Karpaten-Alpen-Korridor

1.Woche Slowakei

30.April: Gestern sind Jürgen, Hans und ich in der Hohen Tatra angekommen. Wir haben ein Lager zwischen der Hohen Tatra und der Niedrigen Tatra aufgeschlagen. Auf 1400m Höhe liegen noch Schneefelder, aber eine durchgängige Schneedecke existiert nicht mehr. Das Wetter ist sehr durchwachsen und einigen Schauern. Heute haben wir uns am Vormittag zunächst selbst organisiert, und unsere Sachen in den Alukisten im Anhänger und auf dem Dach zu verstauen. Pünktlich um 14:37 kamen Martin und Gabriel am Bahnhof in Poprad an. Sobald die Sonne durchdringt ist es so warm, dass man fast mit T-Shirt herumlaufen kann. Unser erstes Lager ist fast genau dort, wo wir letztes Jahr schon auf der Rumänien-Deutschland Expedition waren. Ein grüner Korridor zwischen der Niederen und der Hohen Tatra. Sehr viele Hirschspuren sind hier. In der Nähe vom Dorf Lucivna haben wir eine tote halb gefressene Hirschkuh gefunden. Daneben ein totes Rinderkalb. Morgen fahren wir nach Strbske Pleso hoch und beginnen von dort die Wanderung.

01.Mai: Wie im letzten Jahr, beim Eintritt in die Hohe Tatra verschlechtert sich das Wetter wieder und es regnet leicht. Wir starten auf dem Hauptwanderweg nach Westen und müssen von 1350m auf ca. 1460m hoch. Je höher wir kommen umso mehr Schnee war auf dem Weg und der Regen wurde zum Schneeregen. Glücklicherweise nur leicht. Nach ca. 45min hatten wir die ersten Bärenspuren. Der Bär kreuzte unseren Weg und nicht sehr viel weiter ging er ein Stück parallel zum Wanderweg im Schnee. Mir sind die tiefen Abdrücke im Schnee aufgefallen hinter den Fichtenzweigen. Das erste Stück des heutigen Tages sind wir ohne die schweren Rucksäcke unterwegs, was auf dem Schneematsch und Schlamm sehr gut war. Kurz bevor wir gegen 13:00 Jürgen und Hans trafen, finden wir nochmals Spuren vom Bären. An drei Quellen, warten Jürgen und Hans, wir machen ein Picknick und marschieren weiter, jetzt mit Rucksack und vollem Gepäck für 2 Tage. Gegen 16:00 finden wir ein Lagerplatz an einer offiziellen Lagerstelle. Es regnet. Am Abend klart es auf und wir bauen ein Tarp auf für Martin und Gabriel. Ich möchte den neuen Biwakschlafsack testen und lege mich unter eine Fichte. Doch während der einsetzenden Dämmerung gehe ich noch zum Bach. Gerade als Shira und ich Wasser schöpfen wollen läuft ein Dachs über die Holzbrücke 20m neben mir. Ein schöner Abschluss des ersten Tages. Sichtungen: Hirschspuren, Bärenspuren, Dachs, Fuchs, Marderspuren, Mauswieselspuren.

02.Mai: Es hat keinen Tropfen geregnet. Um 6:00 stehe ich auf und gehe zum Bach, um Wasser für den Tee zu holen und um mich zu waschen. Es ist recht warm und die Wolken sind hoch. kurz vor 9:00 nach Müsli und Tee ist alles gepackt und wir nehmen den zweiten Tag in Angriff. Weil der Bach so schön ist, machen wir noch ein paar extra Bilder. Ich zeige Martin und Gabriel noch eben die Dachsspuren. Einem super schönen Weg konnten wir folgen mit Sicht auf die noch verschneite Niedere Tatra und manchmal auf die Hohe Tatra. Es ist noch ein wenig trüb, aber das Wetter hält sich. Wir finden immer wieder Bärenspuren und Wolfslosungen. Frische Abdrücke von Wölfen konnten wir nicht finden. Allerdings ist der Boden häufig fest, so dass wir dazu Glück brauchen. Die Wegmarkierungen sind schwer zu finden und wir biegen falsch ab. Aha, dafür finden wir jetzt noch eine Luchspur. Irgendwann am Nachmittag verlassen wir die markierten Wege und gehen am Waldrand entlang. Bis zu einer großen Wiese, die uns eine herrliche Aussicht bereitet und am Abend können wir Rehe und Füchse beobachte. Sichtungen: Rehe, Fuchs, Bärenspuren und Losung, Wolfslosungen, Luchspur, Hirsch und Wildschweinspuren.

03.Mai Nach einer frostigen Nacht bei klarem Himmel konnte ich einen super schönen Sonnenaufgang von 5:00 bis ca. 6:30 in den Bergen der Niederen Tatra beobachten. In den ersten Sonnenstrahlen, als Martin und Gabriel noch im Schlafsack steckten bin ich zum Bach gelaufen, um Wasser für Tee zu holen. Es war absolut erfrischend im T-Shirt durch die kühle Luft zu laufen. In der Nacht hat Shira zweimal angeschlagen und irgendwelche Wildtiere verscheucht. Shira ist nachts an meiner Hand oder Fußgelenk angeleint. Entsprechend wach war ich, als ich aus dem Traum so unsanft herausgeschleudert wurde. Die Sonne half, das Tarp und meinen Biwaksack vom Tau zu trocken. Um Neun war alles gepackt und wir marschierten weiter. Langsam entfernen wir uns von der Hohen Tatra nach Westen. Die Sonne scheint war herunter und ich ärgere mich, dass ich nicht vorsorglich meine Sonnencreme eingepackt habe. Entlang der heutigen Route haben wir nur auf der ersten Hälfte Spuren von Wolf und Bär gefunden. Wir kamen an eine Schlucht vor Welke Borove. Ganz anders als der bisher präsente Fichtenwald wuchs hier noch der ursprüngliche Mischwald, mit dem Hinweis, dass es hier Bären gäbe. Wir verlaufen uns in der Schlucht, weil die Wegemarkierung an einer Kreuzung nicht sichtbar war. Nordwestlich von Welke Borove bauen wir unser zweites Basiscamp auf. Bis Mitternacht sitzen wir am Lagerfeuer.

