Expeditionstagebuch 2014

Expeditionstagebuch 2014

„Der Weg der Wölfe“ von Rietschen bis in den Nordschwarzwald

In 5 Wochen bin 2014 ich von Rietschen in der Lausitz bis nach Pforzheim gewandert. Die grünen Pins auf der Karte symbolisieren den Ruhetag, den ich mir nach 6 Tage gönne. Wer sich erinnert, 2005 bin ich von den Karpaten in Rumänien bis nach Rietschen in 4 Monaten gewandert. Meine letzte Expedition 2012 war dann von Italien über die Alpen und durch den Schwarzwald bis nach Pforzheim. Jetzt verbinde ich Ost und Südwest und durchwandere die zukünftigen Wolfsgebiete quer durch das deutsche Mittelgebirge. Über die Erlebnisse und Erfahrungen werde ich direkt von unterwegs auf dieser Homepage berichten. Es gibt keine Mitwanderer, wie früher. Dafür besuche ich entlang der Strecke einige Schulen und gestalte einige Vorträge, auch ganz spontan. 2-3 Veranstaltungen pro Woche sind möglich. Zeiten und Standorte werde hier entsprechend bekanntgegeben. Mein Backup Team wird mich wie immer mit dem Projektfahrzeug begleiten.

Expeditionsstrecke 2014 mit Logo

Impressionen zur 1.Woche

 

Montag 18.August 2014:

Obwohl ich nun schon viele Expeditionen organisiert und durchgeführt habe spüre ich jeden Tag die kribbelnde und unstetig machende Aufgeregtheit in den Vorbereitungen. So viel Arbeit ist noch zu erledigen bevor die fünf Wochen dauernde Wanderung losgeht am 31.August. Disco vor ExpedDas Expeditionsfahrzeug, der Land Rover Discovery, ist noch nicht fertig, Gepackt und vorsortiert ist noch gar nichts, die administrativen Abschlussarbeiten der Projekte aus den vergangenen Wochen müssen noch erledigt werden. Die Pressemitteilungen zur anstehenden Expedition müssen raus und die Projekte für die Zeit nach der Expedition müssen schon vorausgedacht und geplant werden. Denn während einer Expedition ist es kaum möglich noch andere Sachen zu organisieren. Ganz übel, bei der letzten Trainingsarbeit habe ich mir noch das Fußgelenk und die Bänder überdehnt und verletzt. Zum Glück nichts gerissen oder gebrochen, schmerzfrei geht aber auch anders. Das sollte in zwei Wochen wieder gehen, doch bis dahin kann ich das geplante Training nicht durchführen. Mein Kopf ist voll und es hüpft darin wie auf einer Hüpfburg mit all den Gedankenfetzen, Ideen, Vorfreude und Sorgenfalten, weil mal wieder etwas  nicht so läuft wie geplant. Dazu gehört auch die Frage. Wie soll ich diesmal das online Tagebuch führen.

Mittwoch 27.August

Disco 2In der Zwischenzeit bin ich in Rietschen angekommen. Bisher hatte ich tatsächlich keine Zeit noch weitere Einträge für das Tagebuch zu schreiben. Die Vorbereitungen sind auch noch nicht abgeschlossen. Am letzten Freitag, konnte ich dann meinen Land Rover wieder abholen mit der Projektbeschriftung. Wirklich auf dem letzten Drücker. Direkt danach habe ich dann bis Mitternacht daran gearbeitet den Wagen zu packen und alles was ich für die nächsten 6 Wochen benötigen irgendwie im Auto zu verstauen und möglichst nichts wichtiges zu vergessen. Am Samstag hatte ich dann vor für drei Tag nach Bayern zu fahren, eine Art Kurzurlaub. Geschlafen habe ich in der Nacht nicht sonderlich gut. Da gingen mir doch zu viele Gedanken durch den Kopf was jetzt noch alles gemacht werden muss. Dazu zählt auch die Einrichtung des Laptop um unterwegs ein mobiles Büro zu haben. Das ist auch jetzt noch nicht ganz abgeschlossen. Jetzt bin ich aber eben schon in Rietschen, und begleite hier noch ein Kinderwolfscamp bis zum Freitag.

Freitag 29.August

DSCN1547Das Wolfskindercamp war toll und hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Den Kindern offensichtlich auch. Wir haben viel gelacht und ich musste noch mehr Geschichten von meinen Begegnungen und Erlebnissen mit Wölfe, Bären oder Luchsen erzählen. Wir haben auch an einem Projekt gearbeitet und einige der Bilder möchte ich hier zeigen. Das Thema war leben im Wolfsrevier. Die Kinder haben sich kreativ damit beschäftigt was es bedeutet in einem Wolfsrevier zu leben. Das Projekt ist Teil des Projekts, dass ich mit dem WWF Deutschland mache und dabei mit verschiedenen Schulen und Kinder oder Jugendgruppen in den Ost- und Norddeutschen Bundesländern arbeite. Die Kinder haben hier am Ehrlichthof in Rietschen sich vieles über Wölfe erfahren können. Dann haben sie beraten und darüber gesprochen was es für sie selber als Kinder und für die Menschen die hier wohnen bedeuten könnte in einem Wolfsrevier zu leben.Unbenannt-1 Dazu haben sie sich Fragen ausgedacht und über 30 Leute befragt. Dann haben sie zusammen ein Landschaftsmodel mit Sand und Naturmaterialien nachgebaut und die verschiedenen Erfahrungen darin dargestellt. Am Ende hat noch jedes Kind ein Bild gemalt und sich ein Thema zur Mensch-Wolfsbeziehung ausgedacht. Die Ergebnisse werden jetzt in einer Nacharbeit noch so aufgearbeitet um sie dann im Internet präsentieren zu können.

Samstag 30.August

Nachdem die Kinder gestern wieder nachhause gefahren sind kam der Martin an. Er wird wie schon bei den Alpenexpeditionen den Expeditionsdisco fahren und mich so unterstützen. Heute haben wir dann noch möglichst viele Vorbereitungen getroffen, Emails beantwortet und das Gepäck sortiert. Ganz wichtig ist die Organisation der beiden Küchenboxen. Eine für die Lebensmittel und eine für die Kocher und Küchenutensilien. Meine Wanderschuhe mussten nochmals eingewachst, der Rucksack vorbereitet werden. Mein Zelt habe ich schon abgebaut. In der kommenden Nacht werde ich schon unter dem Tarp schlafen. Martin im Zelt. Dann muss morgen früh nur ein nasses Zelt verstaut und unterwegs irgendwann getrocknet werden. Ich möchte diesmal wichtige DSCN1574Daten unterwegs direkt mit GPS Koordinaten verknüpfen. Dazu musste das Smartphone vorbereitet werden. Ich denke in den nächsten Tagen wird noch einiges zu tun sein bis alles so läuft wie ich es mir vorstelle. Deswegen ist auch geplant, dass ich zunächst nur Tagesetappen laufe und wir am Abend noch ein gemeinsames Lager haben werden. Jetzt um 19:25 gehen wir nochmals Essen und danach ins Bett.

 

Sonntag 31.August

Die Nacht war alles andere als ruhig. Nebenan eine Party bis um 1:30 und um 3 Uhr morgens fing es an zu regnen und um 6 Uhr konnte mich nichts mehr im Bett halten. Nach dem Frühstück ging es ans packen. Heute steht nur eine Tageswanderung auf dem Plan. Von Rietschen bis Dauban. Nochmals die Karten abgleichen und den Treffpunkt abstimmen, und den ganzen anderen Kram machen und los ging es dann gegen 8:30. Schon auf dem ersten 1km habe ich 4 Rehe gesehen, Hirschspuren fast neben den Häusern und die Spuren der Wildschweine. Auf dem Schotterweg war gerade noch eine Spure sichtbar die von zwei Wölfen stammen könnte.DSCN1579 Über 9cm lang und eine gestreckte Pfote. Sicher bin ich mir aber nicht. Vor einem Jahr habe ich auf dem Weg eine Wolfslosung gefunden. Naja, ich bin auch unterwegs in einem Wolfsrevier. Dann fing der Regen an und der hörte nicht mehr auf. Den rechten Weg zu finden war schwierig. Nichts ist ausgeschildert und auf der Karte waren die Wege zum teil falsch markiert und alte Forstwege fast nicht erkennbar. Mehrfach musste ich quer durch den Wald. Das macht jedenfalls bei Regen weniger Spaß. Unterwegs habe ich jedenfalls viele Spuren von Wildtieren gesehen und mehrfach Rehe und auch Füchse. Jedenfalls haben die Wölfe in den letzten 14 Jahren weder die Rehe, noch die Hirsche oder Wildschweine aufgefressen. Es gibt sie zu zur genüge. Gegen 17:30 haben Shira und ich dann den geplanten Lagerplatz erreicht. Etwas nass und müde, denn Pausen konnte man kaum machen.

