auf 800m Dort machten wir noch eine Pause und es fing an zu regnen. Das Meer war nicht zu sehen. Doch nach dem Regen und der nächsten Kurve, war der Himmel halbwegs klar und wir konnten direkt auf die Häuser und den Hafen von Menton schauen. Endlich sind wir da, nach 5 Wochen Expedition. Jetzt nur noch absteigen uns ins Wasser. So dachten wir. Doch oh weh, nochmals hoch auf 1150m und wieder runter auf 700m. Eigentlich möchte ich ja bei Grimaldi auf der italienischen Seite absteigen. Die französische Wanderkarte zeigt aber nur die Wanderwege in Frankreich. Auf italienischer Seite konnte ich nur einen Pfad erkennen, der aber schneller zum Ziel führen sollte. Also über den Grenzkamm, das war einfach, rüber nach Italien und runter. Tja, leider verlor sich der Weg auf italienischer Seite in alten überwucherten Pfaden, einzelnen verfallenen Steinhäusern und unpassierbaren Dornen und Gestrüpp. Es war jetzt richtig schwül und schon 17Uhr.

Um weitere Verirrungen zu vermeiden entschied ich alles wieder zurückzugehen auf den GR52 und nach Menton abzusteigen. Martin soll dann unten am Hafen auf uns warten. Das tat er mit kalten Getränken und Melonen mitten auf dem Grünstreifen zwischen den Straßen und an der Küste. Dann ging es ab ins Mittelmeer. Alle sind wir ins Wasser und haben so das Ende und beim späteren Abendessen auf dem Campingplatz in Ventimgilia die Erfolgreiche zweite Etappe der Alpenexpedition gefeiert. Der letzte Tag hatte es wieder in sich, mit Hitze, Regen, Schwüle, unpassierbaren Wegen und sehr viel Schweiß und Kraftanstrengung. Es hat sich aber gelohnt. Sobald ich wieder zuhause bin werde ich eine Zusammenfassung meine Eindrücke in Bezug auf Wolf, Luchs und Bär schreiben und hier ins Tagebuch posten.

Sonntag 4.September: Rückfahrt! Ende der Expedition.