04.Mai: Die zweite Etappe ohne Basiscamp steht an. Wir kontrollieren noch, wo der markierte Wanderweg weitergeht, sehen aber kein Hinweis, dass er nicht direkt am Lager vorbei geht. Prompt, nach 30min bergab gehen, stellen wir fest er ist falsch. Es ist wie verhext, immer an den wichtigen Kreuzungen fehlen die Hinweise oder die nächste Markierung ist fast nicht sichtbar. Dafür finden wir einen Hinweis, der vom Wolf stammen könnte. Wegen der Dorfnähe könnte die Spur aber auch von einem großen Hund sein. Wir gehen zurück und kommen auf einen schönen Weg der zwischen Wald und Wiesen über mehrere Stunden entlang eines Hügelkammes führt. Es ist warm, ich habe Kopfschmerzen und ich spüre meine Füße. Der harte Boden ist nicht dankbar. Interessant ist, dass laut meiner Einschätzung hier durchaus große Beutegreifer leben könnten, wir aber keine Hinweise finden. Ein Mischgebiet zwischen bewaldeten Hügeln, die sehr steil sind und Almwiesen dazwischen. Die Wiesen selber sind noch mit Waldresten durchsetzt. In Dolny Kubin treffen wir Jürgen und Hans machen eine Pause bevor wir jetzt mit den Rucksäcken wieder losmarschieren. Auf einer Wiese finden wir einen Platz für unser Lager oberhalb der Stadt. Ein Reh wurde hier gerissen. Haut und Beine sind noch übrig. Es war definitiv kein Wolf, könnte Luchs gewesen sein. Der Riss ist aber schon älter. Keine Spuren von Wolf, Bär oder Luchs.

05.Mai: Die ganze Nacht plagten mich Kopfschmerzen, leichter Sonnenstich vom Vortag. Wir entscheiden uns dafür nicht den Wanderweg auf fast 1400 Höhe zum Kubinska Hola rauf zu laufen, sondern nehmen einen Querweg durch den Wald und sparen uns so insg. 700m Höhenunterschied. Eine sehr gute Entscheidung, wie sich herausstellt. Wir finden im Wald Bären und Wolfsspuren. Einige Spuren der Bären scheinen ganz frisch zu sein. Da der Weg am Schluss zurück auf den markierten Pfad fast unsichtbar wird, gehen wir praktisch quer durch den Wald. Etwas schwierig sich mit Rucksack durch den teilweise dichten Fichtenwald zu kämpfen. Die Navigation geht hier nur noch mit GPS. Ich sehe ein Hirsch, übrigens finden wir täglich sehr viele Hirschspuren. Auch wenn wir selber gelegentlich durch eine Stadt oder Dorf laufen müssen, konnten wir bisher keine wirkliche künstliche Barriere für Wildtiere entdecken. Die Siedlungsdichte ist so locker, dass Wildtiere immer durch Wälder ausweichen können. Die Waldbestände sind bisher noch sehr eng miteinander verwoben. Die entwaldeten Flächen für Wiesen, Siedlungen oder Landwirtschaft sind nicht breit genug, um eine ernsthafte Barriere darzustellen. Wir lagern heute 300m oberhalb von Zazriva auf 900m Höhe auf halben Weg zur Hügelspitze Javornika. Spuren: Wolf, Bär, Hirsch, Reh, Dachs, Fuchs

06.Mai: Es soll der Tag der umgefallenen Bäume und Wolfspuren werden. Es scheint, dass ich mich jetzt einlaufe, Kopfschmerzen sind vorbei, die Füße und Gelenke fühlen sich gut belastbar an. Schon beim Aufstieg geht es los. Sehr steil 300m hoch und dann liegen schon etliche Fichten quer über den Weg, so dass wir durch den Wald ausweichen müssen oder uns unter bzw. über die Bäume durchkämpfen müssen. Als wir auf 1200m auf dem Gipfel ankommen, können wir vor lauter umgefallenen Bäumen kaum erkennen wo hier welche Wege weiterführen. Ein blau markierter Weg nach Westen muss es sein. Es geht so weiter wir kämpfen uns wirklich fast den ganzen Tag durch den Wald. Nur wenn Wiesenstücke kommen geht es mal leichter. Schneereste liegen herum. Doch dafür finden wir Spuren zunächst vom Bären, und dann den gesamten Tag Wolfsspuren und Losungen. Ein steifer Wind weht und bringt Wolken herbei. Am Nachmittag, so um 14:30 fängt es an zu regnen. Wir sind nur noch 20min vom Basislager entfernt, doch dann kommt das schlimmste Stück. Kampf durch die Fichten. Kurz nach 15:00 erreichen wir Jürgen und Hans. Da wir schon so früh am Lager sind, möchte Martin noch nach Wien fahren, weil sein Neffe am Sonntag Geburtstag hat, und er unbedingt dort sein möchte. Kein Problem, wir bringen ihn schnell nach Zilina. Gabriel, dessen Schlafsack nicht warm genug war, fährt gleich mit. Den heutigen und morgigen Tag werde ich nutzen zu entspannen, die Route der nächsten Woche zu planen und mich zu waschen. Spuren: Wolf viel, Bär

2.Woche Slowakei

07.Mai: Die Ankunft von Thomas, Anja und Johannes war heute etwas chaotisch. Das hat dazu geführt, dass alle warten mussten. Anja war schon um 8:30 da, was ich um 10:00 erfahren habe. Thomas kam 2 Stunden früher als geplant, was wir aber erst erfahren haben, als wir Anja schon abgeholt hatten. Johannes sollte ursprünglich ca. 30min nach Thomas eintreffen, kam dann aber erst gegen 22:30 an. Er hat noch schnell eine Wurst gegrillt, bevor er dann müde im Zelt verschwunden ist. Eigentlich wollten wir nur einmal nach Zilina fahren und dort halt warten bis alle da sind. So mussten wir am Ende dreimal fahren. Armer Hans, der jedes Mal losgedüst ist. Am Lager war es weniger spannend. Nur 250m vom Lager war eine Wolfslosung und ansonsten konnten wir nicht viel machen, außer reden uns sonnen halt eben den Ruhetag genießen.

08.Mai: In dieser Woche werden wir etwas nördlicher und dann schon früh an der Grenze entlang wandern müssen. Das kostet uns eigentlich einen ganzen Tag mindestens. Deswegen sind wir heute und werden morgen ohne Rucksack wandern, um Strecken leichter zurücklegen zu können. Von Mittwoch bis Freitag sind wir dann außerhalb der Reichweite des Backup Teams. Entlang der Grenze gibt es praktisch nur Wald und kaum irgendwelche besiedelten Gebiete. Das wird ausgesprochen spannend. Heute war die Strecke doch überraschend einfach. Wir haben auf dem Weg Spuren und Losungen von Wolf und Bär gefunden. Im Moment befinden wir uns auf einem Hügel Östlich von Kysucke Nove Mesto. Zilina und die Entwicklungsachse bis zu dieser Stadt stellt für viele Wildtiere eine fast unüberbrückbare Barriere dar. Eventuell gibt es zwei kleine schmale Stellen, die doch noch passierbar sind. Ein genaues Monitoring wäre aber notwendig.  Nur im Norden ist eine gute Passiermöglichkeit. Der im Moment letzte deutliche Hinweis auf einen Bären ist nur 2km Luftlinie von unserem Lager entfernt. Ich würde mich allerdings nicht wundern, wenn die Obstbäume in Stadtrandgebiet im Sommer/Herbst von Bären besucht werden würden. Am Abend habe ich noch die Marmot und Expedausrüstung vorgeführt, danach haben wir am Lagerfeuer gesessen und ich habe ein wenig auf meiner Mundharmonika gespielt.