Montag 1.September

IMG_9202Wir hatten unser Lager auf dem Festplatz bei Dauben aufschlagen können. Ziel ist der Stadtwald südlich von Hochkirch. Schon um 6 Uhr war ich heute wieder auf um noch am Computer zu arbeiten. Auch das gehört mit zur Expedition, insbesondere wenn ich am Auto bin. Erst nach 9 Uhr konnte ich losmarschieren, eigentlich viel zu spät. Es regnete immer wieder meistens eher leicht. Unterwegs habe ich mehrere Rehe gesehen. Zum Teil sind sie kurz vor mir und der Shira erst aufgeschreckt. Das Gelände wurde leicht wellig. Bei Dubrauke habe ich dann tatsächlich eine einzelne Ziege gesehen die angeleint war, nur wenige Meter vom Wald völlig ungeschützt neben einer Pferdekoppel. Wenig später lag noch ein einzelnes sehr großes Schaf neben einem Haus aber nur mit einem Holz und Maschendrahtzaun geschützt. Selbst wenn man hier gerade sich nicht in einem Wolfsrevier befindet ist das unverantwortlich. Einzelne Wölfe können immer überall herumlaufen. Gegen 13:30 kam ich dann an die Autobahn A4. DSCN1642Die stellt natürlich eine schwierige Barriere für alle Wildtiere dar. Ich bin durch eine Unterführung gewandert. Südlich der A4 wurde es schnell sehr viel hügeliger. Die Landwirtschaft ist jetzt reichhaltiger strukturiert. Allerdings habe ich nur kleine Waldparzellen und Baumgruppen. Der nächste größere Wald ist beim geplanten Lager. Es regnet wieder stärker. Martin hat einen Lagerplatz hinter einer Schlossanlage gefunden. Meine Füße sind heute müde und brauchen eine erholsame Nacht.

Dienstag 2.September

DSCN1652Es regnet und regnet und regnet immer weiter. Mal stärker mal schwächer. Die ganze Nacht hindurch. Weil alles nass war und Mücken herumschwirrten habe ich das Innenzelt unter dem Tarp aufgebaut. Gut geschlafen habe ich trotzdem nicht. Der Shira habe ich heute eine Auszeit gegönnt. So bin ich gegen 8:45 alleine aufgebrochen. Der bewaldeten Berg hoch. Anfangs noch auf einem Forstweg, dann quer hoch. Ebenso ging es dann auf der anderen Seite wieder runter. Die Hosenbeine waren wieder bis über das Knie nass. Teilweise konnte ich Wanderwege nutzen, dann waren die Markierungen wieder unsichtbar. Nach 2 Stunden kam ich an der richtigen Stelle wieder aus dem Wald heraus nach Halbau. Von dort ging es dann über zum Teil gut markierte Wander oder Radwege bis zur Mittagspause. Die Landschaft hat sich geändert und Spuren oder Sichtungen von Wildtieren sind nicht mehr so häufig zu finden. Nun der Regen verwischt auch noch vieles. Ein Waldarbeiter hat mir gesagt, dass es hier noch keine Wolfsnachweise gibt und auch keine Hirsche. Dafür aber Muffelwild. Der Martin hat auf mich am Treffpunkt gegen 12 Uhr gewartet. Da es noch immer regnete, habe ich die Shira weiterhin im Auto gelassen. Die nächsten Stunden bin ich dann durch einen relativ schmalen Waldstreifen gewandert. Gelegentlich waren die Markierungen der Wege extrem schlecht. Alle Schafe und Ziegen die ich gesehen habe, waren mit einem Elektrozaun eingezäunt. Viele waren es aber nicht. Martin kam mir dann kurz vor dem Ziel entgegen. Es ist etwa 17Uhr. Ich bin an der Grenze nach Tschechien.

Mittwoch 3.September

IMG_9213Mitten im Wald, mitten im Nebel haben wir übernachtet. Es ist nass, heute solle es aber besser werden das Wetter. Heute wandere ich mit vollem Rucksack durch Tschechien bis in den Sebnitzer Wald. Am Anfang konnte ich gut dem Grenzweg folgen mit einem schön gestaltetem Naturlehrpfad. Immerhin es regnet nicht es ist halt alles nass und feucht am Boden. Dafür gibt es mehrere Schutzhütten oder überdachte Rastplätze. Bis ich den Grenzweg verlasse und nach Lipova abbiege. Hier stehen insbesondere Rinder die sofort neugierig an den Zaun kommen als sie Shira sehen. Das würde Wölfe nicht gerade motivieren diese zu belästigen. Jetzt kommt gelegentlich auch mal die Sonne raus und das graue Dauerlicht wird etwas freundlicher. Leider immer nur kurze Momente. Viele Häuser hier stehen leer, sind im unfertigen Bauzustand oder sehen ziemlich marode und das Mauerwerk wirkt sehr feucht. In der vom Tal, nach Lipova mach ich eine längere Rast und sehe vor mir schon die bewaldeten Hügel an der Grenze nach Deutschland. Es war nicht so ganz einfach einen Weg zu finden der mich da rauf bringt. WolfsteinSchlussendlich stehe ich aber nach einigen Wirren am Wolfstein im Sebnitzer Wald. Es handelt sich um eine kleine Felsengruppe. Warum der so genannt wird lässt sich im Moment nur vermuten. Etwas weiter nördlich in der Hohwaldregion hat sich ein Wolfsrudel gebildet, was zu erheblicher Aufregung in der Region führt. Wie auch immer, ich finde einen Übernachtungsplatz in der Nähe der Finsterwinkelhütte.

Donnerstag 4.September.

Nach einer sehr langen Nacht, es ist ja um 20:30 schon arg dunkel, stehe ich um 6Uhr auf. Erstaunlich wie trocken auch mein Zelt geblieben ist. Ich hohle mir Wasser vom Bach für den Tee und zum waschen. Kurz nach 7Uhr breche langsam und gemütlich auf zum Goethe Gymnasium in Sebnitz. IMG_9232Dort werde ich erwartet, denn ich spreche mit mehreren Klassen der Schule über den Wolf und bespreche wie wir im Herbst hier noch das WWF Projekt „Leben im Wolfsrevier“ gestalten können. Schulen entlang meiner Expeditionsstrecke können mich auch relativ spontan fragen ob ich reinschauen kann. Es hat toll funktioniert und die Schüler und Schülerinnen waren konzentriert und mit vielen Fragen dabei. Für Martin und für mich gab es Kaffee und Kuchen. P1010113Gegen 14Uhr bin ich dann mit ganz leichtem Gepäck weitergewandert bis zum Campingplatz in Mittelndorf. Wir werden schon morgen hier einen Ruhetag einlegen. Außerdem schint zum ersten mal seit Expeditionsstart die Sonne und ich habe einen schönen Wanderweg mit Ausblick auf die Sächsische Schweiz, wenn die Luft auch etwas trüb ist.

Freitag 5.September

IMG_9260Gestern habe ich mich spontan dazu entschlossen, dass wir schon heute einen Ruhetag machen. Am Vormittag bin ich die 5km noch zum Nationalpark Infozentrum nach Bad Schandau gewandert. Von dort kann ich morgen die Expedition fortsetzen. Beim Infozentrum konnte ich mich ein wenig über die gesamte lokale Situation informieren. Gegen 2 Uhr haben Martin und ich mal gewechselt und er hat sich eine schöne Strecke zurück zum Campingplatz ausgesucht zum wandern. Ich bin mit dem Auto auf einen schattigen Parkplatz gefahren und habe dort zumindest das Tagebuch und die wichtigsten Emails schreiben können. Das ganze hat fast 2 Stunden gedauert, weil die Internetverbindungen hier überall ziemlich schlecht ist. Als ich dann starten wollte, war die Batterie vom Auto zu schwach, weil ich den Laptop die ganze Zeit angeschlossen hatte. Zum Glück musste ich nicht lange warten bis ich jemanden wegen um eine Überbrückungshilfe bitten konnte. Zurück am Campingplatz habe ich dann mich entspannt und mit einigen Leuten mich unterhalten können. Nachbarn haben uns am Abend zu unserem Abendessen noch zwei Steaks geschenkt.

Impressionen zur 2.Woche

Samstag 6.September

DSCN1694Heute mache ich mich wieder mit vollem Rucksack bis morgen auf den Weg. Weil ich schon gestern bis Bad Schandau gewandert bin beginne ich dort auch. Bis wir alles gepackt hatten und ich am Startpunkt war, war es schon 11Uhr. In Bad Schadau hat Martin noch nach Karten geschaut und ich habe die bessere Verbindung genutzt um Emails zu beantworten das Tagebuch zu schreiben. Die Elbe bin ich nicht durchschwommen. Es ging gleich den Berg hoch und heute ist der erste Tag an dem ich ins schwitzen gekommen bin. Nicht weil der Weg so steil war, sondern es so warm war. Zunächst schlängelte sich ein gut gekennzeichneter Wanderweg durch den Wald und am Waldrand vorbei. Gelegentlich ging es durch Siedlungen. So etwa alle 2 Stunden lege ich eine Pause ein, auch für die Shira, weil wir doch oft in der Sonne gehen mussten. Fast alle Dörfer lagen im Tal, die Waldabschnitte waren oft auf Hochebenen. Zum Teil, bin ich dann über 6km durch Wälder gelaufen, die aber recht monoton waren, entweder überwiegend Fichte oder Kiefer. In fast allen Dörfern habe ich Schafe oder Ziegen gesehen. Oft nur einzelne oder ganz kleine Gruppen. Einige hatten zumindest einen 3 fachen Litzenzaun mit Strom. Andere Tiere waren unzureichend vor Wölfen geschützt. Auch ein Dammwildgatter war unzureichend geschützt. Die Rinder und Pferde standen fast alle in größeren Gruppen. Gegen Abend hatte ich dann das Problem Wasser zu finden. DSCN1707Ganz an der Grenze nach Tschechien war ein Feuchtwiesengebiet dort wurde ich dann fündig und habe auch eine Lagerplatz gefunden gegen 19:00. In der Ferne grollte es, und Shira hatte Angst, was beim Wandern dann blöd ist, wenn sie sich ständig verkriechen will.