09.Mai: Ein kalter Wind wehte mir in der Nacht um die Ohren. Ich habe auf dem Autodach geschlafen. Nach dem eher ruhigen ersten Tag steht heute eine lange Strecke an. Zunächst durch die Stadt und dann gleich 330m steil den Berg hoch. Wir sind nochmals ohne schweren Rucksack unterwegs. Wir kommen ausgesprochen schnell voran. Wir finden eine unvollständige Spur, die von einem Wolf sein könnte. Etwas später eine alte Losung mit Haaren von Reh oder Hirsch die von einem Wolf stammen könnte. Also Wolf eventuell. Es fing leicht an zu regnen war aber recht warm. Eigentlich eine schöne Erfrischung, solange es nicht stärker regnet. Von allen Seiten kamen dunkle Regenwolken, doch wir hatten Glück und wanderten genau hindurch, ohne einen rechten Guss abzubekommen. Die Wege waren zum größten Teil nicht gut für Spuren geeignet, schon zu trocken und hart, oder dort wo sie weich waren sind Motocrossbiker durchgepflügt oder Traktoren. Jedenfalls hatten wir eine super Aussicht über bewaldete Hügel mit einer ganz dünnen Infrastruktur, alte Bauernhäuser und kleine einsame Dörfer. Drei Rehe sprangen durch den Busch und beschwerten sich später über die Ruhestörung. Erst am Nachmittag entdeckte ich endlich wieder eine Bärenspur, und 2 Stunden später noch eine. Ich bin sicher, es gibt hier auch Wölfe und Luchse. Anders als bisher haben wir jetzt viel mehr Rehspuren und weniger Rotwild. Um 17:00 nach 8 Stunde kommen wir an. Hans und Jürgen haben schon einen Lagerplatz gefunden.  In der Nähe von Semetes am Sattel.

10.Mai: Die nächsten drei Tage sind wir mit unseren Rucksäcken unterwegs und durchwandern ein sehr dünn besiedeltes Gebiet entlang der slowakisch tschechischen Grenze. Die Siedlungen, die wir sehen oder teilweise passieren werden immer kleiner und seltener. Immer wieder, speziell dort wo viele Fichten stehen liegen die von der Schneelast abgebrochenen Spitzen der Fichten herum oder Bäume versperren den Weg. Dadurch müssen wir immer mal wieder ausweichen durch den Wald. Wir steigen auf bis knapp über 1000m. Ein kräftiger kühler Wind bläst und von dem morgendlichen strahlend blauen Himmel ist bald nicht mehr viel zu sehen. Wir können immer wieder weit über die bewaldeten Hügel in alle Richtungen sehen, doch Spuren von Wolf, Bär oder Luchs haben wir heute keine gefunden. Lediglich alte Losungen, die Haare von Reh oder Hirsch beinhalteten, ich aber keinem Tier sicher zuordnen konnte. Wir hatten zwei Hinweise die eventuell vom Luchs sein könnten, und einen Hinweis der relativ sicher vom Wolf, oder Luchs war. Nur war die Losung schon zu alt und nicht mehr vollständig, um es genau sagen zu können, aber voll mit Reh/Hirschhaaren. Tendenziell würde ich eher auf Wolf tippen. Das war kurz vor der Grenze Unser Lager war auf einer fast freien Hügelspitze in einer kleinen Senke. Super Ausblick, Wasser war direkt unterhalb von uns. Wir sind auf 1000m Höhe und haben beide Tarps aufgebaut. Rehe sind auf der Wiese.

11.Mai: Strahlend blauer Himmel und wir könne Tarps und Schlafsäcke während dem Frühstück lüften und trocknen. Leider ist der Boden so trocken, das Spuren kaum noch sichtbar sind. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass wir meistens innerhalb eines Schutzgebietes wandern. Jetzt geht es genau auf der Grenze entlang. Es ist anfangs heiß doch dann kommen immer mehr Wolken auf. Das nächste ursprünglich geplante Lager, ebenfalls auf der Grenze ist nicht sehr weit. Eine kleine Wiese, und entlang der Straße finden wir auf Wasser an einem alten Bauernhof. Hier hängt ein Schild, dass die Jagd auf Wolf, Bär und Luchs verboten ist. Deswegen gehen wir davon aus, dass zumindest sporadisch eines der Tiere hier unterwegs ist. Spuren oder Hinweise finden wir heute allerdings nicht. Da es noch recht früh ist, hat trotz des schweren Rucksackes keine Lust auf der kleinen unschönen Wiese zu campieren. Also entscheiden wir uns noch 3km steil berghoch zulaufen, um eventuell auf der Spitze einen Lagerplatz zu finden. Ich habe meine argen Zweifel, aber man weiß ja nie. In Schweiß gebadet und mit müden Knochen und hängender Zunge erreichen wir die Spitze. Ein trockener Sitzplatz ist vorhanden aber als Lagerplatz ist es sehr unbequem und uneben. Nach Besichtigung der Wanderkarte wollen alle zur nächsten Wiese runter, trotz meiner Einwände, dass diese Wiese eventuell völlig verbuscht ist. Wir steigen ab, und irgendwie verläuft der markierte Wanderweg anders als auf der Karte. Nach ca. 1 Stunde erreichen wir eine traumhaft schöne Wiese, der Bauernhof unterhalb ist unbewohnt, und Wasser ist ebenfalls in der Nähe.

12.Mai: Da wir gestern weitergewandert sind als geplant schicke ich Jürgen und Hans eine SMS, dass wir heute schon um 11 Uhr im Dorf Lysa sein werden. Pünktlich um 11:05 erreichen wir den Wagen und nehmen ein zweites Frühstück. Mein Handy ist fast leer und beim Laden entdecke ich, dass es sich nicht mehr laden lässt. Ein Glück, dass ich mein altes Handy als Ersatz noch dabeihabe. Wegen dieser Probleme wandern wir erst um 12:30 weiter ohne Gepäck über Zubak nach Lednica. Eine schöne halboffene Landschaft mit vielen blühenden Obstbäumen. zwischen den Dörfern müssen wir immer über einen bewaldeten Kamm. deutliche Spuren von Wölfen, Bären oder Luchsen finden wir keine. Dafür steht in Lednica eine Infotafel mit Bildern von Wildtieren. Dazu gehören auch Bilder von Luchs und Wolf. Von der Landschaftlichen Struktur und der Anbindung an weitere Wälder sehe ich keinen Grund warum es diese Tierarten hier nicht geben sollte. Menschliche Barrieren waren bisher nur Städte mehr im Norden unserer Strecke, die aber noch leicht umgangen werden können.