Sonntag 7.September

IMG_9311Alles ist trocken geblieben in der Nacht. Ich habe unterm Tarp geschlafen. Der steinige Boden war etwas hart. Martin hat mir eine sms geschickt, dass er an der A17 auf mich wartet. Das sind gute 7-8km für mich. Die Täler sind oft bewirtschaftet und dort stehen die Siedlungen. Sie verlaufen wie gestern auch in süd-nord Richtung.ich wandere nach Westen und muss ständig rauf und runter. Es sind meist nur immer etwa 100-150 Höhenmeter. Als ich gegen 9:45 am Auto war, standen dort vier große Herdenschutzhunde, die sich alle sofort für die Shira interessiert hatten. Das war ihr zu viel und sie hat erst versucht ins Auto zu kommen, was aber noch zu war und hat dann die Hündin ein wenig zurecht gewiesen. Martin hatte sich schon eine ganze Zeit mit dem Hundebesitzer unterhalten.IMG_9303 Jetzt war Pause, Schuhe wechseln, Socken wechseln und nach 45 min ging es ohne Shira und Gepäck weiter bis nach Altenberg. Ein Gewitter deutete sich an und es kam auch. Ich hatte Glück und es zog an mir vorbei, nur in paar Regentropfen bekam ich ab. In Altenberg führte der Wanderweg direkt durch ein Bergbaumuseum und es regnete wieder heftiger sogar und das nächste Gewitter kam vorbei. Einem Eis mit drei Kugeln konnte ich trotzdem nicht widerstehen. Danach ging es eigentlich fast nur gerade aus, vorbei an zwei künstlichen Seen ab in den Wald. Bis nach Schellerhau. Dort hat Martin einen guten Lagerplatz gefunden.

Montag 8. September

IMG_9318Am Abend gestern kam noch ein lokaler Wanderführer vorbei. Er hat klar gesagt, dass Wölfe eh kommen werden und wir lernen müssen damit umzugehen. In Hermsdorf, da wandere ich heute südlich dran vorbei sind auch schon Schafe von einem Wolf gerissen worden, nachweislich hat er uns erzählt. Es ist bewölkt und gelegentlich schaut die Sonne hervor. Der erste Abschnitt der heutigen Strecke war noch interessant durch die Wälder mal rauf und wieder runter mit unterschiedlicher Wegbeschaffenheit. Ich mache derzeit so etwa alle 6-7km eine Pause. So war die erste Pause an der Grenze. Ab hier ging es fast nur gerade aus überwiegend durch einen Fichtenwald. Gelegentlich waren auf der tschechischen Seite Feuchtwiesen oder Weideflächen. Überwiegend aber ein ziemlich monotoner Wald und ebenso war auch der Weg. Leicht zu gehen aber nicht sehr aufregend. Man findet auch wenige unterschiedliche Motive. Dann hörte man das, nein die Gewitterfronten von hinten, von vorne und seitlich. Das wurde mit der Shira arg anstrengend, weil sie beim Gewitter Angst hat und sich ständig verkriechen will. Mit dem Martin wollte ich mich am Staudamm der Rauschenbachtalsperre treffen. Den musste ich allerdings wegen der Shira zum Ostende rufen um die Shira ins Auto zu lassen. So kann ich mit ihr nicht an einer Straße oder durch Siedlungen laufen. IMG_9327In der Umgebung von Neuhausen wollten wir ein Camp suchen. Das wurde schwierig. Erstens hat es nur noch geregnet und Martin hatte Probleme mit dem Auto etwas passendes zu finden. Ich bin stur durch den regen weitergewandert. In Neuhausen in der Dorfbäckerei, habe ich mir um 17:30 ein Brötchen gekauft. Die haben uns erlaubt, als Plan B, vor der Garage zu campieren. Doch wir haben dann weiter im Tal einen Parkplatz als Camp gefunden, direkt an der Straße mit überdachtem Rastplatz.

Dienstag 9.September

IMG_9335Heute geht es durch das mittlere Erzgebirge. Insgesamt bin ich mittlerweile über 200km gewandert. Abgesehen von einigen kurzen Abschnitten laufe ich wieder überwiegend durch Fichtenwälder und folgen zeitweise sehr gradlinig verlaufenden Wald und Forstwegen. Die Steigungen sind meistens recht kurz und auch nicht sehr steil. Bisher habe ich meine Wanderstöcke noch nicht einsetzen müssen. Ich bewege mich auf einer Höhe zwischen 550-750m. Ich bin heute am Kurort Seiffen vorbei Richtung Grünthal östlich von Olbernhau gewandert. Unterwegs habe ich drei ältere Frauen getroffen mit denen ich über die Region und Wölfe unterhalten habe. Grundsätzlich kann ich sagen, dass sowohl der Martin als auch bisher meistens nur Neugier, und positive Aufmunterung zum weitermachen als Rückmeldung der Leute vor Ort erfahren haben. Pragmatische Sichtweise der Leute, DSCN1751Die Wölfe breiten sich halt weiter aus und wir Menschen müssen uns halt darauf einstellen. Bei Grünthal habe ich zur Mittagspause den Martin getroffen und konnte nochmals ins Internet. Denn für den Abend erwarte ich, dass es keine Verbindung geben wird. Gegen 13:30 bin ich dann weiter nördlich vorbei an Rübenau bis kurz vor die Mothhäuser Heide, ein Naturschutzgebiet. Heute gab es mal keinen Regen und kein Gewitter, dafür wurde es kühler. Mein Nachtlager will ich diesmal auf dem Gepäckträger einrichten.

Mittwoch 10.September

IMG_9355Ich konnte heute nach mal testen wie es sich auf dem Dachträger vom Landrover schläft. Das war ganz gut, wenn ich auch nichts sehen konnte im Tal wegen dem Nebel. Ich muss hier mal folgendes feststellen. Die Landschaft ist ja eigentlich schön. Die Forstwälder die aber aus eine riesigen Fichtenmonokultur bestehen sind alles andere als erlebnisreich. Wenn man dann noch die Wanderwege dazu nimmt, wird es zum Teil sehr öde. Ich wandere jeden Tag etwa 25km oder mehr. Davon sind oft 20km nur auf harte befestigen Wegen und Straßen die zum Teil schnur gerade durch die Landschaft gezogen sind. Für lokale kurze Wanderungen gibt es ein paar sehr schöne Wanderwege zum Teil mit Infotafeln. Diese Wege oder Abkürzungswegen über alte kaum noch genutzte Forstwege sind dann eine echte Erholung. Wenn man über viele Tage nur die harten Wege läuft, die meistens relativ flach sind oder nur kurz Steigungen haben, ist zwar konditionell nicht anstrengend aber wegen der monotonen Fußbelastung und dem wenig abwechslungsreichen Wald sehr ermüdend. Wildtierspuren sind natürlich auch nicht so leicht zu finden auf den befestigten Wegen. Allerdings spült der Regen auch viele Spuren ständig wieder weg. Der Weg führte mich heute durch Steinbach ein netter kleiner Ort mit einer Schmalspureisenbahn. So hübsch gemacht, dass es mich an eine Modelleisenbahn erinnert.IMG_9351 Davor war ich noch im Naturschutzgebiet Mothhäuser Heide. Dort gibt es auch Birkhühner. Überwiegend standen hier allerdings auch Fichten nur die Bodenvegetation verriet eine eher morastige und Heidelandschaft. Ziel des heutigen Tages war die Region um Bärenstein. Dort habe ich im Wald ein Lager gesucht.

 

Donnerstag 11.September

IMG_9361Ich hatte eigentlich ein gemütliches Plätzchen gefunden aber lag leicht schräg, was dazu geführt hat, dass ich kaum schlafen konnte. Um Mitternacht, dachte ich es müsste gleich 6 Uhr morgens sein. War es aber nicht. Die Nacht zog sich extrem in die Länge und es regnete leicht. Am Stausee südwestlich von Bärenstein habe ich Martin dann getroffen. Martin ist ermahnt worden vom Förster, dass er dort nicht stehen darf. 3Km weiter haben wir uns dann wieder getroffen an der Strecke der Fichtelberg Bimmelbahn. Die fuhr auch noch vorbei. Dann hatte ich einen kurzen schönen Wanderweg entlang der Bahn. Ich will den Kurort Oberwiesental nördlich durch den Wald passieren. Abgesehen von ein paar Abkürzungswegen gng ich den ganzen Tag auf Voltaren Wanderwegen. Was ist das, fragt ihr Euch bestimmt. IMG_9363Das sind Wege die praktisch jeder gehen kann und für kurze Wanderungen auch gut sind wenn man nicht mehr gut wandern kann. Das sind aber die Wege die bei einer dauerhaften Nutzung dazu führen, dass man Salben wie Voltaren braucht. Am Abend, angekommen bei Rittersgrün konnte ich kaum noch normal wandern. Die eh schon angeschlagenen Bänder im linken Fuss sind völlig überlastet, durch die dauerhaften gleichmäßigen und harten Wanderwege. Nach einigem Suchen finden wir einen Platz für ein Nachtlager. Es ieht sehr stark nach Regen aus.

Freitag 12.September

DSCN1770Gestern als wir im Schlafsack waren hat Martin noch gemeint, er hätte gedacht dass es noch regnen würde. Ich wollte gerade einschlafen, da fing es an zu regnen. Und es regnete die ganze Nacht hindurch, zum teil sehr kräftig. Die Wiese, die eh schon feucht war wurde zur Pfütze. Selbst unter dem Tarp war es pitsche nass. Wir bleiben auf der Isomatte im Schlafsack aber trocken. Weil es weiterhin regnete sind wir zum Frühstück auf einen asphaltierten Parkplatz gefahren und haben unter dem Regenschirm den Kaffee gekocht. Beim kurzen Spaziergang mit der Shira musste ich dann feststellen, dass ich schon nach wenigen Metern kaum noch gehen konnte. Eine Muskelverhärtung am unteren Schienenbein und die Sehnen und Bänder im linken Fuß waren doch sehr stark gereizt. In der Apotheke habe ich mir jetzt eine Sportsalbe gekauft und hoffe, dass ich ab Sonntag wieder wandern kann. Im Moment ist es unmöglich so 25km oder mehr zu gehen. Also Pausentag für mich. Martin ist dann statt meiner den Weg gewandert im strömenden Regen. DSCN1774 Ich habe die Rolle des Epeditionsdobbys übernommen und auf den Martin an verschiedenen Stellen gewartet. Er ist dann tatsächlich bis nach Morgenröthe durchgewandert. Nur kurze Pausen und schnell was gegessen und weiter ging es, um nicht kalt zu werden. Gute 26 Kilometer im permanenten Regen. Da morgen eh ein Pausentag angesagt ist, habe ich mich nach einem möglichen Campingplatz umgesehen. Das war nicht einfach, weil es kaum welche gibt. Wir mussten dazu extra mit dem Wagen 15km fahren und haben einen kleinen Campingplatz in in Muldenberg gefunden. Die Eingänge der Zelte haben wir unter das Tarp gesetzt und die lokale Küche kennengelernt.

Samstag, 13.September Ruhetag

Es regnete die ganze Nacht und eigentlich ging es so am Tag mit einigen Pausen so weiter. Meistens nur ein Nieselregen,DSCN1776 dann aber auch wieder stärker. Die Probleme am Bein wurden nur geringfügig besser. Martin ist am Vormittag mit der Vogtlandbahn nach Klingenthal gefahren. Ich habe das Camp gehütet und mit einer Druckpunktmassage und der Sportsalbe versucht eine Besserung zu erreichen und im Büro gearbeitet. Am Nachmittag, nach einer kurzen Testwanderung mit wenig Erfolg, habe ich nochmals alles eingerieben und den Hauptschmerzpunkt massiert aber die Wanderschuhe nur am Knöchel relativ lose geschnürt. 3Stunden später wollte ich eine kleine Gassirunde mit der Shira machen, also etwa 300m in den Wald mit den lose gebundenen Bergschuhen und oh Wunder, plötzlich konnte ich schmerzfrei gehen. DSCN1778Damit war klar, ich hatte meine ganz hohen Bergschuhe zu fest am oberen Schaft zugeschnürt und dem Muskeln und Sehnen zu wenig Bewegungsraum gegeben. Die Druckpunktmassage und die Salbe haben dann die Reizung und Verhärtung gelockert und seit dem wird es immer besser. Ich traue dem Braten aber noch nicht ganz und so habe ich mit Martin besprochen, dass er die Strecke morgen übernimmt und ich ein paar kurze Belastungstest morgen machen werde. Das Wetter soll am Sonntag ja etwas besser werden. Am Abend sind wir nochmals Essen gegangen.

Impressionen zur 3.Woche

Sonntag 14.September

DSCN1786Heute ist nochmals der Martin gewandert. Ich will erst ein paar kürzere Probespaziergänge mit der Shira machen um zu sehen ob wirklich alles wieder gut ist. Übrigens hat es wieder fast die ganze Nacht geregnet. Auch am Tag ging es mit regen weiter, meistens ein feiner Nieselregen. Wir sind heute bis kurz vor Neuensalz (östlich von Plauen) gekommen. Dort habe ich mitten im Wald einen guten Lagerplatz gefunden. Nach den heutigen Tests kann ich morgen die Wanderungen wieder selber fortsetzen. Ich habe aber mit Martin abgesprochen, dass er ab und an mal einen Tag selber wandern kann. Ansonsten habe ich heute nicht viel machen können, außer ein wenig im Büro zu arbeiten, bis der Akku fast leer war. Ach ja, am Abendlager haben wir heute Nudeln mit Paprika, Zucchini und Pilzsoße gegessen. Es wurde dann alsbald dunkel und sehr nebelig. Außerdem haben wir die Lebensmittelbox mal gründlich sauber gemacht. Bei der ständigen Feuchtigkeit fängt es schnell an gammelig zu werden oder es bildet sich Schimmel.

Montag 15.September

DSCN1798So dann bin ich heute wieder selber unterwegs. Wie verläuft denn so ein Tag meistens. Ich stehe um 6 Uhr oder etwas später mache mit der Shira einen kleinen Spaziergang. Dann ist Martin auch aufgestanden und wir machen Frühstück mit Kaffee oder Tee und erzählen uns über die Träume die wir hatten oder was einen so in der Nacht durch den Kopf gegangen ist. Danach suche ich mir die Leckereien für unterwegs zusammen, in der Regel zwei Brötchen/Semmel mit Käse und Kekse oder ein Stück Schokolade. Dann bauen wir das Lager ab, oft haben wir nur ein Tarp am Auto abgespannt. Das Tarp oder wenn Zelte aufgebaut worden sind muss fast immer irgendwann am Tag zum Trocken ausgehängt werden. Zähneputzen, Rucksack packen Treffpunkte abgleichen und los geht’s. Ach ja, wenn ich eine Internetverbindung habe, setze ich mich vorher oft noch an den Rechner um Emails zu beantworten, das Tagebuch zu schreiben, die Bilder zu bearbeiten und alles ins Netz stellen. Dann ist es in der Regel schon 8:30-9:00. Für heute ist geplant, dass wir uns am Nachmittag treffen und ich dann noch alles einpacke um im Wald übernachten zu können. IMG_9399Das machen wir oft dann so, wenn wir den Eindruck haben, dass es schwierig ist einen geeigneten Lagerplatz zu finden. Heute bin ich dann durch Neuensalz entlang der Stausee, nördlich an Plauen vorbei nach Syrau und weiter bis kurz vor Drochaus gewandert. Dort habe ich im Wald dann übernachtet. Kein schöner Biwakplatz. Es war schon dunkel als ich meine Suppe für den Abend essen konnte.

Dienstag 16.September

DSCN1806Heute steht eine lange Etappe an. Um 7:30 war alles wieder verpackt im Rucksack. Die Nacht war ereignislos. In der aufgehenden Morgensonne gab es ein paar schöne Motive im Nebel. Heute wandere ich über die Landesgrenze nach Thüringen. Zu Sachsen werde ich noch eine kurze Zusammenfassung schreiben. Ich wandere über meist schöne Wege (internationaler Bergwanderweg) erst zum Gute Tag Berg bei Mühltroff. Dort wartet Martin. Dann habe ich tatsächlich fast 2 Stunden Pause gemacht. Alles was ich nicht mehr brauche heute flog aus demDSCN1808 Rucksack und dann ging es frisch erholt auf die zweite Etappe über die A9 Richtung Burgk und bis zum Karolinenfed, eine kleine Siedlung mitten im Wald. Unterwegs, kurz vor der A9 hatten zwei Frauen ihre ziemlich arg überfütterten Hunde nicht im Griff, die sich losgerissen haben und über die Shira hergefallen sind. Dem war die Shira unterlegen. Glücklicherweise gab es keine Bissverletzungen. Das ist aber extrem anstrengend für einen elf jährigen Hund, wenn er schon fast 20km km gewandert und noch 10 km wandern muss. Erst gegen 19:30, es wurde schon arg dämmerig war ich dann am Auto. Martin war unterwegs und wollte mir entgegen kommen. Da haben wir uns verpasst, denn ich gehe gerne Abkürzungswege wenn möglich.