13.Mai: Unser Lager war auf einer Wiese, neben Schafstallungen. Es ist für Hans und Jürgen wirklich nicht einfach Stellen zu finden, an denen wir mit Zelten übernachten können. Es ist der letzte Wandertag der zweiten Woche und wir kommen Trencin recht nah. Laut meiner Planung hängen wir im Zeitplan etwa einen Tag. Die heutige Strecke führt eigentlich wieder durch eher sehr dünn besiedelte hügelige Waldgebiete. Sehr unangenehm wurde eine längere Strecke durch das Dorf Vrsatske-Podhradie auf Asphalt in der Sonne. Dafür sind hier aus den Wäldern herausstehende Felsformationen, die neben den Blumenwiesen und den Holzhäusern sehr idyllisch wirken. Unser letztes Camp diese Woche ist 19km von Trencin bei Horne Srnie auf einer wilden Wiese, direkt an einem Bach, am Rand eines Schutzgebietes. Die Forststrasse direkt daneben wird allerdings oft genutzt. Bisher hat aber niemand etwas gesagt. Hans und Jürgen haben zuvor gefragt, ob wir auf dieser Wiese für zwei Nächte unsere Zelte aufschlagen können. Diese dörflichen Strukturen hier in der Region stellen keine Barriere oder direkte Bedrohung dar.

3.Woche Slowakei

14.Mai: Mit der dritten Woche kam heute Karin-Maria aus Deutschland und Karin aus Österreich an. Ich bin schon um 5:30 aufgestanden, um mich im kalten Bach zu waschen. Das war auch nach einer Woche Schweiß dringend nötig. Die erfrischende Kühle der Morgenluft und das kalte Wasser empfand ich als sehr angenehm. Thomas, Anja und Johannes sind gemeinsam von Trencin abgereist. Gerade bekomme ich eine SMS, dass Johannes wie bei der Anreise schon wieder Probleme mit der Bahn hat. Diesmal ist die Oberleitung defekt und er muss in Bratislava übernachten schreibt er. Ich sitze am Computer und schreibe Emails, Tagebuch und arbeite. Ein Gewitter kühlt die Luft etwas. Alle anderen sind zu einem Ausflug ins nächste Dorf unterwegs. Wir sitzen lange unterm Tarp am Abend bis dem Hans auffällt, dass die grüne Toilettenschaufel weg ist. Hans und Jürgen suche alles ab, finden sie aber nicht.

15.Mai: Beim Aufräumen nach dem Frühstück, findet Hans die Schaufel wieder. Sie war zwischen den Boxen im Anhänger eingeklemmt. Es ist warm und wir laufen los, am Waldrand entlang von Horne Srnie bis nach Horna Suca. Wir laufen viel in der Sonne müssen aber kaum rauf oder runter. Spuren finden wir von Reh, Hirsch, Wildschwein, Dachs, und Fuchs aber keine von Wolf, Bär oder Luchs. Es ist eine sehr gemütliche Wanderung und es wird deutlich, dass Karin Maria mit der Wanderstrecken überfordert ist. Deshalb entscheide ich, dass Jürgen uns mit dem Wagen abholen soll, es ist schon 17:00 Uhr und damit ist es zu spät, um die restliche Strecke von mind. 7km noch zu laufen. Hier kommt dann der deutliche Vorteil mit einem Backup Team zu tragen. Karin Maria begleitet das Backup Team diese Woche. Jürgen und Hans haben einen schönen Lagerplatz für uns alle gefunden, bei einem Bauch und jungen Ziegen die ein paar Meter weiterspielen.

16.Mai: Da wir mittlerweile 1,5 Tage im Zeitplan hinterherhinken, entscheide ich mich ein Stück mit dem Fahrzeug zu überbrücken. Karin, Hans (er möchte heute mitlaufen) und ich starten am nördlichen Zipfel der Weißen Karpaten westlich von Nova Mesto. Ein super schöner Weg der sich durch diesen ersten Teil dieses Gebirgszuges zieht. Diesem Ausläufer der Karpaten folgen wir in den folgenden Tagen bis kurz vor Bratislava. Ich erfahren von der Luchexpertin in der Slowakei, dass hier vor 5 Jahren ein Luchs gesichtet worden ist. Allerdings würden Luchs, Wolf und Bär hier im Südwesten kaum eine Überlebenschance haben, weil die Jäger, die sofort schießen würden. Landschaftlich und von der Infrastruktur her betrachtet sollte es eigentlich kein Problem sein, für die Großräuber hier leben zu können. Heute Abend ist unser Lager an einem See mit vielen Anglern auf einem ehemaligen Campingplatz.

17.Mai: Um 4:00 in der Früh werde ich vom Regen geweckt. Dem Land und dem Boden tut es sicher gut und ich hoffe, dass es nicht über den ganzen Tag so sein wird. Doch es soll auf der ganzen Wanderung, die ich mit Karin mache, regnen. In Dorfnähe schliddern wir im Matsch herum auf den Feldwegen. Im Wald geht es dafür sehr gut. Trotz Regen ist es so warm, dass ich im T-Shirt gehen und kann. Ich benutze dieses mal einen Regenschirm, weil ich noch keinen schweren Rucksack auf den Schultern trage. Die Wälder wirken wie in einem Park. Hohe Bäume und unten alles Gras. Zunächst müssen wir vom See der Strasse folgen bis zum Wanderweg. Das ist weniger schön, aber aus meiner Sicht interessant, weil ich feststelle, dass zwischen dem gestrigen Waldstück und der Fortsetzung heute ein Dorf liegt, das direkt durch das Gebiet führt und mindestens auf einer Seite Grundstücke und Wiesen mit hohen Zäunen geschützt werden. Erst weit hinter dem Dorf finde ich stellen, die für eine Wildtierpassage geeignet sind. Hier kommt es drauf an, dass zukünftig die Dörfer nicht auf diese Weise zusammenwachsen. Um 14:15 erreichen wir Dobra Voda. Dort treffen wir uns mit den anderen, um dann von hier mit Rucksack und Tarp bis im Wald zu verschwinden. Es regnet die ganze Zeit, der Boden wird entsprechend feucht sein. Man glaubt es kaum, aber je später der Abend wurde umso schöner wurde das Wetter. Karin und ich sind noch mit Rucksack ca. 1 Stunde gelaufen um im Wald eine feuchte, aber schöne Wiese als Nachtlager zu finden.

18.Mai: In der Nacht kamen die Wildschweine, wir haben sie nicht gesehen aber gehört und Shira hat ständig warnend in mein Ohr geknurrt. Die Wiese rings um unser Lager war vom Tau und gestrigen Regen sehr feucht. Aber es warm und herrlich zu sehen wie der Nebel am morgen aus der Wiese im Sonnenlicht aufstieg. Um 9:00 brechen wir auf mit Sack und Pack durch schöne aber wirtschaftlich genutzte Waldlandschaften.  Neben uns springt plötzlich eine Hirschkuh aus dem Busch. Wie schon die letzten Tage sind die Bilder kontrastreich. Erst Wald und plötzlich steht man vor der Straße und fragt sich wie man denn da jetzt mit Hund und Gepäck rüberkommt. So ähnlich wird es den meisten Wildtieren ergehen. Das Wetter bleibt schön warm und wir verschwinden auf der anderen Seite wieder im Wald. Die letzten Kilometer müssen wir unerwarteter Weise auf Asphalt laufen. Der Wanderweg wurde vom Waldrand auf die Straße verlegt. Sehr ungemütlich. Dafür haben Hans und Jürgen ein Lager an einem See gefunden. Der Campingplatz ist noch nicht geöffnet. Langsam wird es schwer noch geeignete Plätze für gemeinsame Camps zu finden.

19.Mai: Heute kommt Jürgen mit, denn Karin hat sich erkältet und gestern Abend leichten Schüttelfrost gehabt. Das erste Stück geht es mit Tagesrucksack auf einen Grad mit Aussicht über die Wälder bis in die Ebenen. Am Nachmittag treffen wir auf die anderen und nehmen nach einem Picknick unsere Rucksäcke, um für die Nacht im Wald zu verschwinden. Wir finden ein Lager auf dem Grad in einem Wald. Seit einigen Tagen bekomme ich von mehreren Seiten Meldungen, dass sich ein Braunbär in Österreich bis kurz vor die Bayerische Grenze gesichtet worden ist. Die Meinungen dazu gehen in unterschiedliche Richtungen.

20.Mai: Der heutige Tag war kurz. Es waren nur 8km Luftlinien zu wandern bis zum anvisierten Lagerplatz kurz vor Bratislava noch immer auf dem bewaldeten Kamm. Wir haben aber festgestellt, dass es hier riesige eingezäunte Gebiete vermutlich für die Jagd gibt. Am Morgen hat es leicht geregnet, am Nachmittag wurde es warm. Jürgen wird richtig fit, als er sieht, dass es nur noch 1 Stunde Laufzeit ist. Wir kommen nach 45min an. Am Nachmittag bringen wir Karin Maria, und Karin aus Österreich nach Bratislava und holen gelichzeitig Leonard und seine Tochter Christina ab. Beide waren schon im letzten Jahr bei der Expedition dabei. Jetzt habe ich mir auch eine Erkältung eingefangen, kann kaum schlucken, und entsprechend schlecht konnte ich schlafen. Nicht gut, vor der Marchüberquerung.

4.Woche Slowakei – Österreich

21.Mai: Nach dem Frühstück sind Jürgen und ich losgefahren um uns einen ersten Eindruck von der March, dem Grenzfluss zwischen der Slowakei und Österreich anzusehen. Wie kommen wir dorthin, wo können wir am besten durchschwimmen. Das ist die Aufgabe für Dienstag. Schnell wird klar, mit Bergschuhen kommen wir durch das Auenland der March nicht trockenen Fußes bis zur March. Die Wege stehen teilweise noch fast knietief unter Wasser. Die Zeit wird knapp, und wir müssen noch nach Bratislava, um dort Ulrike mit ihrem Hund Lorenzo vom Bahnhof abzuholen.  Pünktlich kommt Ulrike an und wir sind gegen 14:30 zurück am Lager. Birgit die weitere Teilnehmerin aus Sachsen ist mittlerweile schon angekommen. Birgit war schon im Januar mit ihrem Mann Rolf bei der Feldarbeit in Rumänien dabei. Wir sind also vollständig und genießen noch den Abend.

22.Mai: Glas klar war die Luft in der Nacht. Ganz anders, als wir aus unseren Schlafsäcken krochen. Dicke Nebenschwaden überall und recht kühl. Weil es so frisch ist, waren wir schon kurz nach 8:00 fertig, gefrühstückt, gepackt und alles waren in Aufbruchstimmung, während ich noch Brot Wurst und Käse in den Rucksack warf. Das heutige Ziel, die Ebene westlich von Stupava. Laut Wanderkarte über 7 Stunden zu wandern. Noch für 8:30 sind wir los, durch den völlig neblig dunklen Wald. Aussicht war gleich null. So ging es den gesamten Vormittag. War es die feuchte und kalte Luft, die alle motiviert haben zügig zu gehen? Wir waren recht schnell. Im Nebel haben wir ein Reh gesehen. Erst als wir unter 300m waren, kam die Sonne raus und es wurde warm. Am frühen Nachmittag haben wir dann noch Damwild mit einem Jungtier beobachten können. Schon um 15:30 waren wir in Stupava, während Hans und Jürgen noch auf der Suche nach einem geeigneten Lagerplatze waren. Der war am Ende ca. 1,7km westlich von Stupava auf einer Wiese, mit ganz vielen Mücken. Am Abend bin ich dann noch mit dem Land Rover zur March gefahren. Ich wollte abschätzen wie lange wir laufen müssen, und wie denn die March aussieht. Dazu bin ich diesem mal dem Wagen durch die überschwemmten Wege gefahren. Morgen wird es lustig und nass kalt.