Mittwoch 17.September

DSCN1824Der Spruch des Tages: „Lieber Wölfe als Menschen, da weiß man wenigstens woran man ist“. Das hat mir ein älterer Herr im Thüringer Schiefergebirge gesagt. Heute hat Martin die Wanderung übernommen. Letzte Woche war er nur bei Regen unterwegs und so sollte er auch die Chance haben mal bei Sonne und schönem Wetter zu wandern. Ich habe mich dafür um die Einkäufe, das Kochen und um meine Büroarbeit gekümmert und einen Lagerplatz gesucht. Es ging heute südlich vorbei an Saalfeld und bis nach Lositz, oben auf den Hügeln. Allerdings hatte Martin wieder den Spaß, dass die Wanderwege auf den Karten mit der Realität nicht viel gemeinsames hatten. Dadurch verliert man dann viel Zeit und ich habe ihn dann um 18Uhr abgefangen vor Laasen. Im Prinzip sprechen wir jeden Tag mit mehreren Menschen auch über den Wolf. Ich hatte heute Förster und ein paar Dorfbewohner mit denen ich ins Gespräch gekommen bin. Alle sagen der Wolf kommt doch eh und das ist gut so, auch wenn sich nicht jeder darüber freuen mag. IMG_9422Ich wandere hier nicht durch Städte. Zum Teil sagen mir die Bauern, dass sie das Theater um den Wolf nicht verstehen. Es sind doch wir Menschen die dem Wolf die Lebensgrundlage streitig gemacht haben und nicht umgekehrt. Jetzt kommt er halt zurück und wir müssen halt zuschauen wie wir wieder lernen mit dem Wolf und Luchs auszukommen. Fast alle sagen, dass der Luchs eh schon da ist, zumindest Einzeltiere. Ich bin überrascht überwiegend diese Meinungen zu hören.

Donnerstag 18.September

IMG_9436Nach der klaren Nacht mit Sternenhimmel geht es heute weiter bis kurz vor Ilmenau. Das ist eine ziemlich weite Strecke. Der erste Teil geht hier durch das Schiefergebirge und die kleinen Dörfer. Unterwegs habe ich einen Landwirt getroffen mit seinem Sohn, der seinen Elektrozaun für die Rinder abgebaut hat. Er hatte mehrere Litzen die er auf Rollen aufwickeln konnte. Ich wollte wissen, wie lange er dazu benötig, zum Auf- und Abbau. Er hat gesagt, dass würde recht flott gehen, etwa 30min. Schneller als mit einem Maschendrahtzaun. Wir sind dann über Wölfe ins Gespräch gekommen. Wieder eine pragmatisch geprägte Antwort. Er versteht nicht, warum man wegen der Wölfe eine solches Theater macht, von bestimmten Leuten so eine Hatz. Die Wölfe seien doch schon immer da gewesen auch die Luchse. Jetzt breiten sie sich halt weiter aus und wir Menschen müssen uns halt auch anpassen. Irgendwann, wenn die Wölfe in Deutschland eine stabile Population erreicht haben, wird der strikte Schutzstatus auch geändert werden. Ich bin über die Antworten die ich hier so bekomme doch oft eher angenehm überrascht, denn sie steht stark im Gegensatz zu dem was so in den Medien oft zu lesen ist. Medien sind viel zu pauschal und zu wenig differenziert. Zwischen durch braucht auch ein wilder ungezähmter Waldläufer eine Erfrischung. DSCN1831

Mit dem Martin hatte ich abgesprochen, dass wir uns etwa nach 12km treffen. Denn ich muss irgendwie noch Emails beantworten und einige Vorbereitungen für andere Projekte treffen. Bis wir dann einen Platz gefunden hatten mit schneller Internetverbindung und ich mit meiner Arbeit durch war, war es schon spät am Nachmittag. Ich will in dieser Nacht vor Ilmenau im Wald übernachten. Erst gegen 18Uhr bin ich dann wieder losmarschiert. Noch über 8km bis ich einen Lagerplatz in einer Schutzhütte mit toller Aussicht gefunden hatte. Es wurde aber schon dunkel. Für den Freitag steht der Besuch des Lindberg Gymnasiums in Ilmenau auf dem Plan.

Freitag 19.September

IMG_9460Mittlerweile wird es erst gegen 6:30 hell. Ich bin ungefähr 5km vor Ilmenau, kann es aber nicht so genau einschätzen wie lange ich bis zum Gymnasium benötige. Also wandere ich kurz nach 7Uhr los. Unterwegs treffe ich eine Hundespaziergängerin die mir erklärt, dass es unten im Tal eine Brücke gibt und somit auch einen Abkürzungsweg. Genau das konnte ich anhand der Wanderkarte nicht erkennen. Wunderbar Shira und ich wandern runter und wieder einen kleinen Hang hinauf und kommen auf den Ilmenauer Rundwanderweg. Um 8:15 war ich dann am Gymnasium. Martin und Silvester Tamas haben die Schüler schon einw enig auf meinen Besuch vorbereitet. Silvester ist von Felis Lupus und als lokaler Wolfsbotschafter des NABU und arbeitet auch mit dem WWF zusammen. Er hat den Schulbesuch lokal organisiert. Mit dieser 5.Klasse habe ich dann bis 12:30 zum Thema „Leben im Wolfsrevier“ gearbeitet, inklusive einer kleinen Exkursion, bei der wir uns verschiedenen Situationen angeschaut haben was sich denn eigentlich tatsächlich ändern würde wenn hier jetzt Wölfe leben. Zum Beispiel, ob Mülltonnen für Wölfe interessant sind. DSCN1843Das Projekt braucht jetzt noch ein wenig Nachbetreuung um für eine Präsentation im Internet vorbereitet zu werden. Am Nachmittag sind Martin und ich dann auf den Campingplatz an der Talsperre Lütsche gefahren. Nein ich bin tatsächlich nicht dorthin gewandert. Am nächsten Tag steht noch eine Fortbildung mit Exkursion mit Silvester und der Bergwacht in Oberhof statt. Also auch volles Programm. Auf dem Campingplatz ist eine Gruppe von Outdoor Leuten die sich regelmäßig treffen. Da ich leichte Kopfschmerzen habe, ruhe ich mich erst nur aus, danach konnte ich mich lange mit denen unterhalten. Martin holte in der Zeit die Mona ab.

Samstag 20.September

DSCN1857Der freie Tag war heute mal nicht so ganz frei, aber locker. Silvester Tamas hatte einen Fortbildung für die Bergwacht in Oberhof organisiert zum Thema Wolf. Ich war eingeladen dabei zu sein und eventuell das eine oder andere beizutragen. Martin und Mona, die ja an diesem Wochenende uns begleitet sind auch dabei. Es ging um 9 Uhr los und der theoretische Teil dauerte bis Mittag. So konnte ich mal zuhören anstatt selber zu reden. Ich habe dann noch einen zusätzlichen Input zum Thema Wolf und Nähe zu Siedlungen gegeben. Danach ging es zum Truppenübungsplatz bei Ohrdruf. Spuren von verschiedenen Wildtieren gab es und Spuren von Hunden. Eine Wölfin konnte in der Umgebung schon nachgewiesen werden. Heute auf unserer kleinen Exkursionen leider nicht. Die Wölfin wird sicherlich nicht nur auf dem Truppenübungsplatz sich aufhalten, sondern auch durch die größere Umgebung streifen. IMG_9463Allerdings bieten ihr die Truppenübungsplätze zumindest ähnliche räumliche Bedingungen wie sie es aus ihrem Elternrudel kennt. Wir waren gerade noch rechtzeitig zurück am Auto, als neben dem Gewitter auch noch ein heftiger Regen kam. Zurück auf dem Campingplatz konnte ich mich dann an den Rechner setzen und die Routenplanung für die kommende Woche nochmals durchgehen.

Impressionen zur 4.Woche

Sonntag 21.September

IMG_9474Heute geht es nun vom Stausee über Oberdorf nach Südwesten bis kurz vor Metzels. Bis um 14 Uhr hat mich Mona begleitet. Das Wetter war nicht sehr schön. Leichter Regen und oben Nebel. Ob und an stoppte der Regen und ich hatte übrigen meine Kameras vergessen. Nur das die Kamera im Handy hatte ich dabei. Die erste Pause vor Oberhof konnten wir auch einem Sofa genießen. Vor einer Hütte des Waldkindergartens. Wir sind dann insgesamt 13km weitergewandert über teils schöne Wege. Nur sehen konnte man fast nichts, wegen Nebel, Regen oder weil wir im Wald waren. Um 13:45 haben wir den Martin getroffen bei Benshausen. Mona musste zurück zum Bahnhof. Ich bin dann nach einer längeren Pause alleine mit der Shira weiter. Wir waren noch keine 500m gegangen, als es richtig zu Schütten begann. Ich hatte gehofft, dass es nur ein kurzer Schauer sein wird. Dem war aber so nicht. Nachdem wir fast 45min unterm Regenschirm gewartet hatten sind wir weitergewandert. Der Regen hat etwas nachgelassen. So ging es dann eigentlich weiter. Am Abend so um 17:00 herum gab es dann eine Regenpause. In einem eigentlich schönen Tal östlich vor Metzels wollte ich mein Lager aufschlagen. Das wude dadurch erheblich erschwert, weil die ganzen Wiesen abgezäunt waren und eine Rinderweide darstellten, mit entsprechenden Löchern im Boden, und sehr feucht. IMG_9467Dann endlich, schon nach 19:00 habe ich eine geeignete Stelle für ein Tarplager am Waldrand gefunden. Den Rucksack hatte ich gerade abgesetzt und das Tarp in der Hand, als es anfing zu regnen. Na toll, Jacke und T-Shirt aus und schnell das Tarp aufbauen bevor alles nass wird. Meine Haut trocknet in dem Fall schneller, als ein T-Shirt. Da ich mit Regenschirm gewandert bin, war meine Regenjacke tief im Rucksack vergraben. Shira kroch gleich unters Tarp, bevor es stand. Wir hatten dann aber ein gemütliches Lager.

Montag 22.September

DSCN1867In der Nacht hat es in regelmäßigen Abständen geregnet. Unterm Tarp blieb es trocken und weil ich nur eine Seite offen hatte auch recht warm. Am frühen Morgen hoppelte ein Hase vorbei, der dann aber doch die komischen Geräusche aus dem grünen Ding hörte. Es ist wie verhext. Ich hatte gerade das Trap abgebaut, da fing es wieder an zu regnen. Ich muss noch bis zum Ortseingang Metzels wandern. Zuerst durch den Wald und kaum war ich da raus, fing es sogar wieder stark an zu regnen. Kurz bevor ich den Martin am Wagen getroffen habe hörte es wieder auf. Heute muss ich einen Bürotag einlegen. Das Problem ist, dass ein Projektantrag, der Ende 2013 gestellt worden ist und für den unser Verein Human-Wildlife Info e.V. schon den Bescheid für den vorzeitigen Maßnahmen beginn im April erhalten hat, jetzt völlig unerwartet auf der Kippe steht. Ich muss jetzt mich sowohl darum kümmern als auch für einen Ersatz bzw. muss die betroffenen Schulen informieren und nach einer Alternative (vielleicht auch alternative Zusatzfinanzierung) suchen. Ich will die Expedition aber nicht abbrechen und so übernimmt Martin an 1-2 Tagen pro Woche ds Wandern und ich habe mehr Zeit für das Büro. Zurück zur Expedition. Während Martin wandert organisiere ich in Meiningen die nächsten Wanderkarten. Am Nachmittag kommt ein heftiges Gewitter auf. Martin erwischt es aber nur am Rande. Shira ist bedient und bleibt bis zum Abend im Auto. IMG_9476Bei Stedlingen, kurz vor Bayern finde ich an einer Hütte im Wald einen netten Lagerplatz. Am Abend gibt es dann noch ein wenig Sonne. Es ist aber deutlich kälter geworden und ein kühler Wind lässt einen selbst in der Sonne frösteln. Am Lager wird mir so früh kalt, dass ich doch schon gegen 20Uhr mich in meinen Schlafsack verkrieche.

 

Dienstag 23.September

DSCN1871In der Nacht sank die Temperatur gefühlt auf etwa 5-6°C ab. Das Auto zeigte morgens 9°C an. Es zog ein recht kühler Wind durch den Wald. Erst als ich meinen Schlafsack ganz geschlossen hatte wurde es kuschelig warm. Ich habe den sonst immer nur wie eine Decke über mich gelegt. Um 8:40 bin ich dann aufgebrochen zur nächsten Etappe. Zur ehemaligen Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland, bzw. zwischen Thüringen und Bayern. Eine kurze Weile konnte ich der Grenze und dem grünen Band folgen. Dann bin ich abgebogen nach Völkershausen. Ab hier hatte ich dann auch keine Wanderkarte mehr. In Meiningen konnte ich keine Karten für Bayern bekommen. So habe ich mal probiert wie gut ich mit dem Smartphone navigieren kann. Das ging erstaunlich gut. Der nächste Treffpunkt war in Ostheim geplant. Das Wetter wird zudem immer besser. Ich habe es gewagt heute auf den Regenschirm zu verzichten. In Ostheim bin ich noch an der Kirchen burg vorbei und dann immer weiter nach Südsüdwest. Ich folge nicht mehr den Wanderwegen sondern habe meine Hauptrichtung und versuche über die verschiedenen Wege, Straßen und Pfade zu wandern. Zum Teil direkt durch den Wald um zum nächsten günstigsten Weg abzukürzen. Ab der Mittagspause, bei Ostheim ist die Shira im Auto geblieben. DSCN1883Die Sonne scheint, es ist warm und es sind überall Apfelbäume und ich finde sogar einen Walnussbaum mit guten Nüssen. Endlich kann ich mich auch mal wieder in der Pause um 16Uhr in die Sonne liegen. Martin hat einen Lagerplatz bei der Mosterei und dem alten Feuerwehrhaus in Rödels gefunden. Mit den Leuten vor Ort habe ich mich am Abend noch über den Wolf unterhalten. Überrascht war man, als ich erzählt habe, dass ein Wolfsrevier in Europa etwa 200-300km² groß ist und ein Wolfsrudel sich im Schnitt aus 4-7 Tieren besteht. 2 Elterntiere und der Rest sind Jungwölfe. Wir haben uns dann noch über die Birkhuhnansiedlungsversuche an der Röhn unterhalten.

Mittwoch 24.September

DSCN1885Es wurde lausig kalt und ein kalter Wind dazu in der Nacht. Martin hatte im Schlafsack schon eine etwas kühle Nacht. In meinem war es noch warm, allerdings hatte ich ihn ganz zu gemacht. Es waren etwa 4°C gefühlt noch etwas kälter. Ich habe wieder meinen Bürotag während Martin wandert. Heute geht es weiter bis nach Waldfenster. Ich musste zunächst den Komputer aufladen und bin über Bad Kissing gefahren. Dort wollte ich die Wanderkarten für übermorgen kaufen. Die gab es leider nicht. Wie meistens müssen wir die Karten mehr oder weniger vor Ort kaufen. Der Nebel hielt sich ziemlich hartnäckig. Also ich gegen 13:00 bei Waldfenster ankam schien dann endlich die Sonne. Zuerst an den Rechner und dann noch in die Sonne legen. Einen Lagerplatz hatte ich im Prinzip schon gefunden unter einer großen Buche. Eigentlich sind es mehrere die zusammengewachsen sind. Nun denn hatte ich irgendwann die Arbeit beendet, und es zogen Wolken auf. Es war zwar nicht wirklich kalt, aber es reichte nicht mehr um sich noch gemütlich ins Grass zu legen. DSCN1867Die Sonne blieb für den Rest des Tages verschwunden. Martin kam gegen 18:00 an und wir haben heute Nudeln mit Gehacktem mit Pilzen und Brokkoli gegessen. Das kann man alles auch in einem Topf zubereiten. Die Nacht will ich mal wieder auf dem Dach verbringen. In der Nacht habe ich hinterm Zelt vom Martin die Fotofalle aufgebaut. Es sind hier viele Wildschweinspuren zu finden.Mal sehen was so in der Nacht passiert.

Donnerstag 25.September

IMG_9507Es war ziemlich windig in der Nacht und dem Biwaksack musste ich schon über den Kopf ziehen, bzw. mich so zudecken, dass der kalte Wind nicht in den Schlafsack zog. Dann Geraschel und wie ein Geflüster und leises Grunzen. Die Wildschweine waren da. Martin hatte das Gefühl, dass sie gleich bei ihm im Zelt stehen. Die Fotofalle hat sie auch aufgenommen, als Video. Sie waren zwei mal in der Nähe zu unserem Lager. Gegen 5Uhr morgens fing es dann noch an zu regnen. Das war weniger erfreulich. Ich musste mich jetzt so im Schlafsack und Biwaksack legen, dass ich trocken bleibe, also komplett über den Kopf und über die Isomatte. Ansonsten würde das Wasser auf der Isomatte unter den Schlafsack fließen. Den Biwaksack habe ich nur wie eine Decke über mich ausgebreitet, sonst wird es zu warm. Es waren zum Glück nur ein paar kürzere Regenschauer. Kurz nach 8Uhr ging ich wieder los. Ich muss die Autobahn A7 überqueren und der BN Bad Kissingen/Hammelburg hat ein Treffen mit dem lokalen Förster organisiert und schreibt einen Artikel für die Zeitung. Ich war im Bummeltempo um 10:45 dort. Es war ein nettes Gespräch und wir konnten uns die relativ neue Grünbrücke anschauen. Danach ging es dann weiter über diverse Forstwege durch die Wälder bis runter an die Schondra. Entlang der Schondra habe ich dann einen toten Marderhund gefunden und einen vom Biber gefällten Baum. DSCN1895Martin hatte ein paar Probleme in dem engen Tal bei Heiligkreuz ein Lagerplatz zu finden. Er kam ins Gespräch mit einem Reiseveranstalter der besonderen Art. Er bietet Reisen in Marokko rund um Marakesh an. Das schaut sehr spannend aus, was er dort macht. Wenn es interessiert www.marokko-reisen.de. Wir durften ein seinem Garten übernachten.