23.Mai: Die March. Ich bin schon früh wach, die Erkältung ist am Abklingen, aber dafür sind jetzt die Nebenhöhlen nicht frei. Ist egal. Christina, Leonard, Ulrike und Birgit haben sich entschieden mit mir die March zu durchqueren. Wir frühstücken und schon um 8:30 ist alles verpackt und verstaut. Wir haben nur die notwendigsten Sachen gegen Mücken und zum Laufen dabei. In Sandalen geht es los ca. 6km durch die Marchauenlandschaft. Erst um 12.Uhr können wir rüber, so haben wir viel Zeit. Wir wandern durch Schlamm und überschwemmte Wege. Im Wasser finden wir Urzeitkrebse und viele Fische, die uns um die Beine schwimmen. Blutegel gib es auch. Das letzte Stück ist auf trockenem Weg und wir kommen um 10:45 an die March, wo gleich der Mückenalarm anschlägt. Jetzt heißt es warten, Jürgen uns Hans sind auch eben gerade angekommen. Um 11:30 signalisiert mir Michael Proschek vom WWF Österreich, dass alle da sind und ich bespreche den Startpunkt und die Stelle, an der ich möglichst ankommen soll. Die Strömung der March ist nicht unerheblich ca. 50m breit. Wir haben die Idee, unsere Sachen in einen Beutel zu tun und am Ende rüber zuziehen. Ich hake mir die Schnur (wir haben ca. 80m) am Karabiner ein. mache mich nass und falle dabei fast in die March. Um 12:14 steige ich in das kalte Wasser und schwimme los. Zunächst habe ich das Seil fast zwischen den Beinen, kann mich aber schnell befreien. Bis zur Mitte der March komme ich gut voran, merke aber deutlich den Zug des Seiles in der Strömung. Ich schätze gerade ab, ob ich das Ziel so erreiche, als ich nicht mehr weiter schwimmen kann und schnell von der Strömung mitgerissen werde. Das Seil hängt fest. Viel Zeit bleibt mir nicht und en Blick zurück zum Ufer ist nicht hilfreich. Also muss ich den Karabiner lösen, was nicht ganz leicht war mit einer Hand rückwärts greifen und den erst den Zug aus dem Seil nehmen, um den Karabiner überhaupt los zu bekommen. In der zwischen drückt mich der Fluss weiter abwärts. Endlich kam ich los und konnte weiter schwimmen. Den Zielpunkt konnte ich aber jetzt nicht mehr erreichen, außerdem hat diese Aktion Kraft gekostet. Ich kam ca. 20m unterhalb ans Ufer ziemlich außer Atem. Die Anderen waren mittlerweile im Wasser und kamen rüber. Der Sack mit unseren Sachen schwamm langsam Flussabwärts, keiner hatte die Leine mitgenommen. Leonard war noch nicht ganz da und ist nochmals rüber, um die Sachen zu retten. Allerdings musste Hans ihn jetzt auf der anderen Seite abholen. In der Zwischenzeit bin ich zu den Kindern mit ihren wunderbaren Masken für einige Bilder und habe die ersten Fragen beantwortet. Dann konnte ich mich endlich umziehen. Auf der Pressekonferenz ging es um die Bedeutung der Marchregion und um die Verantwortung den Korridor zwischen den Alpen und den Karpaten wiederherzustellen. Interessant war, dass uns der Vizebürgermeister von Marchegg erzählt hat, dass vor 4 Jahren ein Bär die March überquert hat. Das ORF Fernsehteam hat unsere weitere Wanderung noch bis zum Abend verfolgt und Christina, Ulrike und mich interviewt. Die Sendung wird am 11.Juni im ORF „Schöner Leben“ ausgestrahlt, und danach noch auf 3 Sat. Wir lagern heute auf dem Gelände des Barockschlosses Schlosshof.

24.Mai: Heute sind wir 20 Kilometer auf einem Damm neben einem Seitenarm der Donau, gewandert. Wir haben aber leider nur Spuren von Rehen, Hirschen und Hasen gesehen. Teilweise wurden wir von Mücken gebissen und abends kamen wir an dem Jugendlager an, unserem Ziel der heutigen Wanderung. Dort haben wir noch gegrillt und bekamen riesige Zelte zur Verfügung gestellt. (hier schreibt Christina) Der Tag war wenig ereignisreich. Wir haben zwar etliche Hasen und Rehe gesehen. Wir sind zunächst dem Damm entlang der March und später der Donau gefolgt bis nach Eckertsau. Der harte Bode auf dem Damm hat unsere Füße nicht geschont. Dort waren wir eingeladen im Jugendlager zu übernachten, in riesigen Zelten. Es gab Grillwürste und am Abend habe ich mich 20min zu den Jugendlichen gesetzt und ein wenig über Bären, Wölfe und Luchse erzählt.

25.Mai: Am Morgen war irgendwie der Wurm drin. Sonst haben wir alles schon gepackt vor 9:00. Heute war eigentlich viel weniger zu tun und um 9:00 waren wir noch immer nicht fertig. Dafür standen schon zwei Journalisten bereit. Der Chefredakteur von der Jägerzeitung Hubertus kam bis zum Fährenhaus an der Donau mit. Wir hatten sehr interessante Gespräche auf dem Weg. Stehen bleiben konnte man nicht, wenn man nicht von Mücken aufgefressen werden wollte. Mit einer kleinen Fähre sind Christina, Leonard, Birgit und ich mit Shira über die Donau gebracht worden. Auf der anderen Seite sind wir nach Haslau auf den Ellender Wald gestoßen. Ein Wald der fast komplett mit diversen Jagdgehegen abgezäunt war. Wir wussten, dass es eine Passage gibt, die sogar von Hirschen genutzt wird. allerdings war es nicht einfach diese zu finden. Fast 1 Stunde sind wir dann zwischen den Zäunen bis auf die andere Seite gewandert und bei Arbesthal ausgekommen, direkt vor der Autobahn A4. Hier stellt sich die Frage wie man diese jetzt über oder unterqueren kann. Wir haben eine Unterführung, die für uns geeignet ist gefunden. Ob die von Wildtieren genutzt wird ist fraglich, schon allein wegen der völlig veränderten Akustik. Hans und Jürgen haben mittlerweile einen Lagerplatz gefunden ca. 1km südlich von der Autobahn neben einen Windpark und Weinstöcken.

26.Mai: Es rauschte die ganze Nacht. Jürgen dachte immer, es wäre schon morgen und ich hätte schon den Kocher für den Tee angeworfen. Nein es waren die Windräder, unter denen wir lagerten. Mit unseren Rucksäcken machten wir uns auf den Weg um den letzten Abschnitt der Karpaten, das Leithaugebirge westlich von Neusiedler See zu durchqueren. Zunächst mussten wir noch ein paar Kilometer durch die Eben, und einen Kanal Barfuß durchqueren. Auf der Dorfwiese von Sommerein haben wir unsere Mittagspause eingelegt. Mit einer glücklichen Eingebung habe ich in dem Sparmarkt nach einem Mückenabwehrendem Gebräu geschaut und bin tatsächlich fündig geworden. Dann ging es ab in den Wald, zwei Schritte und wir bewegten uns auf einem fliegenden Teppich bestehend aus Moskitos. Wer stehen bleibt hat Pech gehabt. Anfang ging es auf Forststraßen bergan. Als wir oben waren, kamen wir zur Quelle des Baches und mussten das Wasser auffüllen. Um halbwegs sauberes Wasser zu bekommen, durch das nicht vorher schon eine Horde Wildschweine getrampelt ist, musste ich ein wenig graben und dann tropfenweise mehrere Liter Wasser abzufüllen. Sehr amüsant, mit den Moskitos, während ich mit einer Hand die Flasche in richtiger Position halte und mich nicht bewege wetzen sich die kleinen Vampire ihre Saugrüssel. Dann nehme ich eine Abkürzung, über den Kamm. Eine sumpfige völlig zertretene Wildschweinautobahn. Wir stellen fest, dass es pro Kubikmeter Luft noch eine Steigerung der fliegenden Rüsseltiere gibt. Gegen 16:00 finden wir eine kleine Wiese, zum Lagern. Doch Christina und ich gehen noch bis zur Franz-Josef-Warte. Ein viel schönerer Lagerplatz mit Aussichtsturm. Wir ziehen um. Während Leonard und ich unterm Tarp schlafen wollen, schlagen Ulrike, Birgit und Christina ihre Schlafplätze oben im Turm auf. Die Durchquerung von der Donau bis ins Leitha Gebirge ist für Wildtiere nicht einfach. Ersten ist der Eellender Wald, fast komplett abgezäunt, zweitens stellt die Autobahn A4 zwischen Wien und Bruck eine Barriere dar, die kaum zu überwinden ist.