Freitag 26.September

IMG_9514Nachdem Heiligkreuz in einem Funkloch liegt haben Martin und ich uns heute auf dem nächsten Berg oberhalb von Burgsinn verabredet. Bis dahin musste ich zunächst wandern. Überhaupt hatte ich heute eigentlich fast nur Wald um die Nase. Insgesamt musste ich zwei Straßen überqueren. Beim Treffpunkt hat uns dann ein lokaler Förster angesprochen und gefragt, was wir denn so machen. Er war sehr neugierig und war dem Thema Wolf und Luchs aufgeschossen, meinte aber, dass die lokale Bevölkerung mit Wolf und Luchs Probleme haben würde. Ich wandere heute durch den bayerischen Spessart. Ein schönes Gebiet und die Wälder sind deutlich abwechslungsreicher. DSCN1900Die Spuren der Wildschweine, Hirsche und Rehe kann man finden. Sowohl für Wölfe als auch für den Luchs müsste die Region ziemlich ansprechend sein. Übrigens muss ich hier manchmal auch etwas länger bergauf und bergab laufen. Zum Teil, weil ich Abkürzungswege nehme geht es auch quer durch den Wald oder über Forstwege die schon lange nicht mehr genutzt werden. Unser heutiges Abendlager ist an einem Badesee unweit von Gemunden am Main.

Samstag 27.September

IMG_9533Der Pausentag ist gestrichen und ich packe heute meinen großen Rucksack aus und wandere, wenn möglich bis Montag früh durch ohne den Martin unterwegs zu treffen. Es soll ja angelblich nicht regnen und ich nehme deshalb auch keinen Regenschirm mit. Regenhose, Jacke und Regenhülle für den Rucksack habe ich ja eh immer dabei. Siedlungen wir Lohr am Mai werde ich versuchen zu umgehen. So fäng es eigentlich schon bal damit an, dass ich ein Stück quer durch den Wald steil hoch muss um auf den nächsten günstigen Weg zu kommen und abzukürzen. Auf der anderen Seite geht es schon wieder runter ins Tal und dann wieder hoch auf den nächsten Buckel. Rechtenbach muss ich durchqueren um über den Bach zu kommen. Dahinter geht es wieder hoch. So geht es im Prinzip den ganzen Tag weiter, runter auf unter 200m und dann wieder hoch uf 400-500m Höhe. Immer in Richtung Südwesten. Natürlich wandere ich meistens auf Forstwegen und den Wanderwegen, nur gelegentlich geht es quer durch den Wald, wenn sich die Abkürzung zu lohnen scheint. Wer mit mir früher schon unterwegs war, weiß auch, dass Abkürzungswege immer tückisch und schwierig sein können. Mit vollem Gepäck auf dem Buckel ist es deutlich anstrengender quer durchs Gelände zu gehen. DSCN1910Da sind Löcher im Boden, Dickicht zu durchquere, Brenneselfelder oder sehr sumpfige Stellen zu durchwaten und immer steil rauf oder runter. Ich wandere durch den Spessart und wandere praktisch den ganzen Tag nur durch Wald. Die Rastplätze für Wanderer finde ich beeindruckend rustikal. Geplant war, dass ich es heute bis über die A3 in die Nähe von Dammbach komme. Das gelingt mir nicht, ich muss etwa 4km vor der A3 mein Camp aufschlagen. Leider gibt es praktisch keine Plätze mit schöner Aussicht. Ich stehe nur im Wald. Blöd ist insbesondere für die Shira, dass wir die letzten Kilometer nur auf frisch geschotterten Forststraßen gehen. Sie läuft schon ständig ganz am Rand. Am Abend gibt es einen Nudelsuppe mit zusätzlichen Nudeln.

Impressionen zur 5.Woche

Sonntag 28.September

IMG_9539Es ist nebelig und in der Nacht vielen lauter Kastanien von den Bäumen. Mein Tarp hatte ich schon extra in sicherer Entfernung zu den Bäumen aufgebaut um nicht bombardiert zu werden. Trotzden war es recht laut. Hinzu kommt die Autobahn, die man schon permanent hört. Etwa um 8 Uhr habe ich sie überquert, die A3. Daran werde ich mich nun immer erinnern, wenn ich auf der Strecke mit dem Auto unter der Brücke herfahre. Auf einer Forststraße hinter der Autobahn läuft mir plötzlich in etwa 15m Entfernung einfach ein Wildschwein ganz gemütlich über den Weg. Meine Kamera war natürlich nicht vorbereitet, und das Wildschwein hat uns auch nicht bemerkt. Die Shira bleibt in solchen Fällen zum Glück ganz cool und ruhig. Ab hier ging es dann auf dem Eselsweg im wesentliche über den Hauptkamm vorbei an Dammbach und allen Siedlungen bis vor Grossheubach. Bzw. dem Kloster Engelberg. Insgesamt ein sehr einfacher weg mit nur wenigen Höhenmetern die man machen muss. Ich wandere aber fortwährend im Wald. Zur Mittagszeit wird es immer wärmer und dann ist der Schatten angenehm. Dafür kann ich das Tarp, dass vom Morgentau sehr feucht wurde erst spät in der Sonne trockenen lassen. Unter Hochspannungleitungen stehen keine Bäume und dort hatte ich mal einen sonnigen Platz für eine Pause. Auf dem Eselsweg wurde früher das Salz mit Eseln transportiert. Das Problem war jetzt, dass das Wasser knapp wird. Es sind nur wenige Quellen oder kleine Bachläufe die ich passiere. Die waren leer oder es tröpfelte nur. Ich habe noch etwa einen halben Liter Wasser. Lauf Karte müsste ich vom Wanderweg ins Tal abweichen um Wasserstellen zu finden. Es sind zwar mehrere Rastplätze auf dem Weg die im Namen einen Brunnen führen. IMG_9569Doch da war nichts, was nach Wasser aussah. Obwohl Sonntag war und schönes Wetter habe ich kaum Wanderer angetroffen, nur Radfahrer. Einige Leute fragen mich wohin ich wandere. So kommt man ins Gespräch und ich erzähle dass, ich wohl absteigen muss um Wasser zu finden. Spontan bieten wird mir Wasser von zwei Radfahrern angeboten. Sie sind eh gleich zuhause und brauchen das Wasser nicht mehr. Dafür nochmals herzlichen Dank. Das hat sehr geholfen und ich hatte am Ende ausreichend Wasser bis zur Nacht. Für Wölfe und Luchse ist es hier toll, für mich als Wanderer ist es nicht so einfach einen Schlafplatz zu finden ohne direkt auf dem Weg liegen zu müssen. Erst kurz vor dem Abstieg zum Kloster Engelberg finde ich eine ausreichend große Stelle um Das Tarp aufbauen zu können, an einer Wegkreuzung. Den Martin will ich morgen früh am Parkplatz von de Kloster treffen.

Montag 29.September

IMG_9577In der Nacht kamen die Wildschweine. Deren Spuren findet man eh überall. Sie raschelten leise im Laub, die Äste knackten und wenn man genau hingehört hat, hörte man sie praktisch flüstern. Damit sie mir nicht direkt ins Tarp reinlaufen, habe ich sie auf mich aufmerksam gemacht. Es gab einen Grunzer und die Rotte hat den Abstand vergrößert, dort aber weiter den Waldboden umgegraben. Später hörte ich in der Ferne noch die aufgeregten Rufe von einem Reh. Die Shira reagiert erst, wenn sie ganz nah sind und praktisch zu uns reinkriechen würden. In fast jeder Nacht hörte ich bisher schon recht früh die Eulen und Kauze rufen. Hier hörte ch die ersten Rufe erst am frühen morgen so zwischen 1-3Uhr. Da hatte dann auch der Verkehrslärm aus dem Tal nachgelassen. Um 6:30 bin ich dann aufgestanden, habe einige Bilder gemacht und bin dann zum Parkplatz gewandert. Um 8 Uhr war ich da und Martin hat schon gewartet. Er hatte hier übernachtet. Heute wandert Martin auch weiter bis in die Nähe von Finkenbach im Odenwald und ich bin im Büro. In den ersten beiden Stunden war ich vom Verkehr und dem Lärm in der Stadt arg genervt. Erst nachdem ich einen Parkplatz gefunden hatte auf dem ich mich etwas abseits hinstellen konnte, konnte ich entspannen. IMG_9591Habe die Tarps und was noch feucht war getrocknet, und alle meine Sachen wieder geordnet. Gerade als ich wieder aufbrechen wollte, kam Martin zufällig an diesem Parkplatz vorbei. Er brauchte aber nicht und ist sogleich seinen Weg weitergewandert.Ich habe dann die Einkäufe erledigt und musste dann schon schauen, wo ich einen Lagerplatz finden kann um dem Martin die Infos zu schicken. Es war eine Hütte am Sensbacher Friedhof direkt am Wanderweg. Außerdem gab es einen Aussichtspunkt.

Dienstag 30.September

DSCN1944Wir haben beide in der Hütte übernachtet und zum Frühstück sind wir zum Aussichtspunkt rauf. Ich wollte ein paar Landschaftsbilder im Licht der aufgehenden Sonne machen. Ein paar Bilder sind glaube ich ganz gut geworden, doch dann zog es zu und die Wolkendecke war zu dicht. Heute will ich über Eberbach wandern, dort die Christine treffen und mit ihr nach Neunkirchen wandern zu ihr ins Dorf. Sie hatte mich zu Beginn der Expedition angeschrieben ob sie ein Stück mitgehen könnte und wir Lust hätte bei ihren Schafen zu übernachten. So habe ich es dann eingerichtet. Der Wanderweg nach Eberbach war sehr leicht nur durch den Wald. Es gab einige kleinere Regenschauer. Kurz nch 12 war ich dann am Neckar bei Eberbach. Gegen 13:45 kam Christine und wir sind dann bis zu ihr nachhause gewandert. Sie ist eine der NABU Wolfsbotschafter die aber gerne mehr über Wölfe wissen und erfahren möchte. DSCN1957Sie hatte extra für uns den Schafhänger mit Heu ausgelegt, so dass Martin oder ich darin schlafen konnten. Martin hat sich für das Heulager entschieden und ich habe neben dem Wagen unter Tarp geschlafen. Vorher haben wir uns aber bei Christine mit weitere NABU Wolfsbotschaftern getroffen und hatten neben einem guten Abendessen auch einen unterhaltsamen Abend bis nach 22Uhr. So spät sind wir bisher auf der Expedition selten ins Bett gegangen.

Mittwoch 1.Oktober

IMG_9675Es sind nur ein paar Tage, dann bin ich wieder im Schwarzwald. Bei der Gelegenheit möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass ich im März/April 2015 Exkursionen in Rumänien anbiete. Dort finden wir Bären, Wolf und mit etwas Glück auch die Spuren der Luchse. In meinem ehemaligem Forschungsgebiet. Mehr Infos dazu steht unter der Seite Exkursionen. Zurück zur aktuellen Wanderung. Am Vormittag begleiten mich Christine mit Man, Hund und Kind in der Trage für etwa 3 Stunden bis nach Reichartshausen. Es ist ziemlich warm und auch etwas schwül. Selbst in der Nacht kühlt es nicht so stark ab. Für mich ging es dann weiter vorbei an Sinsheim unter der Autobahn A6 hindurch bis kurz vor Waldangelbachtal. Das war noch eine ordentliche Strecke, aber leicht zu wandern. Nachdem ich in den vergangenen Tagen ja fast nur durch Wald gewandert bin, haben sich jetzt die Strukturen stark verändert. Es gibt größere und kleinere Waldparzellen, immer in guter Sichtweite. Dazwischen liegen die relativ kleinen Dörfer und die Landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Spuren der Wildschweine finde ich noch immer und auch verstärkt wieder die Rehspuren. Das Gelände verläuft sanft hügelig. Deswegen ist es auch einfach zu wandern. Es sind dafür relativ viele Streckenabschnitte sehr hart geschottert oder asphaltiert. Glücklicherweise nicht nur. DSCN1972Es war am Abend nicht so ganz einfach einen Lagerplatz zu finden. Jetzt haben wir einen Platz, aber mal wieder ohne schnellem Internetzugang. Während der Wanderung heute habe ich überlegt, ob ich es wohl schaffen kann, die Strecke der nächsten beiden Tage an einem Tag zu durchwandern. Das sind aber bestimmt 50km oder mehr. Das rechne ich mal aus und werde morgen früh entscheiden. Ich bin noch nie 50km an einem Tag gewandert. Da liegt jetzt zum Abschluss ein gewisser reiz drin.

Donnerstag 2.Oktober,

IMG_9680nein ich habe es nicht geschafft bis zum Endpunkt der Expedition durchzuwandern. Es fehlen noch etwa 15km. Bis zum Mittag ist die Shira mitgelaufen. Dort hat Martin bei Münzesheim gewartet. Die Sonne hat ziemlich lange gebraucht bis es warm wurde und bis sie den Nebel aufgelöst hatte. Dann wurde es aber sehr warm und bis zum Abend bin ich überwiegend in der Sonne gewandert. Vorbei an Bretten und dann bis kurz vor Stein. Dort stehen wir jetzt, können bis in den Schwarzwald schauen und den Sonnenuntergang genießen. Es ging den ganzen Tag leicht auf und ab. Überwiegend durch landwirtschaftliche Regionen und immer wieder kleinere Waldstücke und Baumsäume an den Feldern. Für Luchse und Wölfe sicher nicht optimal. Wenn ich zuhause bin werde ich mir die ganze Sache nochmals im größeren Maßstab anschauen um mir insgesamt einen besseren Überblick zu verschaffen und mit den direkten Eindrücken der Expedition verbinden.IMG_9687

Es wird heute die letzte Nacht der Expedition im Freien sein. Das werden wir bei der tollen Aussicht nochmals entspannt genießen. Die Bilder vom heutigen Tag werde ich erst morgen, wenn ich wieder zuhause bin bearbeiten und hier reinstellen.

 

Freitag 3.Oktober (letzter Expeditionstag)

IMG_9712Zum Anfang der Nacht war es mal etwas windig, aber eher angenehm. Mit der aufgehenden Sonne bin ich dann aufgestanden. Ich wollte unbedingt noch ein paar letzte Bilder mit dem ersten Sonnenlicht machen, bevor ich mich auf die letzte Etappe der Expedition stürze. Auch wenn es in der früh recht kühl war, versprach der Tag viel Sonne. Gegen 8:15 bin ich dann mit der Shira aufgebrochen. Ich musste in den kalten Nebel nach Stein absteigen. Danach ging es dann wieder hoch in einen Wald und dahinter wieder nach Bilfingen. Jetzt wurde es schon wärmer. Unterwegs habe finde ich Reh und Wildschweinspuren. So wird es im Prinzip auch bleiben, bis zur Autobahn A8. Bevor ich in den Wald kam der vor der Autobahn war, habe ich noch ein Pferdefuhrwerk gesehen. Das Einzige auf der gesamten Tour. Das war am Sperlingshof an der B10. Die A8 musste ich unterqueren und es war eine halbe Baustelle. Dann war ich im Prinzip im Schwarzwald. IMG_9714Als ich aus dem Wald herauskam, dort stand eine große alte Eiche, war dort auch die erste Jagdveranstaltung die ich auf der Expedition gesehen habe. Es wurden Enten gejagt. Der eigentliche Wanderweg war aber frei zugänglich. Bei Dietlingen stand der Martin. Es wurde erstens warm und ich wollte mit der Shira nicht unbedingt durch die jetzt folgenden Siedlungen laufen. Nach Dietlingen waren es noch etwa 3,5km bis nach Birkenfeld und der Enz. Durch Birkenfeld war es mal wieder etwas schwierig den Wanderweg zu finden, der auf meiner Wanderkarte war. Also der Nase und dem Bauchgefühl nach. Dann ging es hinunter zur Enz und zum Ziel der Expedition 2014. Ich bin angekommen. Hier bin ich 2012 an der Enz entlang gewandert vom Lago Maggiore bis nach Pforzheim.

Jetzt habe ich symbolisch einen großen Kreis geschlossen. Von den Karpaten über das schlesische Mittelgebirge bis nach Sachsen, von dort jetzt aktuell bis in den Nordschwarzwald durch das deutsche Mittelgebirge und von der Karpaten bis in die Alpen und durch die Alpen mit der Anschlussexpedition 2012 von den Alpen bis in den Nordschwarzwald. Jetzt werde ich einen Bericht zur Expedition schreiben und alle Bilder und Daten auswerten und für Präsentationen vorbereiten. Das ist immer noch viel Nacharbeit. Viel Pause habe ich jetzt nicht, denn ab Dienstag geht es wieder an die Schulen und mehrere Termine stehen an. 2015 folgt die nächste Expedition. Dann werde ich wieder bis zu 2 Teilnehmer pro Woche mitnehmen.

Auch jetzt wieder. IMG_9722Als ich an der Enz stand war ich auf der einen Seite froh, dass ich die Expedition geschafft habe und freue mich auf die jetzt folgenden Herausforderungen, auf der anderen Seite versinke ich etwas in Gedanken, dass die Expedition schon vorbei ist und ich ab heute Abend wieder im Bett schlafe und feste Wände um mich habe. Ach ja, ich habe jetzt praktisch 2 Wochen nicht wirklich geduscht. Für die Haare braucht es dann kein Haargel mehr. Die stehen in jede beliebige Richtung. Über den Rest brauchen wir jetzt nicht zu sprechen.

Ich Grüße alle Leser des Tagebuchs. Peter