27.Mai: Es regnete und stürmte fast die ganze Nacht. Ich wollte endlich mal den Biwakschlafsack testen und habe mich zur Hälfte in den Regen gelegt. Er hielt dicht. Um 2:30 drehte der Wind und ich musste das Tarp auf meiner Seite runterziehen und neu spannen. Die Nacht war eher unruhig und die Böen knallte richtig ins Tarp. Das Wasser war knapp und ich konnte ca. 2 Liter Wasser vom Tarp in der Nacht zu sammeln. Das schmeckte etwas komisch. Wasser mit Tarp-Geschmack. Die Mücken kamen wieder mit dem ersten Schritt in den Wald. Wir wanderten los und der Weg ging praktisch gerade wie ein Strich durch die Landschaft. Rauf und wieder runter um gleich wieder rauf zu dürfen. Um 12.30 kamen wir an den nächsten Aussichtsturm „Buchkogel“. Gerade wollen wir eine Pause machen, da kam die SMS, dass das heutige Basislager in einer Grotte ist an der Kürschner Grube, nur noch 2km entfernt. Allgemeine Erleichterung, nur noch ein kurzes Stück. Es ist wirklich eine Grotte, eigentlich ein super Lager mit Feuerplatz. Leider mitten im Wald fast ohne Netzverbindung, ohne Wasser und ohne Aussicht in einem Meer von Moskitos. Christina und Leonard bringe ich noch heute zum Flughafen, hole dabei Christa ab. Sie kommt gerade aus Rumänien und durch sie bin ich auf Jürgen und Hans gestoßen. Auf dem Weg zurück in den Wald treffe ich noch Rolf und seinen Sohn Stephan, die Birgit mit dem Wagen abholen wollten. Der Weg durch den Wald zur Grotte ist lustig und irgendwo verfangen sich unsere Haselnussstangen in einer Liana und werden vom Dach gerissen. Außer Geklapper merken wir nichts. Erst am Lager fällt es dem Hans auf, dass die Stangen fehlen. Das Leitha Gebirge selbst ist zwar forstwirtschaftlich und jagdlich stark genutzt, aber sehr dicht bewaldet.

5.Woche Österreich

28.Mai: Wir haben am Samstag von dem Jäger Johann die Grotte als Lagerplatz im Wald empfohlen. War ein super Lager und ungewöhnlich. Es hatte die letzte Nacht wieder heftig geregnet. Obwohl heute ein Ruhetag ist, habe ich mich entschiede heute noch nach Hornstein zu laufen, um morgen weniger weit laufen zu müssen. Johann ist von der Gloggnitzer Jägerrunde und ist als Jäger von unserem Projekt und der Idee die dahinter steckt begeistert und hat uns am Nachmittag bei unserem Lager am Friedhof unterhalb einer alten Burgruine besucht. Am Mittwoch werden wir von der Jägerrunde in Kranichberg erwartet. Wir haben eine gute Aussicht auf die Alpen, die nach der Durchquerung der Ebene bevorsteht. Den letzten Zipfel der Karpaten haben wir heute sozusagen erreicht.

Wenn die Schuhe drücke, zieht man sie aus und läuft in Socken. Logisch oder!

29.Mai: Heute haben wir die Karpaten verlassen. und wandern im Regen durch die Ebene zwischen dem Leitha Gebirge und dem Rosaliengebirge. Eine Landschaft, die von zwei Autobahnen durchschnitten ist. Im Moment noch eine Barriere für alle Wildtiere. Beide Autobahnen sollen allerdings für Wildtiere mit Hilfe von Grünbrücken durchlässig gemacht werden. Aus meiner Sicht, muss zusätzlich noch eine Wiederaufforstung zumindest in Form von „Trittsteinen“ für Wildtiere entwickelt werden. Die Baumreihen als Windschutzstrukturen entlang der Felder, würde ich schon als Hilfe für Wildtiere betrachten, sind aber nicht ausreichend. In Pöttsching sind Michael Proschek vom WWF Österreich und Fritz Völkl von der österreichischen Bundesforste AG zu uns gestoßen und haben uns bis zum Lager bei Wiesen begleitet.

30.Mai: Um 10:00 war eine Pressekonferenz zum Grünbrückenstandort Sigles mit Dem WWF Österreich, der österreichischen Bundesforste AG, der ASFINAG und dem ehemalige Jagdobermeister aus der Region. Einstimmig wurde deutlich, wie wichtig alle Beteiligten die Entwicklung des Korridors zwischen den Alpen und dem Leitha Gebirge und in der Verlängerung bis in die slowakischen Karpaten ist. Wir sind danach von Wiesen erst nach 12:00 aufgebrochen und um ca. um 19:00 in Bromberg eingetrudelt. Es ist merklich abgekühlt und Temperaturen unter 5°C in der Nacht sind zu befürchten. Wir haben heute einen Schwarzstorch aus ca. 25m im Baum beobachten können. Sehr schön und recht seltene Begebenheit. Hier kommt jetzt Ulrikes und Christas Beitrag zum Tagebuch.

Wolfsweg-Survival-Lexikon:

Rüdiger Nehbergs Survival-Lexikon ist out, ab jetzt gelten die Tipps vom Wolfs-Team Peter, Hans-Jörg und Jürgen.

Tipp Nr. 1: nasse Socken müssen im Schlafsack, am Körper trockengeschlafen werden.

Tipp Nr. 2: gegen kalte Füße, Wollsocken und Neoprenüberzieher.

Tipp Nr. 3: beste Aufwärmungsmethode – Ganzkörperwäsche im eiskalten Fluss. Gefühlte Temperatur danach 30°C plus.  

Tipp Nr. 4: Die Schmerztherapie – in den Schmerz hineinatmen.

Tipp Nr. 5: kreatives Beschwerdemanagement: „Was wollt ihr? Ihr habt Adventure gebucht!“

Weitere Tipps sind zu befürchten……

Tagesspruch: Wir sind am Ende des Winters aufgebrochen und kommen am Anfang des Winters hier an.

31.Mai: Von Bromberg sind wir heute bis nach Kranichberg gewandert. Der Anfang war sehr leicht und wir haben herrliches Wetter, die Luft war allerdings recht kühl. Im letzten Teil mussten wir dann durch den Wald auf ca. 850m ansteigen. Unterwegs haben wir wieder einen Schwarzstorch gesehen. Der Wald verändert sich. Hier steht wieder mehr Hochwald und es gibt fast keine Mücken. Bei Warth verläuft die Autobahn in Nord-Süd Richtung. Sie steht aber auf mehreren Brücken und sollte damit für Wildtiere passierbar sein. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass unter den Brücken nicht alles zum Siedlungsgebiet umfunktioniert wird. In Kranichberg angekommen, wurden wir von den Bläsern der Jägerrunde Gloggnitz begrüßt und zum Abendessen eingeladen. Johann hat alles organisiert. Es war ein toller Abend und sehr sättigend. Ich halte es für ausgesprochen wichtig ersten die Sichtweise der Jäger zum Thema meiner Arbeit zu erfahren und habe mich über die interessierten und lockeren Gespräche sehr gefreut. Der randalierende Bär war natürlich ebenfalls ein Gesprächsthema. Die Wichtigkeit des natürlichen genetischen Austausches und der Wanderbewegungen wurde besonders betont. Für alle Wildtiere. Ich bin sicher es wird nicht unsere letzte gemeinsame Gesprächsrunde in geselliger Atmosphäre gewesen sein.

01.Juni: Trotz der schlechten Wetterprognosen schien die Sonne und Christa ist mit mir vom Friedhof aufgebrochen, um Semmering zu erreichen. Es war eine herrliche Tour über Raach, Maria Schutz und irgendwann standen wir sozusagen über der Autobahn bzw. der S6, die genau unter unserem Wanderweg durch den Berg geführt wird. Semmering selber ist ein reiner Touriort, an dem die Natur nur noch Kulisse ist. Dort haben Hans, Jürgen und Ulrike auf uns gewartet. Ulrike wollte ihre Blase schonen und nicht mit nassen Schuhen laufen. Jetzt waren sie trocken und wir ging von Semmering hoch zur Kampalpe, wo wir mit Tarp übernachten. Ein schöner Wanderweg, der sich aber ordentlich zieht. gegen 17:30 waren wir oben und ein ziemlich kalter Wind pfiff über die Almwiesen. Der Himmel verdunkelte sich und nachdem wir endlich einen Lageplatz gefunden hatte haben wir schnell das Tarp aufgebaut. Kaum das wir fertig waren fing es tatsächlich an zu schneien, nur ganz leicht als Graupel. Ulrike habe ich meine Warmwohlfühljacke gegeben, denn Ihr Schlafsack ist schon bei 5°C unzureichend. Wir haben uns in unsere Schlafsäcke gekuschelt, nach der warmen Suppe und noch lange gequatscht.

02.Juni: Erst ist es nebelig um 5:00 morgens und gegen 6:30 fängt es wieder an zu schneien. richtig nasskalt, sehr ungemütlich. Wir haben nur noch wenig Wasser, und wir mussten feststellen, dass es auf der gesamten Strecke runter nach Kapellen kein Wasser gab. Selbst an den Hütten, die wir passiert haben gab es kein Wasser, und ein Förster hat es bestätigt. Ich dachte eigentlich, dass wir nach 1,5 Stunden unten sind. Weit gefehlt, der Weg zog sich lange hin und nahm fast jede Kuppe mit. Um 10:30 wollte ich unten sein, gegen 12:00 waren wir unten. Zwischen durch hat es immer ein wenig geregnet. In Kapellen angekommen regnete es sich richtig ein. Da Jürgen und Hans nördlich von Kapellen eine Lagerplatz vom Forstbeamten bekommen haben, musste ich Jürgen rufen denn die nächsten 7km entlang der Bundestrasse bis nach Krampen wollte ich nicht mit dem Rucksack laufen, außerdem hatten wir ja kein Wasser mehr. Ulrike und ich sind dann entlang der Straße gewandert. In Krampen wollte ich alleine weiter über Hinteralm. Ulrikes Schuhe waren völlig durchweicht. Jürgen uns Hans haben mich dann überzeugt, dass ich bis nach Mürzsteg laufen sollte und von dort am Samstag über die Hügel nach Mariazell. Insbesondere bei dem Wetter kürzer und viel angenehmer zu laufen. Also bin ich nach Mürzsteg getigert und von dort geht es morgen weiter. Wenn das Wetter so bleibt, werden wir schon am Samstagabend in Mariazell ankommen.

03.Juni: Es regnete die ganze Nacht. Da mein Extrem Tarp noch nass war, habe ich es über mein Zelt gespannt, was den Vorteil hatte, dass ich den Eingang offenlassen konnte. Da keine Besserung des Wetters in Sicht ist, und die Bäche überquellen, die Wiesen unter Wasser stehen, habe ich mich dazu entschieden heute bis Mariazell zu laufen. Christa ist mitgekommen, Ulrike hatte sich mit ihren patschnassen Schuhen Blasen gelaufen. Leider war auch kaum Sicht und mit dem Regenzeug sieht und hört man kaum etwas von der Umgebung. Diese letzte Strecke nach Mariazell hat nochmals meine Orientierungsfähigkeit und unser Schuhwerk gefordert. Bei dem konstanten Regen, waren natürlich alle Spuren die eventuell von einem Bären hätten sein können hin und weggespült. Jedenfalls sind wir ca. um 16:00 in Mariazell angekommen und jetzt sitze ich in einer kleinen Pension. Morgen um 17:30 halte ich im Hotel Goldenes Kreuz einen Vortrag über die Erlebnisse und Ergebnisse der Expedition.

04.Juni: Um 6:30 bin ich schon mit der Shira spazieren gegangen. Es war wohl der einzige Moment am heutigen Tag, an dem es nicht geregnet hat. An dem spontanen Vortrag habe ich bis 17:20 gearbeitet, und dann ist der Computer mit der Power Point Präsentation abgestürzt. Da ich in 10min nicht in der Lage war, Vortrag wieder wunschgemäß zum Laufen zu bringen, musste ich improvisieren, und habe mir spontan Bilder herausgesucht in einer halbwegs logischen Abfolge. Wir haben derzeit ca. 3000 Bilder von der Expedition. Ein Eis zum Abschluss. Danach haben wir uns in den Land Rover gestopft und sind in der Nacht zurück nach Deutschland gefahren.